Herr Avci, praktisch Ihr ganzes Berufsleben begleitet Sie schon das Unternehmen Arçelik. Wie sind Sie erstmals mit dem Unternehmen in Kontakt gekommen und was schätzen Sie an diesem Konzern?
1991 begann ich da als technischer CAE-Konstrukteur für Fernseher, damals noch bei BekoTeknik. Für ein Wirtschaftsstudium ging ich in die USA und kehrte dann in den Bereich F&E bei Arçelik zurück. Ich habe mich immer schon sehr für Produktdesign mit computergestützten Designwerkzeugen interessiert. Die Informationen, die auf diesem Weg gesammelt wurden, trugen wesentlich dazu bei, dass ich in verschiedenen Positionen innerhalb des Unternehmens Talente entwickeln konnte.
Für mich ist Arçelik eine Marke, die die Welt für die neuen Generationen aufbaut und ein Problemlöser, um den Menschen das Leben zu Hause einfacher zu machen. Dabei entwickeln wir uns unermüdlich weiter, indem wir uns auf die Bedürfnisse der Konsumenten konzentrieren, stets mit dem Hintergrund des Umweltbewusstseins. Wir verbessern die Kernprozesse, sei das jetzt Gestaltung, Produktion, usw.
Ausbildungsseitig kommen Sie von einem sowohl kaufmännischen als auch technischen Hintergrund. Wie hat diese Tatsache Ihre Herangehensweise in Sachen Produktdesign allgemein und speziell in Bezug auf Hausgeräte beeinflusst?
Im Grunde war ich schon von Kindesbeinen an in die Technologieentwicklung verliebt. Ich war in den letzten Jahren auch in verschiedenen Bereichen in der Produktentwicklung des Unternehmens tätig.Während dieser Zeit war ich stets im Austausch mit dem industriellen Produktdesign. Ich denke, dass die Erschaffung und Realisierung eines Produkts heute ein Prozess ist, der eine sehr enge Zusammenarbeit zwischen Design, Forschung & Entwicklung sowie Consumer Insight-Teams erfordert. Zusätzlich wurde es insbesondere in den vergangenen fünf bis sechs Jahren immer bedeutender, die Marktforschung miteinzubeziehen. Auf jeden Fall hat mir mein Background sehr geholfen, etwa auch in Bezug darauf, was in der Herstellung überhaupt möglich ist und welche mechanischen Lösungen dazu erforderlich sind, wo wir möglicherweise verlangen, dass z. B.. Fertigungsteams nacharbeiten. Kurz: Produktentwicklung ist für uns bei Arçelik ein hybrides und kooperatives Modell aus alledem.
"Ich denke, dass die Erschaffung und Realisierung eines Produkts heute ein Prozess ist, der eine sehr enge Zusammenarbeit zwischen Design, Forschung & Entwicklung sowie Consumer Insight-Teams erfordert."
Wie würden Sie Ihre Arbeit bezeichnen? Sind Sie im Herzen ein Künstler oder Techniker oder...?
Ich sehe mich als Künstler, arbeite immer aus dem künstlerischen Blickwinkel, aber reduziere es eben nicht darauf. Mein Team und ich bieten Lösungen an, die wirtschaftliche als auch künstlerische, ergonomische und aktuelle Inhalte haben, die den Möglichkeiten und Fähigkeiten unserer Produktion nahe kommen. All dies beziehen wir mit ein, wenn wir ein neues Produkt als Lösung entwickeln. Was mich persönlich betrifft, liebe ich alle Zweige der klassischen bis modernen und zeitgenössischen bildenden Kunst. Ich male auch und versuche auf dem Laufenden zu bleiben, was die Entwicklung der Künste betrifft. Das ist wahrscheinlich ein weiterer Vorteil, den ich in meinem täglichen Geschäft auch umsetzen kann.
Anders formuliert: Ist "reines Design", ohne Konnektivität, technische, wirtschaftliche oder wissenschaftliche Zusammenhänge zu bedenken (Stichwort Neuro-Eye-Tracking, etc.) in diesem Bereich überhaupt noch möglich?
Für mich stellt sich da die Frage: Was ist pures Design überhaupt? Was ist es, dass die Sinne der Menschen berührt, ihre Gefühle und damit auch Entscheidungen? Die Bedienung des Geräts, das zu Hause eine Lösung bietet, muss im besten Falle auch die Gefühle des Nutzers berühren. Die Menschen wollen, dass die Technik für sie eine Lösung bietet, aber gleichzeitig haben sie Angst vor der möglichen Komplexität der Technologie. Vereinfacht gesagt: Sie wollen einfach verständliche und bedienbare Produkte, die sich auch mit anderen verknüpfen lassen. Wenn sich Bedienbarkeit, Erlebnisfaktor und Materialdesign auf einen einfachen Nenner bringen lassen, der auch noch eine gewünschte Funktion erfüllt, können Sie Menschen berühren. Ziel ist es, eine Verbindung zwischen dem Produkt und dem Benutzer herzustellen und gleichzeitig eine klare Nutzengeschichte zu liefern. Man muss eine Lösung anbieten, denn wir verkaufen schließlich keine Skulpturen.