Heimtextil Trends 26/27: Richtungspfeil für KI und Handwerk

Die Heimtextil Trends 26/27 begeben sich auf Spurensuche in puncto KI und Handwerk. Das Leitthema „Craft is a verb“ und sechs Trendrichtungen zeigen, wo und wie beides verschmilzt – und neue Möglichkeiten erwachsen.

 

Was kann KI – und was kann sie nicht? Diese Frage bewegt die Branche und zugleich ist glasklar: Künstliche Intelligenz ist längst Teil der Gestaltung – präzise, effizient, allgegenwärtig. Parallel dazu gewinnt Handwerk an Bedeutung, der Wunsch nach dem Handgemachten, nach Intuition und Unregelmäßigkeit wächst. Ein Widerspruch? Mitnichten, wie auch die Heimtextil Trends 26/27 zeigen.

Sie entfalten sich genau in diesem Spannungsfeld und Alcova begibt sich dabei auf eine spannende Spurensuche zwischen KI und Handwerk, deren Gegensätzlichkeiten, Möglichkeiten, Schnittmenge. Das Ergebnis: „Craft is a verb“. Unter diesem Leitthema zeigen die Heimtextil Trends 26/27, dass und wie Hightech und Handwerk nicht im Widerspruch stehen, sondern gemeinsam neue kreative Perspektiven eröffnen.

„Die Heimtextil Trends 26/27 verdeutlichen, wie künstliche Intelligenz die Textilbranche verändern wird und im Zusammenspiel mit handwerklicher Expertise neue Perspektiven eröffnet. Sie liefern der Branche Impulse für nachhaltige Produktionsweisen, innovative Kooperationsmodelle und die Entwicklung zukunftsfähiger Geschäftsstrategien“ - Olaf Schmidt, Vice President Textiles & Textile Technologies der Messe Frankfurt.

 

„Die Beschäftigung mit KI kommt zur rechten Zeit“, betont Joseph Grima, Gründer von Alcova, in einem Pressetalk, bei dem das Geheimnis um die Heimtextil Trends gelüftet wurde. Einmal mehr wählten die kreativen Köpfe bei ihrer Recherche für die Zukunft einen Ansatz, bei dem sie den Blick in die Vergangenheit mit dem Status quo und herannahenden Entwicklungen zu einem großen Ganzen verknüpfen und damit die vielen Schichten der Thematik enthüllen. So zeige sich Rückspiegel, dass Technologie in der Vergangenheit zwar einiges verändert habe, der Bedarf für Handwerk aber stets gegeben war – und so werde es auch mit KI sein, führt Grima aus.

„KI tritt in Dialog mit der Art und Weise, wie Menschen arbeiten“ - Joseph Grima, Gründer von Alcova

 

Es werde Verdrängung geben, so der Alcova-Gründer, aber auch viele neue Chancen, und: „Es gibt eine Synthese: Der Wert des einen erhöht den Wert des anderen.“ Es gehe also um eine Kollaboration von KI und Handwerk – und diese ist nicht nur möglich, sondern auch bereits real.

Genau diese wegweisenden Entwicklungen greifen die Heimtextil und die Gründer:innen von Alcova auf, machen sie sichtbar und präsentieren eine Trendlandschaft, in der Handwerk und digitale Gestaltungsmethoden verschmelzen. Spürbare Texturen treffen auf generative Muster, natürliche Strukturen auf algorithmische Präzision. Dabei entsteht kein Gegensatz, sondern ein Zusammenspiel: Wo traditionelle Handwerkstechniken an ihre Grenzen stoßen, eröffnet künstliche Intelligenz neue Möglichkeiten. Damit ergibt sich eine neue Art von Akteur: der Techno-Handwerker. Er versteht digitale Tools nicht als Konkurrenz, sondern als Erweiterung seines Werkzeugsatzes. Die Heimtextil Trends 26/27 greifen damit die aktuellen Herausforderungen der Kreativbranche auf: KI rationalisiert Prozesse, wirft jedoch Fragen nach Kontrolle und kreativer Identität auf. Im Zentrum der Trends steht daher die bleibende Bedeutung des Handwerks – und wie KI dieses sinnvoll ergänzen und unterstützten kann.

 

„Es ist eine Wahl, die man treffen kann. Technologie ist keine Gefahr. Man kann sie sich zunutze machen.“ - Valentina Ciuffi, Gründerin von Alcova 

Alcova geht es nicht allein um materielle und ästhetische Trends. Vielmehr rücken die Kurator:innen eine Haltung zum bewussten Einsatz von KI im Design in den Fokus – als Ergänzung zur menschlichen Kreativität und als Mittel zur Entlastung und Inspiration. Diese Perspektive prägt auch ihre Arbeit:

„Bei Alcova fühlen wir uns zu Objekten und Prozessen hingezogen, die unerwartet, experimentell und sogar ein wenig widerspenstig sind – aber dennoch irgendwie ihren Weg in unsere Wohnungen finden“ - Valentina Ciuffi, Gründerin von Alcova

„Was uns täglich umgibt, sollte provozieren, Fragen aufwerfen und zum Gespräch anregen. Deshalb konzentrieren wir uns auf Projekte, die Trends vorwegnehmen, anstatt ihnen hinterherzulaufen“, ergänzt Joseph Grima von Alcova.

