wohninsider Oktober-November 2024

05. 2024 | Oktober/November | wohninsider.at 21 BRANCHENTALK wohninsider: Herr Schaible, 45 Jahre DER KREIS, 40 Jahre DER KREIS Österreich. Wie geht’s Ihnen persönlich, wenn Sie heute an die Anfänge zurückdenken? Ernst-Martin Schaible: Mir persönlich geht es sehr gut. Das Leben läuft so schnell, ist ständige Veränderung, man muss immer dranbleiben, um Unternehmen weiterzuentwickeln, auch und gerade international. Wenn ich heute mit den DER KREIS Österreich Partnern 40 Jahre feiere, fallen mir viele Dinge ein, die man im Alltag schnell vergisst: Die Grundlagen damals, warum wir so erfolgreich geworden sind hier in Österreich und vieles mehr… Erzählen Sie kurz von Ihren Anfängen … 1979 haben wir in Deutschland mit DER KREIS begonnen, 1984 habe ich in Österreich gestartet. Und sogleich haben sich damals aus der AÖK, der Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Küchenspezialisten, vier oder fünf Küchenspezialisten gemeldet, als sie gehört haben, dass ich einen Verbund für Fachgeschäfte aufbauen möchte. Ich habe die Händler besucht, und wir haben über Konditionen gesprochen. Gleichzeitig haben sie mir in Deutschland gesagt, ‚Lass die Finger von den anderen Ländern, wir brauchen dich hier.‘ Aber ich habe mich nicht davon abhalten lassen und begonnen, auch in Österreich Gespräche zu führen. Sie müssen sich vorstellen, ich habe mit nichts angefangen, im September 1979 hatte ich mein letztes Gehalt bekommen, also musste ich mit dem, was ich gespart hatte, mein Unternehmen aufbauen. Ich konnte mir daher auch keine Büros leisten. Sepp Höcketstaller aber bestätigte mich in meinen Plänen, wurde nicht nur sofort Mitglied bei DER KREIS Österreich, sondern bot mir auch die Adresse seines Küchenhauses an mit den Worten: ‚Du kannst bei mir die offizielle Zentrale machen und von hier die Konditionsverhandlungen führen.‘ Damit hatte ich den Ansatz, keine Miete bezahlen zu müssen – und ehrlich – ich hätte damals auch kein Budget dafür gehabt. Aber ich konnte dafür kämpfen, dass die Fachgeschäfte gute Konditionen bekommen. Und als dann die deutsche Industrie davon gehört hat, haben mir einige Marken, u.a. Rose, Pronorm und Goldreif angeboten, die Handelsvertretung für sie zu übernehmen. Für mich war das ein guter Ansatz, ich hatte noch keine Kunden, baute die Mitglieder auf, und versuchte, die Produkte dort zu platzieren. Wir haben damals Cent um Cent gezählt, dass sich das Ganze wieder gerechnet hat. Zurzeit ist es nicht gerade leicht in der Küchen-/Handelsbranche … Wie sehen Sie die aktuelle Situation und die Zukunft? Wir alle wissen ja, dass die Handelsseite stark unter Druck steht, was sich auch unmittelbar auf die Industrie auswirkt. Den Handel sollte man jedenfalls differenziert betrachten: Einmal die Großfläche, die sehr viele, sehr preiswerte Angebote hat und zum Teil schlechte Verkäufer. Dieses Segment an Kunden, die dort angesprochen werden durch den Preiswert-Bereich, wird schrumpfen, weil sie ohnehin schon weniger Kapital haben. Ich hoffe für diese Handelsunternehmen jedoch, dass es auch hier wieder bergauf geht. Was die Küchenspezialisten betrifft, da hört man oft von deren Kunden, ‚Jetzt will ich endlich eine richtige Küche!‘. Zudem, dadurch, dass in Österreich viele Tischlereien in ein Küchenstudio integriert sind, ist der Innenausbau nicht nur im Neubau, sondern aktuell zunehmend auch in der Renovation immer bedeutender. Ich führe das einerseits auch darauf zurück, dass Häuser und Wohnungen an Kinder und Enkel vererbt werden. Diese brauchen dann nicht neu zu bauen, sondern bauen das Bestehende um. Und das kommt uns in diesem Zweitmarkt absolut entgegen. Auf der anderen Seite ist es wichtig, im Auge zu behalten, dass bei einer Renovierung der Küche, einer Veränderung durch Fronten, neue Elektrogeräte nicht beim Küchenspezialisten, sondern im Elektromarkt gekauft werden. Eine Küchengeneration entspricht etwa zwei Gerätegenerationen. Und für die zweite Generation kommen nur gute Stammkunden zum Küchenspezialisten zurück, das ist aber der viel kleinere Anteil. Wenn man bedenkt, wie groß dieser Anteil an Menschen ist, die ein gewisses Problem oder den Wunsch haben etwas verändern zu wollen, dann müssen wir hier ansetzen, um Verkäufer und auch die Monteure, die diesen Austausch tätigen, zu beschäftigen. Und eines ist klar, wenn eine Renovierung angesprochen wird, kommt auch oftmals eine neue Küche dabei raus. Viele sehen beim Fachhandel nicht die Kompetenz für den Ersatzbedarf. Wir arbeiten hier ganz stark daran, haben schon vor 25 Jahren damit begonnen in Deutschland. Damals hatten wir eine Art Rezession, wo weniger Küchen gekauft Foto linke Seite: DER KREIS, weitere Fotos: Lilly Unterrader/wohninsider » „Ich habe mit nichts angefangen, im September 1979 hatte ich mein letztes Gehalt bekommen, also musste ich mit dem, was ich gespart hatte, mein Unternehmen aufbauen.“ Ernst-Martin Schaible im Gespräch mit wohninsider-Herausgeber Gerhard Habliczek

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