04. 2025 | August/September | wohninsider.at 23 BRANCHENTALK Wir treffen uns an einem heißen August-Vormittag im wohl bekanntesten Café Wiens, dem Landtmann am Ring. „Da draußen sitzt der Chef“, sagt er mit einer entsprechenden Kopfbewegung in Richtung Garten auf Herrn Querfeld und lacht. Egal, ob die Gebrüder Seifert, Dr. Herbert Koch oder Hannelore Danzer, er kennt fast jeden in und außerhalb der Branche und jeder kannte ihn, einen Mann, der sich noch nie und auch heute kein Blatt vor den Mund nimmt. Bei einem kleinen Braunen und einer Buttersemmel plaudert der langjährige Siemens- und später BSH-Chef Franz Schlechta mit mir locker über die Branche und das Leben. Auszüge aus einem spannenden, aufschlussreichen und nicht zuletzt sehr amüsanten Gespräch. „Glauben’s das interessiert die Leut überhaupt, was ein alter Mann wie ich heute zu sagen hat‘?“, beginnt der Ex-Top-Manager, der nächstes Jahr seinen 80er feiert, das Gespräch mit einer Frage seinerseits. 2010 hat er bereits die Geschäftsführung der BSH Österreich an seinen damaligen Nachfolger Pascal Javet, der aus der deutschen Zentrale geschickt worden war, übergeben. Dass man seine Stelle damals nicht mit einem Österreicher intern – „für mich wäre Erich Scheithauer der richtige Nachfolger gewesen“ – besetzt hatte, war für ihn auch ein wesentlicher Grund, früher als geplant in Pension zu gehen. Generell hatte ihm, dem „Frechen und Goscherten“ – wie er selbst von sich behauptet – der generell immer stärker werdende Einfluss der deutschen Konzernmütter nicht geschmeckt. „Schaun’s, eine nationale Niederlassung soll bestmöglich dazu beitragen, den lokalen Händlerstock zu betreuen und am Leben zu erhalten.” Er jedenfalls zog damals seine Konsequenz und nahm Anfang 2010 den Hut, blieb nur im Aufsichtsrat des UFH und der Volksbank. Blick zurück auf die Anfänge Die Bank war es auch, die seine Karriere 1964 begründete. „Bei der Zentralsparkasse der Gemeinde Wien habe ich begonnen, aber es war relativ schnell klar, dass die Bank und ich nicht zusammenpassen – ich war zu frech“, schmunzelt er. Er beginnt das Studium an der Hochschule für Welthandel (später Wirtschaftsuni) – „die Ausbildung war ausgesprochen mies, aber den Titel hast du dann gehabt, das war das Wichtigste“ – und jobbt nebenbei bei Renault. „Dort habe ich alles gemacht, vom Regalbauen bis zur Buchhaltung.“ Es folgte die erste Station bei der Unterhaltungselektronik, Philips am Wienerberg, wo er in den 70ern als Vertreter die Welt des Außendienstes kennenlernte. Sein Verkaufstalent sprach sich herum und der damalige Bang & Olufsen- General-Vertreter Georg Weiner warb Schlechta als Verkaufsleiter kurzerhand ab. Nach einem Zwischenschritt in der Werkzeugbranche (de Walt, Skil) kam die nächste berufliche Episode, die den jungen Mann fast in den Bankrott führte. „Ich war drei Jahre selbstständig, habe gemeinsam mit einem Partner braune Ware aus dem Fernen Osten importiert. Wir haben eingekauft um 2 Mio. Schilling, aber in Dollar und als die Ware angekommen ist, war der Dollar nur mehr die Hälfte wert.“ Ein einprägsames Ereignis, das die Selbstständigkeit auch schnell wieder beendete. Nach einer Station bei Panasonic als Verkaufsleiter folgte 1987 der Einstieg bei Siemens. „Ich war braunwaren-erfahren und so hat mich Herr KR Adolf Thurner damals als Verkaufsleiter für den Westen Österreichs mit Sitz in Linz geholt.“ Dort habe ich gelernt, wie Weißware geht. Dabei war die Unterhaltungselektronik nie das Liebkind der Münchner, die Geräte waren zukauft von Grundig und Co., die Sparte wurde später zugedreht. Ein Schritt, der jedoch der Weißware zugutekam, wie Schlechta bilanziert. „Siemens war da immer sehr konsequent, wollte nirgends Geld drauflegen und hat sich anderweitig fokussiert.“ Ich hab damals zu meiner Gattin anlässlich des Wechsels gesagt: ‚Jetzt hab ich so viel Blödsinn gemacht, jetzt muss ich zur Ruhe kommen und geh zu Siemens, in Pension‘, (lacht). „Dem sollte aber nicht so sein“, legt er schmunzelnd nach. Bei seinem Vorgänger, der von allen gefürchtet war, wie er anmerkt, war Schlechta trotz seiner Aufmüpfigkeit angesehen: „Bei den Sitzungen hat nie jemand Herrn Thurner widersprochen, weil sich keiner getraut hat, aber ich konnte meinen Mund nicht halten. Ich hab dann zwar immer eine auf den Deckel bekommen, aber nachher hat er meistens mit mir über die Punkte, die ich kritisiert habe, gesprochen.“ Und so kam es, dass Thurner ihn schließlich zu seinem Nachfolger machen wollte, „aber er hatte bestanden, dass ich zum „Direktor“ bestellt werde.“ Die Ära Schlechta Unter der Ära Schlechta kam es schließlich zur Gründung der BSH in Österreich, und Fotos: privat und Nelly Neumayer/wohninsider „Du darfst die Leute nicht anlügen, musst aber dabei kein Depp sein. Wenn der Kunde einen erfüllbaren Wunsch hat, erfülle ich den.“ Franz Schlechta »
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