 

Sechs zentrale Trendrichtungen

Wie sich diese Verschmelzung von Handwerk und Technologie konkret zeigt, verdeutlichen sechs zentrale Trendrichtungen, die unterschiedliche Perspektiven darauf eröffnen, wie KI und manuelle Gestaltung künftig zusammenwirken werden.

Re: media
 

Dahinter stecken Textilien, die aus dem Zusammenspiel von digitaler Gestaltung und Handarbeit hervorgehen: Zeichnungen werden zunächst in digitale Renderings übertragen, anschließend in Jacquards oder handgestickte Muster zurückgeführt. So entstehen Arbeiten, die die Spannung zwischen verschiedenen Medien sichtbar machen.
Erwartet werden Motive, die sich an Glitches orientieren – gebrochene Ästhetiken, verpixelte Farbverläufe sowie digital überarbeitete Handzeichnungen.

 

Visible co-work
 

KI liefert die Entwürfe, der Mensch vollendet sie: In diesen Arbeiten verschwimmen die Grenzen zwischen Handwerk und Code. Das Design entsteht aus künstlicher Intelligenz und findet seinen Abschluss in handwerklicher Ausführung.
Beispiele dafür sind digital bestickte Leinen, 3D-gestrickte Patchwork-Arbeiten oder generative Muster auf klassischen Stoffen.

 

Sensing nature
 

Die Natur bildet hier den ursprünglichen Impulsgeber. Ihre Formen, Rhythmen und Strukturen eröffnen dabei eine Vielfalt, die entschlüsselt werden will. Digitale Werkzeuge übernehmen die Rolle des Übersetzers: Aus der rauen Oberfläche des Ozeans entsteht ein textiles Raster, aus dem über Felsen wachsenden Flechtenmuster wird durch algorithmische Verarbeitung ein dekoratives Motiv.

 

A playful touch
 

In einer Zeit, in der Design von Funktionalität und Optimierung geprägt ist, rücken kleine dekorative Details wieder in den Vordergrund – nicht aus Zweck, sondern aus Freude. Eine Rüsche an einem ansonsten minimalistischen Vorhang, ein Neon-Element auf einer naturfarbenen Leinendecke oder eine unerwartet platzierte Quaste: Solche Gesten wirken wie bewusste Unterbrechungen. Sie führen einem vor Augen, dass Freude ein wesentlicher Bestandteil von Gestaltung bleibt – und dass auch Textilien Humor besitzen können.

 

Crafted irregularity
 

Gewebe mit Knötchen, unregelmäßigen Färbungen, sichtbaren Nähten und asymmetrischen Abschlüssen rücken in den Mittelpunkt. Diese Materialien verbergen das Handwerk nicht, sondern betonen es – als bewusster Gegenentwurf zur makellosen Perfektion KI-gestützter Gestaltung.

 

The uncanny valley
 

Technische Elemente wie Drähte, Anschlüsse oder Spulen werden nicht mehr versteckt, sondern bewusst gezeigt und in Szene gesetzt. Sie erscheinen als sichtbare Details und lenken den Blick auf das Innenleben der Maschine, nicht auf ihre makellose Oberfläche. So entstehen Designs, die das Verborgene offenlegen – und in ihrem verspielten Ausdruck etwas Fremdes, beinahe Außerirdisches entfalten.

Farbpalette als Welten-Mix
 

Ebenso spannend wie die Trendrichtungen erweist sich die Farbwelt der Heimtextil Trends 26/27. Die Farbpalette bewegt sich zwischen erdiger Bodenständigkeit und digitaler Irritation: Töne wie Sand, Ton, Ruß, Oliv und Baumrinde vermitteln Stabilität, Materialität und Verbundenheit. Diese natürliche Ruhe wird jedoch gezielt durchbrochen – mit scharfen, synthetischen Akzenten wie säurehaltigem Grün, digitalem Flieder oder leuchtendem Bildschirmblau. Diese „Glitches“ schaffen Spannung und machen die Farbwelt zu einem vibrierenden Statement.

 

„Erdige Töne werden durch synthetische Farben verstärkt und umgekehrt.“ - Valentina Ciuffi, Gründerin von Alcova

Erlebbare Trendwelten auf der Heimtextil
 

Wie sich dies konkret und zugleich vielseitig gestaltet, wird auf der Heimtextil vom 13. bis 16. Jänner 2026 deutlich. In der Trend Arena in Halle 6.1 werden die Heimtextil Trends 26/27 präsentiert – eindrucksvoll, lebendig, greifbar. „Wir wollen inszenieren, wir wollen erlebbar machen“, verspricht Joseph Grima, und „Beziehungen schaffen zwischen den Welten, die nicht mehr gänzlich voneinander trennbar“ sind – optisch und taktil, und nach der letztjährigen Präsentation durch Alcova können sich Trendinteressierte bereits jetzt auf eine spannende, erlebnisreiche Trendpräsentation auf der Heimtextil 2026 freuen.

 

www.heimtextil.messefrankfurt.com