"Einer der geselligsten Orte"

Es kommt nicht nur auf den Esstisch an, sondern auch auf das Darauf und Drumherum. Melissa Fallenegger ist Dekorateurin und Kreative und hat mit „Rock Your Table“ ein Deko-Konzept entwickelt, das sich der schönen Gestaltung - vor allem des Esstisches - widmet.

Von Lilly Unterrader und Gerhard Habliczek

Richtig in Szene gesetzt verkauft es sich nicht nur einfacher und emotionaler, sondern man generiert auch mit einer höheren Wahrscheinlichkeit Mehrumsatz. Melissa Fallenegger hat mit rockyourtable.at ein Konzept entwickelt, das Dekokonzepte in Schauräume oder zu Events bringt, ohne Zusatzaufwand oder Risiko für den Unternehmer.  
 

Die Passion zum Beruf gemacht
 

Sie hat ihre Leidenschaft schon vor 25 Jahren ausgemacht: Im elterlichen Gastronomiebetrieb früh mit dem gedeckten Tisch konfrontiert, ist sie dieser Passion bis heute treu geblieben. Nach der Tourismusschule in Klessheim arbeitete Fallenegger im Catering, wo ihre Liebe zum gedeckten Tisch so richtig entfachte. „Mein Lieblingspart dabei war immer schon die Vorbereitung und Dekoration. Es folgten unterschiedlichen Tätigkeiten, u.a. im Einkauf bei Interio oder bei Interspar für die Haushaltsabteilung, der weitere Berufsweg war damit praktisch prädestiniert.

Nach sieben Jahren im Lebensmittelhandel fasste sie den Entschluss zur Selbstständigkeit. Mit www.wohnderschoen.at startete sie im Bereich Homestaging (=  die optimale Präsentation einer Immobilie für den Verkauf). Im Gründerprogramm keimte dann später die Idee zu rockyourtable. 
 

Einer der geselligsten Orte überhaupt


Der Bedarf für ihre Tätigkeit lag und liegt für die Salzburgerin auf der Hand:
 

„Die Konzentration geht dahin, dass Küche immer wichtiger, großzügiger gestaltet wird, ebenso der Wohn-Ess-Bereich. Der Familientisch wird dabei zum geselligsten Ort der Wohnung überhaupt. Wir verbringen so viel Zeit an diesem Platz.“

 

Und trotzdem wird dieser oft stark vernachlässigt, lieblos oder gar nicht gestaltet. Sei das jetzt im privaten Rahmen oder in der Ausstellung in Studios oder bei Veranstaltungen. Mit rockyourtable setzt Fallenegger genau hier an. Die Unternehmerin bietet ein Deko-Konzept für die private Feier oder das Event, buchbar sind verschiedene Pakete, die vom Leihgeschirr bis zum passenden Event alles beinhalten können.  
 

Warum soll ein Küchenstudio auf Dekoration à la Fallenegger setzen?
 

Meiner Erfahrung nach erzeugt eine stimmige Dekoration einerseits Emotion und bringt auf der anderen Seite Ideen für die Kunden mit. Zudem kann es einen Mehrumsatz generieren.

Nun wollen sich viele Küchenstudios mit Dekoartikeln und Zubehör nicht auseinandersetzen, gibt es hier trotzdem eine Lösung?
 

Für mich ist die logische Schlussfolgerung, dass ausgestellte Sortimente vom Kunden auch übernommen werden können. Natürlich gibt verschiedene Stile, nicht jeder Kunde ist gleich. Wenn man aber gewisse Basics in der Ausstellung hat, die man seinen Kunden mitanbietet, und dazu vielleicht ein entsprechendes Netz über einen Online-Shop, in den man angebunden ist, kann man ein Sortiment an Tischkultur auf Provisionsbasis mitanbieten. Das bringt dem Kunden etwas und dem Küchenstudio Zusatzumsatz.

Den Kunden zum richtigen Zeitpunkt abholen

Wie könnte das ein interessiertes Küchenstudio umsetzen?
 

Man kann das themenbezogen machen und Kooperationen mit der Industrie eingehen, im Hochpreissegment mit z.B. Villeroy & Boch oder motelamiio.“ Der Gedanke dahinter:  Den Kunden zum richtigen Zeitpunkt abzuholen, denn die Küche wird i.d.R. viel früher als der Rest der Einrichtung gekauft. "Wenn der Kunde im Kaufprozess drinnen ist, ist auch die Hemmschwelle naturgemäß viel niedriger. So kann man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.“
 

Viele Küchenstudios setzen andere Prioritäten, bzw. verfügen nicht über das Personal und das Lager, um sich mit Dekomaterialien einzudecken.
 

Auch hier gibt es für Fallenegger eine denkbare Lösung, an deren Umsetzung sie gerade arbeitet: Eine Kooperation mit einem Online-Anbieter auf Provionsbasis bzw. auf Basis Dropshipping ihre direkten Kontakte zur Industrie zu nutzen: „Somit habe ich als Anbieter kein Lager – bestelle für den Kunden und dieser wird direkt beliefert.“

Also sollte ein Küchenstudio Tische gedeckt präsentieren?! Gibt es da Saisonen? Mode, Trends?
 

