Salone: Internationale Innovationsshow mit „italienischem Herzschlag“

Vielfalt, Innovation und Inspiration – mit diesem Trio zog der Salone del Mobile.Milano erneut die Branche an. Ein Rückblick auf das Messehighlight, das im Duett mit der Euroluce Mailand und die Welt in Atem hielt.
Von Sylvia Pilar

 

Wenn der Salone ruft, dann blickt die globale Möbel- und Designwelt nicht nur nach Mailand, sondern versammelt sich auch in der italienischen Metropole. Dann werden die streng gehüteten Innovationsgeheimnisse gelüftet und frischer Wind wirbelt die Branche auf. Auch in diesem Jahr trumpfte die renommierte Megamesse in gewohnter Manier auf. Größer, vielfältiger, innovativer ist und bleibt die taktgebende Devise, die sich eine Woche lang in allen Facetten durch die Messehallen zieht. Der Salone sei eine globale Messe mit „italienischem Herzschlag“, so Maria Porro, Präsidentin des Salone del Mobile.Milano, im Rahmen eines Pressegesprächs – und natürlich war wohninsider persönlich vor Ort, um in die Innovationsschau einzutauchen, die sich hier wie sonst nirgendwo zu Füßen gelegt wird.

Die vielfältigen Eindrücke sind auch mit etwas zeitlichem Abstand noch kaum verdaut, sondern wabern weiterhin nach. Das Fazit? Der Salone hielt auch in diesem Jahr, was er im Vorfeld versprochen hatte, so der persönliche Eindruck. Bei guter Stimmung war ganze Welt wieder zu Gast, auch wenn die globalen Herausforderungen auch an der Messe nicht spurlos vorbeigerauscht sind. Immerhin konsolidierte der Salone 2025, heuer unter der Themenklammer „Thought for humans“, die Ergebnisse der letzten, im Duett mit der Euroluce in Szene gegangene Ausgabe und mit 302.548 Besucher:innen lag die Besucher:innenzahlen gleichauf mit jenen im Jahr 2023. Ein solides Ergebnis, vor allem angesichts dieses Messedoppels – die Küchen-Biennale ist definitiv ein starkes Zugpferd mit enormer Sogwirkung – und zudem auch insbesondere des höchsten Anteils an ausländischen Fachbesucher:innen aller Zeiten – satte 68% der Profis kamen aus internationalen Gefilden. Beides unterstreicht die Schlüsselrolle der Veranstaltung, die in diesem Jahr 2.103 Aussteller aus 37 Ländern ins internationale Rampenlicht rückte.

 

„Die 63. Ausgabe des Salone del Mobile war ein Leuchtturm in einem von globalen Herausforderungen geprägten Jahr 2025: Sie demonstrierte Stärke und eine gemeinsame Vision. Die rund 302.548 Teilnehmer waren ein Beleg für die zentrale Bedeutung der Veranstaltung für die Herstellung von Verbindungen zwischen über 2.100 Ausstellern aus 37 Ländern und einer Community, die sich für Mailand entschieden hat. Die Branche hat einmal mehr gezeigt, dass Qualität und Innovation bei Prozessen und Produkten Schlüsselfaktoren in einem zunehmend anspruchsvolleren internationalen Wettbewerb sind.“ - Maria Porro, Präsidentin des Salone del Mobile.Milano

Die ersten Ergebnisse der von Native Strategy durchgeführten Umfrage (Stichprobe von 475 Ausstellern) zeigten, dass alle Indikatoren stabil blieben. Der Besucher:innen-Zufriedenheitsindex lag bei 88 %, während die Absicht der Aussteller, wiederzukommen, bei 94 % lag. Die Besucher:innen selbst, so der Eindruck vor Ort, waren in diesem Jahr deutlich bunter gemixt, wenngleich das Ranking nach Herkunfsländern China weiterhin auf dem ersten Platz sieht, Deutschland ist mit starkem Wachstum zurück und auf dem zweiten Platz, gefolgt von Spanien und Polen, Brasilien, Russland, Frankreich, die Vereinigten Staaten, Indien und die Schweiz. Spannend ist zudem die bemerkbare Verschiebung in Richtung Zentralasien, sprich Japan und Südkorea, sowie die Golf-Staaten, die zunehmend den Salone für sich entdecken.

