20 wohninsider.at | August/September | 04. 2025 TRAINING : WISSEN WEGE INS ERFOLG-REICH Eine Serie fü r Ihren Erfolg. Experten-Tipps von Mag. Gabriel Schandl, CSP, CMC „Wir sind keine Maschinen“ Im Garten meiner Eltern stehen eine knappe Handvoll alter Apfelbäume. Letztes Jahr um die Zeit waren sie rappelvoll. Mit leckeren, süß-sauren Äpfeln. Mehrmals sind wir damit zu einem Bauernhof in der Nähe gefahren, der eine Presse hat, mit der man diese Äpfel verarbeitet und den Saft gleich wieder mit heim nehmen kann. Kostet ungefähr gleich viel wie ein Liter Saft im Geschäft, aber es ist der eigene, unbehandelte, natürliche Apfelsaft. Warum schreibe ich davon? Weil es in diesem Jahr fast keine Äpfel gibt. Ein Baumpfleger hat viele der Äste letzten Herbst zurückgeschnitten und offenbar weiß auch der Baum selbst, dass er zwischendurch mal Ruhe braucht und nicht so viel produzieren kann wie im letzten Jahr. Ist für mich vollkommen okay, dann spare ich mir die Fahrten mit meinem Vater zur Presse, obwohl die immer lustig waren. Es gab auch mal einen Apfelschnaps zwischendurch von der Bäuerin. Diese Bäume sehe ich regelmäßig und sie erinnern mich an Geben und Nehmen, an Ruhe und Aktivität, an Bewegung und Stillstand, an Produktivität und Entspannung. Manchmal ist uns das in der heutigen Zeit verloren gegangen, dieses Gefühl für die Abwechslung dieser Phasen und auch das Bewusstsein, dass wir Menschen keine Maschinen sind und ebenso Ruhephasen benötigen um unsere Batterien aufzuladen. Theoretisch ist rund um die Uhr was los. Wenn nicht in unserer direkten Nähe, dann auf unseren Laptops, Computern, Handys, Tablets oder Fernsehern. Es klingt paradox aber es braucht tatsächlich das „bewusste Abschalten“ – die Entscheidung dafür, mal nichts zu tun, oder einfach mal früher schlafen zu gehen. Apropos schlafen: Seit einiger Zeit tracke ich meinen Schlaf mit einem Smartring (ja, auch das gibt‘s). Er zeigt mir nicht nur die Bewegung tagsüber an (mein Ziel sind ca. 10.000 Schritte täglich) sondern auch die Qualität meines Schlafs, wie oft bin ich aufgewacht, hatte ich genug REM- und Tiefschlafphasen usw. Inzwischen ist mir bewusst, wie das alles zusammenhängt. Essen vor dem Schlafen oder auch nicht, Alkohol tagsüber, Bewegung tagsüber, Stress tagsüber und viele Faktoren mehr. Dadurch kann ich optimieren. Denn ohne Schlaf gelingen die Tage nur schwer. Als Familienvater, selbständiger Coach, Trainer, Speaker und Unternehmer will ich ja vieles schaffen und unter einen Hut bringen. Das gelingt manchmal, manchmal auch nicht. Was mir stark weitergeholfen hat, war auch das Bewusstsein über „innere Antreiber“, dazu gehören: 1. Sei stark 2. Mach es allen recht 3. Sei perfekt 4. Beeil dich 5. Streng dich an Die sind für sich gesehen nicht sofort schlecht, denn sie haben uns dorthin gebracht wo wir heute sind. Aber manchmal übertreiben wir es damit und dazu brauchen wir nicht mal Stressoren von außen. Der „Sei perfekt“ Antreiber hat mich vor vielen Jahren meine erste Beziehung gekostet, weil ich es mit der Arbeit übertrieben habe (ja, auch Leistungsglück kann man übertreiben). Ich war einfach zu lange im Büro – fast täglich – weil es immer wieder was zum Optimieren, zum Verbessern gab. Erst die sogenannten „Erlauber“ ermöglichen auch hier psychische und körperliche Entspannung: „Du darfst dein eigenes Tempo haben“ oder „80 % sind manchmal gut genug“. Abschied vom Perfektionismus oder „Andere müssen nicht mit allem einverstanden sein, was ich tue, ich bin trotzdem gut genug“ und so weiter. In meinen Stressmanagement Seminaren, bei denen es auch um Resilienz geht, finden wir mit den Teilnehmern heraus, welche Antreiber sie haben und wie diese etwas entschärft werden können. Das in Kombination mit BeFotos: © Gabriel Schandl
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