Differenzierung durch das Beschreiten neuer Wege

Nicole Keimel und Hannes Franz beschritten mit ihrer Kücheninsel neue Wege – und wurden dafür postwendend mit dem anlassbezogenen MHK-Innovationspreis ausgezeichnet. Gleichzeitig beweisen die beiden Unternehmer, dass man Differenzierung mit jedem einzelnen Projekt leben kann. 

„Für so eine Küche gibt es nur eine Handvoll Kunden“, bringt es Hannes Franz auf den Punkt.

Tatsächlich findet dieses spezielle Projekt, das die beiden Unternehmer aus Vogau im vergangenen Herbst realisiert haben, nicht so schnell einen Nachahmer. Und noch viel weniger ein Muster-Beispiel.

Nicole Keimel, die gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten das Unternehmen modern-life in Vogau/Steiermark seit mehr als zehn Jahren leitet, erinnert sich: „Ich hatte irgendwann die Idee zu dieser Insel. Dann habe ich im Internet recherchiert, aber nichts Vergleichbares gefunden.“ So begab man sich auf die Suche: „Wir haben uns bei verschiedenen Holzhändlern und Sägewerken in der Region umgesehen und sind dann durch Zufall auf diesen massiven Stamm einer Esche gestoßen.“ Der sprichwörtliche Funke ist gleich übergesprungen, wie sie sagt, zumal „die Esche auch der Lebensbaum der Kundin (die anonym bleiben möchte) ist.“

 

Geht nicht, gibt’s nicht

Nun sollte der Stamm, der etwa 150 Jahre alt und im Rohgewicht rund 1.800kg, wiegt, einer weiteren Verarbeitung zugeführt werden – keine Routinearbeit, das war klar. Allein das Endgewicht der Insel von immer noch einer Tonne musste in der Statik des Hauses gegeben sein. Auch der Transport stellte einige Herausforderungen, schweres Gerät musste hinzugezogen werden. Franz, selbst gelernter Tischler, sah noch mehrere Aufgaben zu lösen: „Wir mussten die richtige Trocknung finden, dabei aber auch das Schwundmaß berücksichtigen. Die scharfen Kanten mussten weg, das Holz wurde sandgestrahlt. Plus: für die extravagante Optik sollte auch die Rinde dranbleiben.“ Ein weiterer Punkt, den das Unternehmer-Paar kreativ gelöst hat.

„Das ist unsere Eigenkreation, hier haben wir mit dem Material experimentiert und das Holz schließlich mit 40 Liter Lack konserviert.“ 

Die weitere Anforderung war: Die Insel sollte ein Schmuckstück sein, aber gleichermaßen funktionell, auch eine Barplatte sollte integriert werden – ganz nach dem Motto „Geht nicht, gibt’s nicht.“

Das Ergebnis: von der zweiten Seite entfaltet die extravagante Kücheninsel heute ihre volle Funktion, bietet ganze Tiefe und komplette Auszüge. Die Keramikplatte von Stein Reinisch wurde lediglich aufgesetzt, sodass das Holz darunter arbeiten kann.

Die Unternehmer waren jedoch nicht die Einzigen, die sich neuen Herausforderungen gegenübersahen, wie Franz ausführt: „Auch unsere Küchen-Partner next125 und Stein Reinisch hatten so einen Auftrag noch nie zuvor und haben hier Pionierarbeit geleistet. – Es gibt aktuell keine größere Platte von Dekton. Das hier verwendete Modell ist hohl und wiegt allein 400 kg.“ Alles in allem, so Keimel: „Hier war sehr viel Handwerk gefragt. Die Industrie allein schafft so ein Projekt nicht.“ 

Von Beginn an von der Masse abheben

Mit einem Projekt wie diesem heben sich die Unternehmer von der Masse definitiv ab. Das war auch immer schon die Devise von Nicole Keimel und Hannes Franz, wie sie mit Blick auf ihre Anfänge erzählen.

„Wir haben beide in der Großfläche gearbeitet und uns dort auch kennengelernt. Schon bald haben wir gesehen, was wir besser, anders machen würden und uns entschlossen, den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen.“

MHK-Betreuer Andreas Kummer, der das Paar von Beginn an begleitete, führt aus: „Am Anfang hat niemand an einen Erfolg der beiden geglaubt. Sie waren unbekannt, haben sich in der Nähe von Leibnitz angesiedelt, wo es bereits zwei sehr starke Händler gegeben hat.“ Aber Keimel und Franz gingen ihren Weg: „Wir haben zu zweit angefangen, am Anfang alle Kunden persönlich begleitet, Hannes war immer bei der Montage dabei, die Qualität hat gepasst. So sind wir immer weiterempfohlen worden, gewachsen und konnten mit der Zeit immer mehr Mitarbeiter einstellen.“ Von Anfang an setzten sie dabei auf MHK. Franz: „Wir haben uns näher mit der Thematik auseinandergesetzt und sind schnell zu dem Entschluss gekommen, dass dieser Verband für Jungunternehmer den größten Service bietet.“ 

Mit dem Blick auf das Ganze

Seit jeher gehört der Blick auf das Gesamte zur Unternehmensphilosophie von Franz und Keimel: „Natürlich kommen viele zu uns, weil sie eine Küche brauchen, aber dann geht es oftmals weiter, und wir planen auch das Wohnzimmer, Badezimmer, wir verbauen auch Türen – das haben wir immer schon so gemacht. Der Kunde möchte sich einfach nicht mehr kümmern, und wir nehmen ihm das ab.“ Dazu gehört unter anderem auch der Nachrüstbedarf. Für Franz ist klar: „Ein Einbaugerät gehört in die Hände eines Tischlers. Wir bieten alles an, Einbau, Änderungen, was auch immer der Kunde will.“

Zu diesem Zweck haben die beiden Unternehmer auch relativ bald, vor etwa acht Jahren, ihr zweites Standbein, den Online-Shop, etabliert. Das Sortiment des lizenzierten und von Bosch, Liebherr und Miele autorisierten Markenshops umfasst neben einigen Abverkaufsprodukten hauptsächlich reguläre Einbaugeräte – „mit Planung, Beratung über Videocall und Lieferung sowie Montage“, aber auch Matratzen von Elastica sowie Schneidegeräte von Berkel, Steckdosen, Geschirr und mehr.

Heute teilt sich der Umsatz von modern life zu gleichen Teilen auf die beiden Zweige online und offline auf, eigene Mitarbeiter des elfköpfigen Teams pflegen, optimieren und entwickeln den Web-Shop ständig weiter, wobei man auf Marktplätze wie Amazon oder Shöpping verzichtet.  

Wie geht’s weiter?

Stehenbleiben gibt’s bei den Geschäftsleuten aus Leibnitz nicht, daher stehen auch die nächsten Schritte schon fest. Keimel: „Noch heuer gehen wir mit unserem Webshop in der Schweiz online.“ Und im kommenden Jahr übersiedelt dann auch das stationäre Studio in eigene Räumlichkeiten. Franz: „Ab 2026 sind wir dann an einem neuen Standort, in der Grazergasse 61, in Leibnitz für unsere Kunden da.“

 

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