Dezember 18 / Januar 19

wohninsider.at 27 BRANCHENTALK selbst – am Sinken. Dafür steigen die Beden- ken bezüglich des Datenschutzes. „Obwohl das Teilen von Nutzungsdaten eine unabdingbare Voraussetzung für intelligente Smart Home- Funktionalitäten darstellt, sind nur 14 Pro- zent dazu grundsätzlich bereit“, erklären die Studienautoren. Der Prozentsatz liegt somit niedriger als jener der aktuellen Smart Home- Nutzer. Besonderes Misstrauen herrscht ge- genüber Google, Amazon und Co. – nur drei Prozent vertrauen den IT-Giganten! Der Fachhandel profitiert Der Begriff „Smart Home“ erweckt den Ein- druck, es gehe ums gesamte Heim. Tatsäch- lich ist der Einsatz aber nach wie vor begrenzt, wie Daniel Zapfl von Lead Innovation Ma- nagement aufzählt: Konkret seien dies die Be- reiche Sicherheit & Überwachung, Energie & Beleuchtung, Hausgeräte, Unterhaltungselekt- ronik, Gartengeräte sowie Netzwerk und Steu- erungssysteme. Möbel fehlen auf seiner Liste. „Ein Tisch hat vier Beine und kann sonst nicht viel“, hieß es in einem Beitrag der Wirtschafts- Woche anlässlich der diesjährigen IMM. Die Zukunft des Wohnens würde von Technologie- konzernen bestimmt. Wo da die Möbelindus- trie bleibt? Die sei noch vollauf mit anderen Aspekten der Digitalisierung beschäftigt: der vernetzten Produktion und Industrie 4.0. Es geht um individualisierbare Produkte bis hin zur Losgröße 1 bei möglichst geringen Kos- ten. Die Schwierigkeiten bei der Entwicklung smarter Möbel: Im Vergleich zur Elektro- branche sind die Produktzyklen wesentlich länger. Kunden sind zwar bereit, ihr Smart- phone alle paar Jahre gegen ein modern aus- gestattetes Gerät auszutauschen; bei einem Bett oder der Couch sieht das anders aus. Die Möbelindustrie müsste sich zudem mit den für sie relativ neuen Bereichen der Hard- und Software auseinander setzen. „Da smarte Mö- bel gleichzeitig auch hochkomplexe Produk- te sind, wird das Auswirkungen auf Fertigung, Vertrieb und Service haben“, ist Innovations- manager Zapfl überzeugt. „Die Artikel wer- den erklärungsbedürftiger und auch Service- intensiver.“ Und das ist immerhin eine gute Nachricht für den beratenden Fachhandel! Vom Familiensofa bis zum Roombot Wie aber könnten smarte Möbel aussehen? Wohl eher nicht so wie ein Sofa des kanadi- schen Möbelherstellers Leon’s: Dieses misst die Zeit, die Familienmitglieder miteinander verbringen. Für die Ortung müssen diese frei- lich stets Funkbänder am Handgelenk tragen. Ein gut gemeinter Beitrag für mehr Harmonie in der Familie, der aber eher an „Big Brother“ erinnert. Brauchbarer scheint da schon der smarte Sitz- und Stehtisch Eliot der Münch- ner Smartfurniture GmbH: Er merkt sich die Nutzungsgewohnheiten und verstellt die Höhe der Tischbeine automatisch mit einem einge- bauten Motor. WirtschaftsWoche-Journalist Thorsten Firlus hat konkrete Vorschläge: „Wo bleibt der Schrank, der die Wetterdaten des Tages kennt und die angemessene Kleidung herausreicht, die auch die Termine des Ta- ges berücksichtigt – von Konferenz bis Candle Light-Dinner?“ Für Zapfl ist es vor allem ein Trend, der für smarte Möbel spricht: die Verknappung des Wohnraums durch steigende Immobilienprei- se: „Roombots könnten einen wertvollen Bei- trag leisten, indem sie den Raum oder auch sich selbst entsprechend der Nutzerbedürfnis- se umwandeln. Aus einem Wohnzimmer wird ein Arbeitsraum mit getrenntem Schlafbe- reich. Aus einem Tisch ein bequemer Sessel oder eine Truhe, die sich selbständig durch die Wohnung bewegt.“ Aber das ist vorerst noch Zukunftsmusik. „Smarte Möbel sind erklärungsbedürftiger und Service-intensiver.“ Daniel Zapfl „Wohnraum wird knapper. Dadurch gewinnen wandelbare, smarte Möbel an Attraktivität.“ Daniel Zapfl, Lead Innovation Management. Foto: Daniel Zapfl Modell „Eliot“ merkt sich Nutzergewohnheiten und verstellt die Tischhöhe auto- matisch. Foto: SmartFurniture GmbH „Akzeptanz und Interesse an Smart Homes steigen. Doch viele haben Vorbe- halte, ihre Daten zu teilen.“ Gunther Wagner, Technologie-Direktor bei Deloitte. Foto: Deloitte

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