Dezember 18 / Januar 19

wohninsider.at 29 WOHNDESIGNERS Bühne gehen wird, greift diese Themen auf und stellt sie unter den Titeln Future Technology, Future Design und Future Foodstyle erstmals in den Mittelpunkt ihres Eventprogramms. Sinnvoll und sinnlich: Ein Blick auf die Küche von morgen Für das neue Event-Format Future Design wird in Halle 4.2 ein experimen- teller Raum für Ideen und Visionen künftiger Küchengestaltung geschaf- fen. Für die LivingKitchen 2019 ist nun der Schweizer Stardesigner Alfredo Häberli eingeladen worden, seine entsprechenden Vorstellungen zu realisie- ren. Auf 160 Quadratmeter wird eine ganzheitliche Wohnsituation entste- hen, deren Mittelpunkt die Küche ist. „Mein Konzept, dem ich das Motto ,Sense & Sensuality‘, also ,Sinn und Sinnlichkeit‘, gegeben habe, zielt dar- auf ab, den Raum ,Küche‘ und die Zubereitung von Essen wieder in den Fokus des Menschen zu rücken. ‚Focus‘ heißt übrigens auf Latein ,Herd‘. Die Küche als Werkstatt und Seele des Hauses ist das Bindeglied zu den an- grenzenden Zonen des Wohnens“, erklärt der ästhetische Vordenker und begeisterte Hobbykoch, der sich schon mehrmals mit zeitgenössischen For- men der Küche auseinandergesetzt und auch immer wieder mit Hingabe allerlei für die Küche – Geschirr, Gläser, Besteck, Küchenaccessoires bis hin zu Salzstreuern, Küchenlöffeln und sogar Geschirrtüchern – entworfen hat. Zu seiner Affinität für alles Kulinarische mag beigetragen haben, dass die Eltern ein Restaurant und die Großeltern ein Hotel führten. Elementare menschliche Bedürfnisse „Für mich spiegelt sich in der Küche die Evolution unserer Zivilisation am klarsten wider, ja, die Gewinnung und Zubereitung von Essen kann als äl- testes Handwerk überhaupt angesehen werden. In der Küche geht es um existentielle und tief verwurzelte Bedürfnisse wie Nahrungszubereitung und -aufnahme, Feuer und Gemeinschaft. Diese Funktionen bleiben von zentraler Bedeutung, werden sich aber dem modernen Leben anpassen müssen“, meint Alfredo Häberli. Dieses werde künftig verstärkt durch Sha- ring-Konzepte und „Degrowth“ (Wachstumsrücknahme) charakterisiert sein: „Die Reduzierung des Wachstums wird ein großes Thema, das nicht nur Mobilitäts- und Raumnutzungskonzepte, sondern auch die Küche tan- giert. Die junge Generation setzt sich verstärkt mit Themen wie ,Food Was- te‘, also der Lebensmittelverschwendung und deren Vermeidung, auseinan- der.“ Folgerichtig kann Häberli dem allgegenwärtigen Trend zum „Smart Home“ wenig abgewinnen und sieht sich mehr in der Tradition eines Die- ter Rams (des tatsächlich legendären Braun-Designers, dessen reduzier- te Philosophie, Stichwort „Less but better“, insbesondere auch die Apple- Designs beeinflusste): „Ich brauche nur einen Ein- und Ausschaltknopf !“ Gängige Küchengeräte wie Herd, Mikrowelle und Kühlschrank wird es in Häberlis Zukunfts-Installation nicht geben. Stattdessen will er ganz neue Features kreieren, die die Messebesucher vor Ort per App virtuell erleben können. So zum Beispiel einen Herd, der so flach ist wie ein Tablett, oder einen Kühlschrank, ausgestattet mit verschiedenen Kältezonen, in den man durch eine Glastür hineinschauen kann. „Damit man auf einen Blick den Inhalt sieht”, so Häberli. Was er sonst noch plant für die Living Kitchen? „Wer weiß, vielleicht werde ich als Koch auftreten.” Vor allem aber kann man gespannt sein, wie sich die vorerst noch angestupsten Ideen in die Re- alität bringen lassen. Seinen offen gestalteten Entwurf einer Zukunftsküche versteht Häberli we- niger als persönliche Vision denn als Denkanstoß für alle: „Ich möchte das ganz bewusst auf eine gewisse Abstraktionsebene bringen, weil die Zeit, in der wir leben, unglaublich schnell voranschreitet. Die Küche auf der Li- vingKitchen wird die nahe Zukunft thematisieren.“ Zwischen 14. und 20. Jänner kommenden Jahres wird dieser dann „Sinn und Sinnlichkeit“ ein- gehaucht. www.alfredo-haeberli.com www.livingkitchen-cologne.de Den Steamer mit Ofen und Wärmeschublade als kleine kompakte Einheit gibt es vorläufig nur in Alfredo Häberlis Phantasie – sowie in der Augmented Reality- App vor Ort. Von unten nach oben: Backsteinboden auf der Gesamtfläche. Die eigentliche Küchenzo- ne mit Augmented Re- ality-App; die bewusst in starken Farben ge- haltene, abstrakte Ar- chitektur schirmt die „Sense & Sensuality“- Küche vor den Einflüs- sen der übrigen Mes- sehalle ab. „Synopsis“ sind die Gegenstände, welche die Küche be- völkern, darunter auch Häberlis Drahtstuhl Nais, die Holzfigur Bløk und Tischgläser. Alfredo Häberli: „Ich stelle mir einen horizontalen Kühlschrank auf Augenhöhe vor, ähnlich wie ein Sideboard.“ Fotos: Alfredo Häberli Design Development, IMM/Koelnmesse GmbH

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