wohninsider Oktober-November 2024

22 wohninsider.at | Oktober/November | 05. 2024 BRANCHENTALK worden sind. Das war für uns Anlass, dieses Thema sehr, sehr erfolgreich einzusetzen und jetzt haben wir das wieder aufgesetzt, neu überarbeitet. Genau zu diesem Zeitpunkt brauchen die Fachgeschäfte dieses Tool. In persönlichen Gesprächen habe ich auch festgestellt, dass genau jene Betriebe, die das vor 25-28 Jahren eingeführt und bis heute weitergeführt haben, jetzt eine Vollbeschäftigung haben. Ein weiteres Thema, das Sie angesprochen haben, ist Differenzierung. Ist das für die Zukunft das Tool, dass ein Küchenstudio etwas Eigenständiges bietet, eine eigene Marke ist? Ja, das sehe ich auch so. Provokant formuliert: Die Küchenmöbelindustrie baut Möbel mit Löchern, die Elektrogeräte-Industrie Metallkisten. In einer Küche haben wir fünf bis sechs Marken. Aber wer stellt die Küche zusammen? Das ist wie ein Auto ohne Motor und Räder. Es kommt doch darauf an, dass das Küchenfachgeschäft berät, wie tolle Marken integriert werden können, wie die Beleuchtung aussieht, wie gekocht wird, und damit ist man automatisch Marke. Dadurch wird man auch weiterempfohlen. Und dann braucht man keine Rabatte mehr. Küchenspezialisten verkaufen keine Rabatte, sie planen und gestalten Küchen. Sie haben auf der area30 das Konzept für den Küchenverkauf 2030 vorgestellt, könnten Sie das nochmals kurz erläutern? Nach dem Tod meiner Tochter habe ich die DER KREIS ANJA SCHAIBLESTIFTUNG gegründet, weil ich sicherstellen wollte, dass auch der Fachhandel in Zukunft gesichert ist. Die Stiftung soll das gewährleisten und ist der Forschung, Entwicklung und Wissenschaft gewidmet. Seit damals sind wir in ständigem Austausch mit Hochschulen, Designern, Ernährungswissenschaftlern, der Möbelfachschule in Köln, unterschiedliche Fakultäten, die nicht im Wettbewerb miteinander stehen, die sich jeweils mit eigenem Zugang zu dem Thema auseinandersetzen. Durch die Symbiose kommen junge Studierende zusammen, die alle mit der Küche noch nie zu tun hatten, und das gerade bringt viele frische neue Ideen und Einblicke. Daneben sind auch Küchen-, Elektro-, Spülen-, Zubehör-Hersteller von Industrieseite, sowie Dienstleister und Küchenspezialisten dabei, die in diesem Gremium mitarbeiten. Diese erarbeiten gemeinsam ein Thema. Und das Schöne daran ist, dass die jungen Menschen freigeistig ihre Gedanken spielen lassen können. Wir setzen uns dann mit den Gedankenspielen auseinander und prüfen, was wir daraus eventuell entwickeln können. Es ist dabei sehr hilfreich, dass keiner vom Vertrieb oder aus der Technik sagt, ‚Das darfst du nicht, das kann man nicht finanzieren‘. Und so lernen wir unwahrscheinlich viel voneinander, wie sich die jungen Menschen auseinandersetzen mit verschiedenen Themen. Ich habe mich schon sehr viel mit der nächsten Generation auseinandergesetzt, und wie die Jungen von uns, die wir viel Erfahrung und Wissen mitbringen können, lernen können und wir von ihnen. Wir wollen immer im Auge behalten: Wie denken die jungen Leute. Wie sieht die Zukunft aus? Und da entstehen dann visionäre Dinge, wie dieser Messestand auf der area30. Unter der Projektleitung von Frau Slomski ist diese einmalige Formation entstanden, wie der Messestand der Zukunft, wie der Verkauf der Zukunft aussehen sollte. Das ist einmalig. Das heißt, bei der kwt im Mai wird es den Stand nicht zu sehen geben? Das würde ich gerne machen, aber ist nicht umsetzbar, denn zwei Drittel des Standes werden an der Möbelfachschule in Köln, die maßgeblich daran beteiligt war, ausgestellt. Ein weiteres Modul kommt zu einem Küchenspezialisten, ein weiteres zu uns in die Zentrale. Die Industrie lernt hier auch viel davon, denn da wurden Beschläge entwickelt, die es zuvor noch gar nicht gegeben hat, es entstehen immer wieder Produkte aus den Aktivitäten der Studenten. Da gibt’s etwa die nette Geschichte von einem Studenten, dessen Omi sich eine neue Küche gekauft hat und der Enkel stellte fest, dass sie sich bei den unteren Laden immer noch bücken muss. Das war der Anlass dafür, für den unteren Auszug eine Hebemechanik zu entwickeln, damit Töpfe leichter rausgenommen werden können. Das war die Grundlage für den Comfort Lift von AEG Electrolux. Das ist ein Modul aus der Stiftung. Wie sehen Sie die Zukunft? Die nächsten Jahre? Meistens bekomme ich auf diese Frage die Antwort: Ich kann nicht in die Kristallkugel schauen (lacht). Ich denke, die Küchenfachgeschäfte, die Handwerksbetriebe werden sich dem Markt immer anpassen können. Wenn „Jedes Produkt ist seinen Preis wert, wenn es langlebig ist. Denn wenn es billig ist, entstehen viele Kosten bei der Entsorgung. Deswegen legen wir auf Qualität größten Wert und dass langlebige Wirtschaftsgüter dem Verbraucher geboten werden, damit er auf lange Sicht immer günstiger kauft, wenn er beim Spezialisten kauft.“

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