Kongeniales Duett

Mit italienischem Design made in Germany begeistert DRAENERT seit 20 Jahren. Die Erfolgszutaten sind Vision und Passion, German Engineering und Kreativität von Gino Carollo. Der Firmenchef und Designer im Talk.

 

Seit 20 Jahren arbeitet DRAENERT nun schon erfolgreich mit dem Designer Gino Carollo aus Venetien zusammen. Mit einem Stuhl-Entwurf des Italieners feierte das Familienunternehmen aus Immenstaad am Bodensee den ersten großen internationalen Erfolg – ein Erfolg, der bis heute andauert.

Neben dem Entwurf weiterer beliebter DRAENERT Produkte verantwortet der kreative Italiener seit langer Zeit die Gestaltung von Showrooms, Präsentationsflächen und Messeständen des Unternehmens weltweit. Dr. Patric Draenert und Gino Carollo sind über die vielen gemeinsamen Jahre Freunde geworden. Im Gespräch plaudern siie über die Anfänge, die Erfolge und die Zukunft ihrer Zusammenarbeit.

 

Dr. Patric Draenert: Wir haben in Deutschland eine tolle Design-Historie und viele deutsche Firmen bringen Designs hervor, die international ihresgleichen suchen. Doch als Gino Carollo und ich uns durch einen Zufall begegneten, sahen wir in der Kombination aus seinem italienischen Designansatz und unserem technischen Know-how großes Potenzial.

 

„Da haben wir schon gesehen: diese italienische Formensprache bringt uns weiter. Und Gino Carollo fand es aufregend, sich mit unserem technischen Know-how weiter auseinanderzusetzen.“ - Patric Draenert

 

Die erste Begegnung war vor 20 Jahren über einen unserer Zulieferer, den Gino Carollo zu einem Termin bei uns begleitete. Nach dem vereinbarten Gespräch stellte er sich als Designer vor und zeigte mir seine Ideen für mögliche DRAENERT Produkte. Das fand ich sehr sympathisch. Er beschäftigte sich im Vorfeld mit unserem Unternehmen, obwohl noch gar kein persönlicher Bezug bestand. Er hatte gleich sechs bis sieben Designvorschläge vorbereitet – zu unterschiedlichen Themen: Couchtisch, Stuhl, Tisch usw. Da haben wir schon gesehen: diese italienische Formensprache bringt uns weiter. Und Gino Carollo fand es aufregend, sich mit unserem technischen Know-how weiter auseinanderzusetzen.
So fing es an. Und so entstand unter anderem ein herausragendes Design von Gino Carollo, das den Markt und unsere Firma geprägt hat. Der NOBILE Chair, der ein wahnsinnig erfolgreiches Modell in unserer Kollektion geworden ist. Mittlerweile sind wir gute Freunde und tauschen uns intensiv aus.

Gino Carollo: Als ich das Unternehmen kennenlernte, war mir sofort klar, dass DRAENERT von einem Visionär gegründet wurde. Für DRAENERT stehen Kunst, Kultur und Zukunft im Mittelpunkt und das ist für eine Firma, die vor Jahren entstanden ist, nicht selbstverständlich. Mich hat die Philosophie sofort beeindruckt und als ich Patric Draenert kennenlernte, habe ich gemerkt, dass er auch ein Visionär ist und viel von seinem Vater hat.

 

„Wir wollten Leichtigkeit ins Design bringen.“ - Gino Carollo


Als unsere Zusammenarbeit vor 20 Jahren startete, war das für mich natürlich ein Privileg, aber auch eine Herausforderung. Es war nicht immer einfach, italienisches Design mit deutschen Standards zu vereinen. Deutsches Design steht für Qualität, Technik und Innovation, italienisches Design hingegen ist kreativer. Meine erste Idee für DRAENERT war 2004 der NOBILE Chair. Wir wollten Leichtigkeit ins Design bringen. Das Ziel war auch, DRAENERT internationaler zu machen. Deutsches Design fand eher in Deutschland und der EU Abnehmer, wir wollten aber Produkte gestalten, die weltweit funktionierten.

„So ist der NOBILE Stuhl ein sehr gutes Beispiel für die Kombination aus italienischem Design mit German Engineering, mit Riesenerfolg“ - Patric Draenert

 