 

„Wir freuen uns vor allem über die Resonanz von Insidern und Käufern, die den Salone del Mobile.Milano als einen physischen Ort sehen, an dem die Branche zusammenkommt, Erfahrungen austauscht und ihre Arbeit für das kommende Jahr mit Vision und Entschlossenheit neu startet. Wir konnten bei dieser Ausgabe einen deutlichen Anstieg der Zahl ausländischer Fachleute feststellen, mit einer besonders starken europäischen Präsenz. Dies ist ein wichtiges Signal: Europa ist der wichtigste Referenzmarkt für unsere Branche und betrachtet den Salone weiterhin als unverzichtbare Veranstaltung für geschäftliche und professionelle Vergleiche. Hierher bringen unsere Designunternehmen, die fast zu 100 % in Italien produzieren, Innovation, Designkultur und industrielle Vision ein, skizzieren die Trends von morgen und bestätigen die weltweite Führungsrolle von Made in Italy: Man kommt nicht zu den Pavillons der Rho Fiera, um dem Markt zu folgen, man gestaltet ihn.“ - Claudio Feltrin, Präsident von FederlegnoArredo

 

Tatsächlich hatte es die „wichtigste internationale Fachmesse in der Einrichtungs- und Designwelt“, so Claudio Feltrin, Präsident von FederlegnoArredo, einmal mehr in sich und die italienische wie internationale Ausstellerriege trumpfte in gewohnter Manier auf. „Sie war ein echter Geschäfts- und Innovationsmotor für unser Industriesystem, der in einer Zeit der Spannungen und Unsicherheiten einmal mehr bewiesen hat, dass er solide Wurzeln hat und in die Zukunft blickt. Ein Gravitationszentrum, eine Gewissheit in einer Welt der Unsicherheiten“, bringt es Feltrin auf den Punkt.

Der Salone ist und bleibt der Fixstern am Messehimmel, ein Hotspot für die Branche und die dort präsentierten Innovationen und Highlights ein wichtiger Treiber, weit über die italienischen Grenzen hinaus. Wer nicht nur bei den bereits bekannten Herstellerpartnern vorbeischaute und nicht nur in den Ausstellungsfestungen der renommierten, sich weiterhin in großem Stil den Blicken abschottenden Unternehmen die neuesten Produkte bestaunte, sondern auch abseits der üblichen Wege die Augen offen hielt, konnte auch dort spannende „Schmankerl“ entdecken, die mit ungewöhnlichem Designansatz, Raffinesse, Witz und Charme die Szene zu bereichern vermögen. Ein Blick abseits des Gewohnten und Vertrauten lohnt, auch wenn Zeit und Muße zu den Luxusgütern auf einer solchen Megamesse wie dem Salone sind.

 

Kulturelle Komponente mit Breitenwirkung
 

So vielfältig wie das Angebot in den Hallen war zugleich auch das Kulturprogramm, das nicht nur die Produktpräsentationen ergänzte, sondern neue Zukunftsvisionen jenseits der Herausforderungen aufzeigte. Deutlich größer und mit viel Kreativität und Inspiration, war es sich zahlenmäßig ein voller Erfolg und zugleich streckte der Salone neben bereits bekannten Specials mit zwei größeren Projekten auch noch klarer die Fühler in Richtung Stadt aus – ein Konnex mit win-win-Potenzial, spielen doch Messe und City-Happening im selben Team, wenn auch mit etwas anderer Schlagrichtung. Der Salone ist für‘s Business, die Stadt mehr für die Inspiration, so war vermehrt zu vernehmen, auch wenn sich dies nicht so trennscharf auseinanderdividieren lässt.

Immerhin hatte auch die Messe selbst mit gewohntem kreativen Zugang einiges an Inspiration zu bieten, wie „La dolce attesa“ des Oscar-prämierten Regisseurs Paolo Sorrentino oder die „Villa Héritage“, ein Innenarchitekturprojekt des französischen Architekten Pierre-Yves Rochon mit Neuinterpretation der Handwerkskunst von gestern und heute.
In der Stadt setzte der Salone mit „The Library of Light“, einer Installation von Es Devlin, die im Jahr der Euroluce den Cortile d'Onore der Pinacoteca di Brera mit einer Hommage an den Wert des Wissens erleuchtete, und „Robert Wilson. Mother“ im Museo della Pietà – Castello Sforzesco Glanzlichter, die – beide ausverkauft – den Salone-Impact über die Messe-Mauern hinaus in die breitere Öffentlichkeit trugen.


Euroluce mit visionärem Lichtdesign und Premiere
 

Apropos Glanzlichter: Diese standen mit der diesjährigen Euroluce besonders im Fokus. Die Biennale präsentierte sich dabei im vor zwei Jahren erstmals eingeführten, weitaus offener gehaltenen Outfit, das tatsächlich zum Flanieren einlud und die Möglichkeit bot, „on the go“ Innovationen und spannende Produkte zu entdecken.

