wohninsider Oktober-November 2024

05. 2024 | Oktober/November | wohninsider.at 87 WOHNEN Fest etabliert Aus dem anfänglichen No-Go wurde also Togo, die Stilikone, die vielen weiteren Entwürfen als Inspirationsquelle dient. Neben den Sitzsäcken, die ebenfalls Ende der 1960er Jahre „geboren“ wurden, um eine flexible Art zu sitzen als Pendant zum „steifen“ Sofa einzurichten, ist die neue Möbelgattung die logische Brücke zwischen den beiden für eine völlig ungezwungene Art des Aufenthalts. Mitte der 2000er Jahre hat es Peter Wippermann, Geschäftsführer des Trendbüros Hamburg, schön mit dem Begriff „Grounding“ zusammengefasst, geprägt von der Wiederentdeckung des Bodens, wo es in erster Linie darum geht, wieder den Boden unter den Füßen zu spüren: „Als Gegenreaktion auf die moderne Ortslosigkeit zählt alles, was den Körper der Erde nähert und ihn so zum Halten bringt: bodennahes Sitzen, das Comeback der Sitzkissen und hochflorige Wollteppiche.“ Jene Zeit war es auch, die – ausgehend von den großen internationalen Hotellobbys – das Lounging großgemacht hat, nicht zuletzt auch als Konsequenz zum immer größer werdenden Reiseboom in fremde Länder, in den das Sitzen in Bodennähe Gang und Gebe ist. So ließ sich beispielsweise der französische Designer Pascal Mourgue zur Kollektion Tazia, ebenfalls für Ligne Roset, inspirieren, abgeleitet von der nordafrikanischen Lebensart. „In unserer multikulturellen Zeit ändern sich die Verhaltensweisen“, ist der Designer überzeugt. „Mein Gedanke ist: Lasst uns die Gewohnheiten ändern, beweglich sein und andere Lebensstile annehmen, die flexibel, vielseitig und gesellig sind.“ Gestern für morgen Heute sind es viele Polstermöbelhersteller, die diese revolutionären Vibes wieder attraktiv und sexy finden. Das drückt sich besonders in den vielen modular aufgebauten Sofas aus, die nicht nur endlose Elemente aneinanderreihen lassen, sondern den Benutzer gleichzeitig zum Designer machen, denn es kann alles nach Lust und Laune beziehungsweise nach Platzangebot zusammengestellt werden. Aber sie greifen auch die zeitgenössische Weltanschauung und damit die Sicht von Pascal Mourgue auf, sich die Welt mit ihren Gewohnheiten ins Wohnzimmer zu holen. Ein Futon, ein Sitzsack, aber auch ein bodennahes Sofa lässt landen, ankommen, genießen, entspannen und vielleicht neue Perspektiven gewinnen. Sich niederlassen kommt dem als Bild ganz nahe. Dass alles auch noch wahnsinnig flexibel ist, reißt ein wenig den nomadischen Ansatz an – aber das wäre jetzt wieder eine andere Geschichte. Die Neuentdeckung dieser Sitzvariante treibt die Fantasie der Designer an und bringt sie zur Höchstform. wohninsider zeigt im Schwerpunktthema „Wohnzimmer“ der nächsten Ausgabe (Nr. 6, Dezember/Jänner, ET 20.12.24) eine Auswahl der derzeit aktuellsten Modelle, die in jede Ausstellung gehören. Mehr zu Polstermöbeln auch im onlineMARKTPLATZ auf wohninsider.at unter: kurzlinks.de/zonm Auch Möbelcouturier Poltrona Frau legt bei Sofa Parka neue Maßstäbe für das Sitzen an. Aus Leder, versteht sich.   Adrenalina greift mit Sofa Nefelibata von Stormo Studio ebenfalls die Eckpunkte des 70er-Jahre-Designs auf: niedrig, rundlich und spacig. Die Mutter aller bodennahen Sitzgelegenheiten ist Togo von Ligne Roset, entworfen von Michel Ducaroy im Jahr 1972 und heute noch ein Bestseller. 

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