P. Draenert: Das Projekt NOBILE Stuhl war in zweierlei Hinsicht interessant. Zum einen waren die Leichtigkeit und der Schwung des Stuhles für uns etwas Neues. Zum anderen wurde uns aber klar, dass der Stuhl an sich fast ein bisschen zu einfach war. Es gab ähnliche Modelle am Markt. Deshalb brauchten wir einen Zusatznutzen vom Stuhl, den man ihm auf den ersten Blick nicht ansieht. Wir brauchten einen Komfort, der deutsch ist, einen Flex-Rücken. Wir haben dann ein Federstahl-Element entwickelt, welches zwischen Stuhlgestell und Rücken eingesetzt wird, damit die Lehne leicht schwingt. Das war eine Innovation und dadurch haben wir es geschafft, dass dieser einfache Stuhl einen sehr hohen Sitzkomfort hat. Sowohl der gegurtete Sitz als auch die leicht federnde Rückenlehne – diese Kombination hat es spannend gemacht – das war der Durchbruch am Markt.
So ist der NOBILE Stuhl ein sehr gutes Beispiel für die Kombination aus italienischem Design mit German Engineering, mit Riesenerfolg: bis heute haben wir 80.000 dieser Stühle verkauft. Das ist absolut historisch, das haben wir mit keinem anderen Produkt geschafft.

G. Carollo: Hier hat die Kombination Italien / Deutschland also gut funktioniert.

P. Draenert: Was zum Beispiel typisch deutsch ist: Armlehnen. Gino wollte nie eine Armlehne für diesen leichten, filigranen Stuhl entwickeln, das hat ihm gar nicht gefallen.

G. Carollo: In Italien war das vor 20 Jahren einfach noch nicht üblich. Hätte man nicht verkauft – wenn, dann nur nach Deutschland.

G. Carollo: Ein weiterer meiner Entwürfe für DRAENERT ist der FONTANA Tisch aus 2018. Da war der Ansatz sehr ähnlich. Der Tisch wiegt ca. 300 Kilogramm aber wir wollten unbedingt, dass er leicht wirkt. Rein technisch könnte der Tisch auf diesen vier Holzbeinen gar nicht stehen. Wir haben mit einem Metallkern im Inneren der Beine gearbeitet, wodurch die Konstruktion nach außen leicht wirkt.

 

„Was das Engineering und die Kräfteverhältnisse angeht, war dieses Projekt äußerst anspruchsvoll, aber wir konnten das in unseren Werkstätten lösen. Und Gino Carollo hatte die Verantwortung, was das Design angeht.“ - Patric Draenert

 

P. Draenert: Die Technik des Tisches ist auch neuartig. Bei solchen Steintischen mit Auszugsfunktion ist eine leichte Bedienung die technische Herausforderung. Unsere Ansprüche waren eine von Gino Carollo gewünschte leichte, filigrane Linienführung, ein von uns gewünschter Unterbau aus Holz, um Wohnlichkeit zu schaffen und eine Auszugsfunktion. Deshalb haben wir einen neuen Ansatz gewählt, den wir uns auch patentieren ließen: eine dreigefaltete Zusatzplatte. Öffnet man den Tisch, kommt das gefaltete Paket automatisch nach oben. Was das Engineering und die Kräfteverhältnisse angeht, war dieses Projekt äußerst anspruchsvoll, aber wir konnten das in unseren Werkstätten lösen. Und Gino Carollo hatte die Verantwortung, was das Design angeht.“

G. Carollo: 2010 haben wir im Bereich Space Design angefangen, mit der Gestaltung von Messeständen und Showrooms.

P. Draenert: Es war ein großer Schritt für uns, Gino Carollo das Design der Messestände etc. anzuvertrauen, weil die Gestaltung bisher immer in Familienhand war. Doch wir haben gesehen, dass er unseren Markenkern versteht und sehr behutsam damit umgeht. Er hat es immer verstanden, diesen über die Jahre zu interpretieren, aber auch weiterzuentwickeln.

 

„Am Ende sind es die Werte, die Menschen verbinden.“ - Gino Carollo

 

Unser erster Auftritt in Mailand war 2008 mit unserem damaligen Kooperationspartner Poggenpohl. Das war der durchschlagende Erfolg bei Messeleitung und Messeorganisation. Wir standen ganze acht Jahre in Mailand auf der Warteliste. Durch den überzeugenden Auftritt mit Poggenpohl und die Zusammenarbeit mit Gino Carollo haben wir es dann im Folgejahr geschafft. Wir hatten erstmalig unseren eigenen Messestand und seitdem waren wir bis auf die Corona-Unterbrechung jedes Jahr in Mailand vertreten.

 

„Wir haben viele gemeinsame Werte, was wichtig war in all den Jahren und was es ermöglicht, gemeinsam in die Zukunft zu blicken.“ - Gino Carollo

 

G. Carollo: Wie haben wir es geschafft, 20 Jahre lang zusammenzuarbeiten? Am Ende sind es die Werte, die Menschen verbinden. Wir haben viele gemeinsame Werte, was wichtig war in all den Jahren und was es ermöglicht, gemeinsam in die Zukunft zu blicken. Nächstes Jahr sind es 20 Jahre Zusammenarbeit und Freundschaft. Wenn ich zurückblicke, waren es Jahre voller Erfolge und ich glaube, das wird so weitergehen.

 

www.draenert.de