 

„Wie erwartet hat Euroluce die Zukunft des Lichtdesigns neu definiert und die Wettbewerbsfähigkeit zwischen innovativen italienischen Unternehmen – die über 80 % ihres Gesamtumsatzes im Ausland erwirtschaften – und 45 % der ausländischen Unternehmen, die die Branche anführen, gesteigert.“ - Maria Porro, Präsidentin des Salone del Mobile.Milano

 

Mit der Premiere des Euroluce International Lighting Forum wurde der Licht-Bereich zudem nicht nur um ein neues Format, sondern um eine zusätzliche Inspirationsdimension erweitert. Über 1.500 Teilnehmer:innen holten sich am 10. und 11. April bei dem vielfältigen Programm des neuen Projekts des Salone del Mobile.Milano unter der Leitung von Annalisa Rosso und in Zusammenarbeit mit APIL wichtige Infos und frischen Input ab, die insbesondere die 20 internationalen, hochkarätigen Speaker im Gepäck hatten. Ebenso gut besucht waren auch die Vorträge und Round Table-Talks bei der dritten Ausgabe von Drafting Futures mit ihrer großen Riege an top Kreativen der Szene.

Frischer Designinput
 

Für frischen Wind in der Branche sorgen freilich neben den internationalen top Ausstellern und der Kreativgarde Jahr für Jahr auch die Designyoungster beim „SaloneSatellite“. Mit 700 Teilnehmer:innen aus 37 Ländern und dem bunten Mix aus Designer:innen, Designschulen und deren ganz unterschiedlichen Ansätzen, Ideen und Entwürfen wurde einmal mehr kräftig aufgefahren und das Format mit Tradition und Innovation untermauerten 39.000 Besucher:innen in dessen Status als internationales Lexikon zeitgenössischer Kreativität und als Bezugspunkt für Unternehmen auf der Suche nach neuen Talenten.

 

„Der SaloneSatellite würdigte 700 aufstrebende Talente und eröffnete damit neue Perspektiven auf die möglichen Wechselwirkungen zwischen Handwerk und Industriedesign. Auch das Kulturprogramm traf den Nagel auf den Kopf und schlug neue kulturelle Brücken. In den letzten Tagen haben wir gemeinsam mit einigen der visionärsten Protagonisten der Gegenwart versucht, neue Denkanstöße zu entwickeln.“ - Maria Porro, Präsidentin des Salone del Mobile.Milano

Next stop: 2026
 

Genau diese ungewöhnlichen Impulse sind es denn auch, die sich an allen Ecken und Enden des Salone entdecken lassen und ihn ebenso auszeichnen wie das Füllhorn an internationalen Markenkalibern. Während gleichzeitig auch in Mailand der Designbär in den Schauräumen und bei kreativ gestalteten Installationen steppte, ist und bleibt der Salone del Mobile.Milano auf dem Messegelände gesetzter Leuchtturm mit Strahlkraft – und wird dies auch bei seiner kommenden Ausgabe sein, für die das findige Messeteam wieder einiges im Talon hat. Alles noch top secret, versteht sich. Man blicke „entschlossen auf das Jahr 2026“, so Mario Porro.

 

„Im nächsten Jahr erwarten uns neue, große Herausforderungen. Unser Versprechen ist es, an einem noch inklusiveren Format zu arbeiten, mit einem Fokus auf KMU und aufstrebende Märkte. Wir werden dies Hand in Hand mit der Branche tun, um Schwierigkeiten in Chancen zu verwandeln.“ - Maria Porro, Präsidentin des Salone del Mobile.Milano

 

Gemeinsam mit den italienischen und europäischen Institutionen sollen konkrete Antworten für den strategischen Sektor gegeben werden, erläutert die Salone-Präsidentin, und die Messe geht dabei weiter nicht nur den gewohnten Weg mit kreativen Neuerungen und Nachhaltigkeit, sondern öffnet sich auch zunehmend in Richtung Mailänder City.

 

„Der Salone schafft nachhaltigen Wert zum Nutzen einer Vielzahl von Interessengruppen. Ich denke, es ist an der Zeit, dass alle, sowohl auf regionaler als auch auf nationaler Ebene, alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, damit Mailand den Erfolg dieser weltweit einzigartigen Veranstaltung weiter ausbauen kann. Dabei steht die Qualität des Angebots im Mittelpunkt und die Begrenzung von Verzerrungen, die die Stabilität in den Bereichen Gastfreundschaft, Dienstleistungen und Auswirkungen auf die Bürger gefährden.“ - Maria Porro, Präsidentin des Salone del Mobile.Milano

Wie dieser Ansatz Früchte tragen wird, wird sich zeigen. Fakt ist, dass der Salone 2025 auf vielfältige Weise nachwirken wird, allen voran mit den Innovationen, die vorgestellt wurden – zahlreiche Highlights zeigen wir in Kürze hier online. Zudem wurde die Messe, für das gestresste Auge vielleicht manchmal fast unbemerkt, für die Präsentation des einen oder anderen Prototypen genutzt und so bleibt es spannend, ob und wann diese die große Branchenbühne betreten werden. Die Messe war jedenfalls einmal mehr Impulsgeber und Inspirationsquelle für die Branche. und der Termin für die kommende Ausgabe steht auch bereits fest. Der Salone del Mobile.Milano 2026 findet vom 21. bis 26. April 2026 statt – dann wieder im Doppel mit der EuroCucina.

 

www.salonemilano.it