24 wohninsider.at | August/September | 04. 2025 BRANCHENTALK später der Übernahme der österreichischen BSH durch die deutsche Bosch und Siemens. Damit sei schließlich der Einfluss der deutschen Zentrale hierzulande stetig gewachsen. Schlechta erinnert sich: „Zuerst haben sie bei uns auf Granit gebissen. Und der damalige Generaldirektor von Siemens, Albert Hochleitner, ist immer hinter uns gestanden und hat uns unterstützt.“ Ein beliebter Streitpunkt war stets der Mittelstandskreis, der in Österreich für die Marken Siemens und Bosch getrennt geführt wurde. „Als ich das übernommen habe, war die Idee, dass wir eine Händlerorganisation machen, da haben wir einen bissl verrückten Händler gesucht, dem das gefällt und der auch anpackt, und haben den Horst (Neuböck, Anm. der Red.) gefunden.“ Schlechta führt aus: „Es ist immer gemacht worden, was die Händler entschieden haben. Von der BSH war nur ein Vertreter im Vorstand, das war’s. Und das hat man in der deutschen Zentrale nicht verstanden. Aber ich war immer der Meinung, sie sollen es so machen, wie sie glauben, weil ich verstehe ihr Geschäft nicht besser als die Händler selbst, die vor Ort sind.“ Und wie war das mit der Miete? Schlechta: „Ganz ehrlich? – Ich dachte anfangs, das ist eine super-Idee, aber das wird nix. Die meisten Ideen kamen von Horst Neuböck, er war damals schon ein Unikum. Wir haben es trotzdem gefördert. Gut war’s im Endeffekt, denn das hat sich immer mehr und mehr entwickelt. In Summe war das eine angenehme Geschichte, mit vielen Schwierigkeiten und Arbeit, ja. Aber da habe ich erst richtig gelernt, wie der Handel eigentlich tickt. Nicht vorher!“ Im Laufe Ihres langen beruflichen Werdegangs: Wer war da Ihre beeindruckendste Begegnung? Da gab es mehrere. Sicherlich zum einen KommR. Georg Weiner, der hat mit einer Nonchalance gearbeitet, war raffiniert und hat dabei sehr viel Geld verdient. Er ist mit dem Rolls Royce vorgefahren und meinte immer: „Eine Zitrone presst man nicht mit der Faust aus, sondern mit drei Fingern.“ Sicherlich auch Herr Thurner, der war gefürchtet, keiner wollte ihm widersprechen. Oder Walter Köck, der war beeindruckend souverän und schwer reich. Gibt’s eine besondere Episode, die Ihnen mit einen der Begegnungen in den Sinn kommt? Sicherlich mit Fritz Gaschler, das war ein großer Elektrohändler in der Steiermark und eine beeindruckende Figur auf seine Art. Er hat seine Ware aus einer Lagerhalle mit einem rostigen Drehkreuz rausverkauft. Es war im Winter, sehr kalt, die Leute haben draußen in Winterjacken schon gewartet, bis die Rollläden raufgehen. Im Geschäft standen die Verkäufer in Schianzügen, weil nicht geheizt war, und über den Kisten war ein Plakat mit den Worten „Mich bedroht keiner!“ Ganz hinten ist einer gestanden hinter einem Stehtisch, mit einem breiten Hut, einem langen schwarzen Mantel bis zu den Zehen und hat einen Tee getrunken. Das war der Gaschler. Die Leute sind gekommen, haben gekauft und sind sofort wieder gegangen. Und in seiner Lade hat er einen 44er Magnum liegen gehabt.“ (lacht) In der Branche war er ein absolut rotes Tuch, weil er so billig war. Aber was die Leute nicht gesehen haben, der hat für jede Leistung damals schon Geld verlangt. Lieferung? Montage? Kostet extra! Wollen’s mir die Hand geben? Kostet extra. (lacht) Mit dem Franz-Josef Hartlauer hat Sie ja auch eine Bekanntschaft oder Freundschaft verbunden? Ja, wir waren befreundet. Es war beeindruckend, wie er sich wieder darappelt hat, nachdem er alles verloren hatte. Ich konnte auch meinen Teil dazu beitragen, wir haben damals die Braunware gerade aufgelassen und haben dem Hartlauer die Filialen damit aufgefüllt. Dadurch haben auch andere Lieferanten ihn mit Ware beliefert. Seine Persönlichkeit war faszinierend, der war goschert, dass du glaubt hast, die Welt stürzt ein. Und die Loyalität seiner Mitarbeiter war unglaublich. Die hätten sich sprichwörtlich vom Zug überfahren lassen für ihren Chef. Was war Ihr größter beruflicher Erfolg? Als wir zur BSH geworden sind, waren wir vier Geschäftsführer und ich der Sprecher der Geschäftsführung. Im ersten Jahr ist jedoch die Bilanz-Planung aufgrund unterschiedlicher Gegebenheiten weit verfehlt worden und es hätte vermutlich meinen Kopf gekostet. Allerdings habe ich es geschafft, nicht nur im Unternehmen zu bleiben, sondern als alleiniger Vertriebsgeschäftsführer mit einem Kaufmann an einer Seite nach Österreich zurückzukommen. Das hatte damals keiner gedacht, dass mir das gelingt. Was war rückblickend Ihr größter Fehler? Was hätten Sie anders gemacht? Der größte Fehler, den ich gemacht habe, Ein guter Tag beginnt für mich … ... mit einem guten Frühstück. Tageszeitung oder Insta-News? Drei Tageszeitungen (Kurier, Der Standard und die SN) Die WW-Branche bedeutet für mich? Eine schöne Erinnerung. Temu oder Erlebniseinkauf? Temu sicher nicht, das ist nur Klumpert. Dann Erlebniseinkauf. Melange oder Espresso Martini? Espresso Macchiato (!) Ein Film, der mich bewegt hat: Der Spion, der aus der Kälte kam Cesars Salad oder Steak? Wenn sein muss, auch einen Salat, aber Steak ist mir lieber – und dann blutig. Wenn ich beruflich nochmal anfangen würde, dann … ... würde ich, glaube ich, es ganz anders machen und zum Beispiel Chemie studieren, wie mein Sohn. Mein größtes (unnötiges) Talent? Ich kann nicht singen, zeichnen – habe keinerlei derartige Talente – aber von anderen wurde mir bestätigt, dass ich mit fast allen Menschen halbwegs offen kommunizieren kann. „Mit meiner Chefin (Ehefrau) am Canale Grande Mitte der 90er.“ WORDRAP MIT FRANZ SCHLECHTA
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