Dezember 18 / Januar 19
120 wohninsider.at RAUM : OBJEKT L ukas Schiffer ist ein junger bayri- scher Holzbau-Ingenieur, der sein Unternehmen nach einem alten Baum benannt hat: „Tjiko“ heißt eine 9.500-jährige Fichte in Schwe- den – und es ist der Name des Spezialisten für „konfigurierbare Badmodule in Holzbauwei- se“. Mit dem Ist-Zustand der Branche geht Schiffer hart zu Gericht: „In den letzten 20 Jahren gab es Produktionssteigerungen von einem Prozent am Bau – im Vergleich zu an- deren Branchen ist das ganz krass. In der Au- tobranche fand die Industrialisierung schon 1913 durch Gerald Ford statt.“ Der Weg zu Holzbau 4.0 Mit Tjiko setzte sich Schiffer kein geringe- res Ziel als das, diesen Rückstand von gut 100 Jahren aufzuholen. Dafür spreche die öko- nomische Vernunft: „Durch industrielle Vor- fertigung lässt sich die Produktivität um 40 Prozent steigern, durch Modularisierung wer- den Bauzeiten um die Hälfte reduziert und durch die Digitalisierung die Kosten um 25 Prozent gesenkt.“ Ausgehend von diesen Er- wägungen entwickelte das Tjiko-Team Bad- module, die – vorgefertigt und mit allen Ge- werken ausgestattet – sofort nach dem Einbau in eine Wohneinheit bezugsfertig sind. Tjiko versteht sich als B2B-Anbieter, hat jedoch ein System für durchgängige Planung vom End- kunden bis zum Produzenten geschaffen: Ein Kundenkonfigurator dient zugleich der Visu- alisierung, der Kalkulation und der Abwick- lung von Aufträgen. Abmessungen und Aus- stattung seines Badezimmers legt der Kunde selbst fest. Vom System vordefiniert sind vor- geschriebene Abstände, Schallschutz und Wandtypen. Anhand der festgelegten Parame- ter wird ein fixfertiges Badmodul hergestellt – inklusive der Wände, der Elektroinstallati- onen sowie der Lüftungs- und Heizungsver- rohrung. Technische Datenblätter und Aus- führungspläne für Fliesenleger und Monteure werden automatisch erstellt. Das Gleiche gilt für Materialbestellung und Maschinenda- ten. Schiffer: „Unser System geht wahnsin- nig tief in Vertrieb und Kundensupport, ohne dadurch Kosten zu verursachen.“ Derzeit ist Schiffer auf der Suche nach regionalen Ko- operationspartnern im DACH-Raum. Seine Vision geht jedoch schon weiter: angebots- seitig in Richtung von Küchen und Aufzugs- schächten in Holzmodul-Bauweise, geogra- fisch nach Skandinavien und Nordamerika. HOLZBAUTECHNIK-TAGUNG Von Badboxen und Wohnwagons Einer der Vorteile des Holzbaus gegenüber dem mineralischen Bau ist die Möglichkeit der Vorfertigung. Badezimmer bis hin zu ganzen Wohneinheiten können dem Kunden damit schlüsselfertig zur sofortigen Nutzung übergeben werden. V on R einhard E bner Um Kooperation zwischen Unternehmen geht es bei den MHC-Veran- staltungen. „So wird der Mittelstand fit für die Zukunft!“, ist Stephan Hölzl überzeugt. Der Pro- jektmanager richte- te Ende November die alljährliche Holzbautech- nik-Tagung im Veranstaltungs- zentrum des Welser Messegeländes aus. Thema: Vorfertigung im Holzbau. Ein Bereich, in dem es gerade durch Zusam- menarbeit zu Effizienzgewinnen kommt. Zusammenarbeit zwischen Branchen ist Inhalt des bis März 2020 anberaumten MHC-Projekts ROBinWOOD. Dieses bringt Tischler und Holzbauer mit Digi- tal Natives zusammen. Ausgelotet werden Einsatzbereiche der Robotik in der Holz- branche. „Dadurch habe ich um einen Freiheitsgrad mehr als bei einer CNC- Maschine“, erklärt Hölzl. Das Potenzial im Holz- und Möbelbau liegt in der para- metrischen Planung, mit der aufwändige und komplexe Formen relativ rasch ge- plant und gebaut werden können. F o t o : B u s i n e s s U p p e r A u s t r i a „In Zukunft möchten wir auch Küchen in Holzmodul-Bauweise anbieten.“ Lukas Schiffer, Tjiko Nach der Montage braucht man nur mehr die Badewanne einzulassen. Tjiko- Bäder werden fixfertig ausgeliefert. Foto: Tjiko Gemeinsam statt einsam
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