Textilien sind viel mehr als nur Stoffe, sie sind tief in Geschichte und Kultur verankert, und viele gebräuchliche Redewendungen zeigen, dass Textilien lange vor der Schrift als Ausdrucks- und Kommunikationsmittel dienten. Sie verknüpfen Erzählungen, verweben Handlungsstränge und sind seit Jahrtausenden ein zentraler Bestandteil unserer Technologie.
Janis Jefferies, eine Pionierin der Textilforschung, macht im Interview deutlich, dass das Spinnen und Verweben von Fasern die erste Technologie des Menschen und damit die Grundlage für Baukunst und Mathematik war. Heute stehen Textilien im Fokus einer neuen, nachhaltigen Denkweise: weg vom reinen „Recyceln, Reduzieren und Wiederverwenden“ hin zu einer regenerativen Landwirtschaft und einem Vokabular, das von „Wiederherstellen, Erneuern und Auffüllen“ spricht. Diese Entwicklung markiert einen tiefgreifenden Wandel im Nachhaltigkeitsdiskurs – hin zu einem ganzheitlichen Ansatz, der Textilien als Schlüssel für eine nachhaltige Zukunft sieht.
Back to the roots
Inmitten der schnelllebigen, digitalen Welt wächst eine Bewegung, die zurück zu den greifbaren, materiellen Aspekten des Lebens führt. Textilien spielen dabei eine zentrale Rolle: Sie verbinden Menschen mit ihrem kulturellen Erbe und schaffen durch ihre Haptik einen Kontrast zur virtuellen Existenz. In der derzeitigen Wegwerfkultur stehen Textilien und Handwerkskunst für Authentizität, Nachhaltigkeit und echte Werte. Auch Ilse Crawford, renommierte Interior Designerin und Gründerin von StudioIlse, betont, dass von einer zunehmend digitalen und körperlosen Welt ein tiefes Bedürfnis nach physischer Verbundenheit entsteht. So erleben Naturfasern wie Hanf, Jute, Flachs und Nessel mit ihrer Langlebigkeit und Behaglichkeit ein bemerkenswertes Comeback.