Meiner Ansicht nach auf jeden Fall.
Die Saisonen sind dabei oft sehr kurz. Daher würde ich nur zu Weihnachten eine eigene Deko empfehlen und die anderen Saisonen neutraler halten. Wichtig ist der Gesamteindruck, es muss zum Inventar passen, daraus sollte ein harmonisches Bild entstehen, eventuell noch ergänzt mit saisonalen Blumen oder Pflanzen.
 

Wie sieht es auf Messen aus, da ist es vermutlich noch wichtiger, etwas Ausgefalleneres auszustellen, um die Leute zum Stehenbleiben zu motivieren?!
 

Exakt. Da kann man mit einer Festtagstafel, Frühstücksinszenierung, Farbthemen, Stilthemen arbeiten. Das kann pompöser sein oder elegant, immer mit dem Fokus, dass es schön in Szene gesetzt ist. Denn du kochst nicht nur, sondern du isst dann auch in einem schönen Setting.

In meiner Arbeit mit Kunden habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Bandbreite der Anforderungen oder Wünsche sehr groß ist. Oft muss man den Kunden hinführen, durch einfache Hacks, coole Kombinationen und ihnen eine How-to-Anleitung mitgeben, eventuell mit einem Flyer.

Wo kann man Ihre Arbeit sehen?
 

Ich habe z.B. auf der Lebensfeier-Messe (ehemals Hochzeitsmesse) im Erlebniscenter von Windhager ausgestellt. Dort waren viele Dienstleister aus der Hochzeitsbranche. Wir haben an zwei Tagen zwei Settings gezeigt.
 

In unseren Gesprächen u.a. mit Alina Schartner, kommen oft Beispiele von hochwertigen Küchstudios, die Küchen ausstellen um 50.000 Euro und mehr und dann Plastikblumen als Deko draufstellen…
 

Genau das ist es. Das geht halt gar nicht. Zudem sollte man die Dekoration auf jeden Fall einmal im Monat wechseln.

 

"Es geht primär darum, den Kunden eine Idee mitzugeben".

 

Der repräsentative Ort, die gedeckte Tafel in der Auslage zum Beispiel ist das Aushängeschild für das Studio. Und mit einem guten Kooperationspartner, kann man daraus auch noch Zusatzgeschäft lukrieren.
 

Wenn ein Händler einen Kooperationspartner sucht, kann er sich dann an Sie wenden?
 

Für die Gestaltung definitiv. Für den Vertrieb muss, bin ich erst im Aufbau, jedenfalls habe ich genug sehr gute Kontakte.

Das wesentliche Feintuning

Wie würden Sie Ihre Arbeit beschreiben?
 

Ich bin zuständig für das Feintuning, das es aber genauso braucht. Als Paradebeispiel nenne ich hier IKEA. Der macht nichts anders, der setzt in Szene, baut das Geschirr auf, das er dann in der entsprechenden Abteilung unten verkauft. Das macht es emotional, da geht man gern rein. In mir erweckt es die Lust, etwas zu kaufen, Gadgets, oder ich hole mir als Konsument Ideen. Für den Händler ist das jedoch das Körberlgeld, das am Ende des Tages übrigbleibt.
 

Wieviel Geschirr hat die durchschnittliche österreichische Familie mit zwei Kindern, gibt es dazu Statistiken?
 

Im Schnitt hat man Geschirr für sechs bis acht Personen zuhause. Die Services sind auch entsprechend ausgerichtet. Aber immer mehr Hersteller setzen auch auf lose Teile, um ein Mixen zu ermöglichen. Dem Trend der Singlehaushalte entsprechend hat der Handel schon reagiert, es gibt kleinere Sets oder Besteck, das PVD beschichtet ist – in Gold, Schwarz, Kupfer, für zwei bis vier Personen.
 

Wieviel gibt der Österreicher für Besteck im Durchschnitt aus?
 

Aktuelle Zahlen habe ich keine. Bei Interspar haben wir immer Sets auf vier Personen ausgerichtet, oft Aktionen gemacht mit 3+1.

Wieviel Geschirr haben Sie zuhause? Wie oft wechselt das?
 

Privat habe ich sicherlich für zwölf Personen Geschirr und Besteck. Dafür ist mein Lager umso größer, auf das ich auch zurückgreifen kann, wenn ich Freunde einlade.

Das Lager nutze ich fürs Business, weil ich meine Tablesettings auch vermiete. Auf Wunsch bekommen Kunden das abgebildete Setting und ich vermiete die Materialien dazu. Die meisten meiner Aufträge sind für einen Tag anberaumt, eine Hochzeit, eine Feier. Ich erstelle Dinnersettings oder zuletzt habe ich z.B. für eine Influencerin einen Bloggerbrunch inszeniert.

Abschließend… was möchten Sie unseren Lesern mitgeben?
 

Mich begeistert dieses Thema so sehr und ich möchte auch noch mehr Bewusstsein in den Köpfen der Menschen schaffen, dass Dekoration und Fine Dining etwas ganz Besonders sein kann und ist.

 

Ja, es gibt Qualität von bis, aber es geht nicht nur ums Aussehen, sondern auch darum, was dahintersteckt. Und da kommt man dann sofort wieder ins Storytelling …

www.rockyourtable.at

www.wohnderschoen.at