wohninsider April-Mai 2024

02. 2024 | April/Mai | wohninsider.at 25 BRANCHENTALK Media) nicht umzugehen vermögen. Ein weiterer wesentlicher Punkt sei, den realen Schauraum um einen virtuellen Schauraum zu vergrößern. Rieger brachte es auf den Punkt: „Wir leben jetzt in einer Welt, die hat es 2019 noch nicht gegeben. Ich kann mit ein paar Sätzen ein fiktives Video generieren. Wir müssen uns dazu JETZT Gedanken machen: Nämlich: Wie kann der Kunde das differenzieren? Wer sind überhaupt meine Kunden und wie kann ich den abholen? Wofür stehe ich?“ Und Rieger zeichnete ein konkretes Zukunftsszenario: „In nur fünf bis zehn Jahren sind VR-Brillen längst überholt, da wird das Studio nicht mehr ein Ausstellungsraum sein, sondern da wird der Kunde nur mehr seine eigene Küche sehen. Wir müssen da radikal umdenken!“ Nichts desto trotz würde bei aller Digitalisierung am Ende des Tages das Geschäft auch dann noch zwischen Menschen gemacht, so der STRASSER-Geschäftsleiter für den Bereich Marketing und Vertrieb. Auf das Produkt nicht vergessen Ebenso spiele jedoch auch das Produkt eine Hauptrolle, wie Kastinger einwarf, denn die immer komplizierten, feinfühligeren und auch anspruchsvolleren Kunden könnten sich gleichzeitig immer weniger vorstellen und wollen daher ihr Produkt angreifen, bei Tageslicht sehen ... Zudem habe sich die Generation der „Zweiteinrichter“ verändert. Bereits in den frühen Zwanziger-Jahren richten sich die jungen Leute von heute oftmals schon zum zweiten Mal ein, sind vermögender als je zuvor und nicht zuletzt dank Apple Haptikfetischisten. Gerade hier sieht Andreas Hemetsberger großes Potenzial: „Die Generation bringt die größten Chancen für die Betriebe mit. Die sind vermögend, wie es keiner von uns damals war. Und das, was sie suchen, finden sie nicht im Erlebnispark oder Autohaus, sondern im Möbelhaus. Die Großfläche nehmen viele als Mitnahmemarkt war. Also, wo gehen sie idealerweise hin? In Häuser wie bei uns, mit einer schicken Fassade, einem tollen Außenauftritt, einem hohen Erlebnisfaktor ...“ Emotionaler Reisebegleiter Der Innenarchitekt und Mitglied des BÖIA, Hermann Eder, hat als gelernter Tischlermeister auch Raumgestaltung studiert und in seiner Tätigkeit als Dekorateur mit vielen Materialien zu tun. Sein erster Ansatz in der Ladengestaltung ist ein höchst pragmatischer: „Ich muss mir meine Produkte ansehen: Wo glaube ich, viel Geld zu verdienen und wo verdiene ich es wirklich?“ Schließlich, bemühte er ein bekanntes Sprichwort, sei „In Schönheit gestorben, auch gestorben“. Seine Devise: „Man muss eine Strategie entwickeln, auf kaufmännischen Grundlagen basierend, und seine Produkte kennen.“ Er selbst hat sich gegen einen Schauraum entscheiden, sieht sich als „Reisebegleiter für meine Kunden, als Bindeglied zwischen Möbelhandel, Produzenten, Verbänden.“ Gemeinsam besuche er mit seinen Kunden die Schauräume der Industrie und stehe vom ersten Gespräch, beim Emotion aufsaugen bis zur Qualitätssicherung zur Seite. Auf die Frage von Sylvia Pilar „Was einen guten Schauraum denn ausmache“, konterte Eder spontan: „Komplexität. Er muss mehr sein als die Gesamtheit der Komponenten, wie Lichtinszenierungen, Wandgestaltung, Akustik, er muss eine Geschichte verkaufen.“ Warum waren wir so erfolgreich? Für den Verband DER KREIS und das Franchise-Konzept olina meinte GF Martin Laireiter: „Ich habe Vergleichswerte von zwei Vertriebssystemen, einem mit einem engen Korsett und eine sehr heterogene Gruppe der Freigeister.“ Er gab zu denken, dass die gesamte Branche in den vergangenen 20 Jahren nicht schlecht gelebt hätte, und der Markt seit 2008 mehr oder weniger nur nach oben gegangen sei. So meinte er auch etwas provokant: „Kaum einer hat sich je Gedanken gemacht, warum bin ich so erfolgreich? Mit spitzer Zunge könnte man auch sagen, alle waren erfolgreich und viele wussten gar nicht, warum.“ Nun sei aber eine Zeit gekommen, in der „wir alle mehr dafür tun müssen. Industrie, Handel, Dienstleister. Doch, wer ist dazu bereit?“, so Laireiter weiter. Aus dem direkten Vergleich der zwei Systeme schlussfolgerte er, dass „das Konzept, bei dem man sich von Beginn an mit Kunden, Positionierung, USPs befasst hatte, gerade in unsicheren Zeiten auch stabiler ist.“ In der aktuellen Situation sieht Laireiter eine Chance: „Wir als Dienstleister können in so einer Situation unsere Schärfe in das Business bringen. Wir können zeigen, wofür wir da sind, was man nicht nur empfehlen, sondern auch praktisch umsetzen kann.“ Schlussendlich sei es auch eine Frage der Aufmerksamkeit, die der Kunde in der Großfläche nicht bekomme. Und so schloss er: „Mir ist nicht bange um die Zukunft, denn viel Geld ist in Umlauf, die Leute agieren vertrauensvoll, überlegen, wem sie das Geld geben.“ Und betreffend der Herausforderungen, mit denen die Branche konfrontiert sei: „Die Großfläche hat auch ihre Fixkosten, Themen, und genau da stehen wir in einem Wettbewerb, der uns nicht schadet!“ Für MHK-Geschäftsführer Günter Schwarzlmüller steht jedenfalls außer Frage, dass » Hermann Eder: Was einen Schauraum interessant macht? „Komplexität. Er muss mehr sein als die Gesamtheit der Komponenten, wie Lichtinszenierungen, Wandgestaltung, Akustik, muss eine Geschichte verkaufen.” Martin Laireiter: „Mit spitzer Zunge könnte man auch sagen, alle waren erfolgreich und viele wussten gar nicht, warum.” Georg Rieger, STRASSER STEINE: „Wir leben jetzt in einer Welt, die hat es 2019 noch nicht gegeben. Wir müssen da radikal umdenken!”

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