wohninsider Dezember 25 - Jänner 26

64 wohninsider.at | Dezember/Jänner | 06. 2025 WOHNEN Der emotionale Raum Psychologisch betrachtet ist das Wohnzimmer ein Resonanzraum der Seele. Hier verdichtet sich unser Bedürfnis nach Nähe, Schutz und Ruhe. Nach einem langen Tag ist es jener Ort, der uns auffängt – ob allein, zu zweit oder mit der ganzen Familie. Studien zeigen, dass Menschen Räume bevorzugen, die sowohl Offenheit als auch Sicherheit vermitteln. Eine klare Struktur, kombiniert mit weichen Materialien und warmer Beleuchtung, lässt den Stresslevel messbar sinken. Geborgenheit ist aber kein Zufallsprodukt. Sie entsteht, wenn Gestaltung emotional spürbar wird, wenn der Raum eine Sprache spricht, die der Mensch versteht, ohne sie je gelernt zu haben. Farben, die umarmen Farben sind die stillen Architekten der Atmosphäre. Sie können einen Raum weit oder eng, kühl oder warm, lebendig oder beruhigend wirken lassen. Wer Geborgenheit sucht, findet sie meist in warmen, naturverbundenen Nuancen, wie in weichen Beigetöne oder in samtigem Ocker. Cremenuancen, gedämpftes Grün oder zartes Grau schaffen Balance und Harmonie. Ein Wohnzimmer darf nicht zu laut sein, denn seine Farbwelt sollte ein Hintergrund für das Leben bieten und nicht die Hauptrolle beanspruchen. Gleichzeitig können Akzente in dunkleren, erdigen Tönen – etwa ein samtiger Pouf in Cognac oder ein Kissen in Nachtblau – Tiefe und Charakter verleihen. Entscheidend ist die Verbindung von Farbe und Material. Samt, Leinen, Holz oder Wolle besitzen eine haptische Ehrlichkeit, die Wärme ausstrahlt. Licht als Seele des Raumes Kaum ein Element prägt die Stimmung eines Wohnzimmers so stark wie das Licht. Tageslicht ist der unersetzliche Hauptdarsteller. Große Fenster, helle Vorhänge aus Leinen oder feinem Baumwollstoff lassen Räume atmen. Abends übernehmen verschiedene Lichtquellen wie eine gedämpfte Stehleuchte, eine Tischlampe mit Textilschirm, Kerzenlicht auf einem Tablett, die Rolle des Stimmungsregisseurs. Licht schafft Geborgenheit, wenn es Zonen formt – ein weicher Schein im Lesesessel, ein warmes Leuchten über dem Couchtisch, indirektes Licht entlang der Wand. Das Zusammenspiel aus Helligkeit und Schatten verleiht Tiefe und das Gefühl, sich in einen Raum hineinfallen lassen zu können. Räume für Familien Für Familien ist das Wohnzimmer ein Ort der Begegnung. Es lebt vom Alltag – vom Spielen, Reden, Lachen. Hier wird zusammengelebt, nicht nur gewohnt. Eine Einrichtung, die Geborgenheit schenkt, sollte daher Flexibilität und Natürlichkeit vereinen. Sofas mit weichen Bezügen, strapazierfähige Teppiche aus Naturfasern, modulare Möbel, die sich den Bedürfnissen anpassen. Kinder nehmen Geborgenheit anders wahr. Etwa durch vertraute Gerüche, Materialien, Licht und wiederkehrende Rituale. Ein Teppich, auf dem täglich gespielt wird, ein Lieblingssessel, in dem vorgelesen wird. Solche Dinge schaffen emotionale Verankerung. Zugleich ist es wichtig, den Raum nicht zu überfrachten. Weniger Dekoration, dafür bewusst gesetzte Akzente, wie eine Vase mit frischen Zweigen, ein Kunstwerk mit Bedeutung, ein handgefertigtes Objekt. EIN WOHNZIMMER, DAS GEBORGENHEIT SCHENKT Von der Kunst, einen Raum zur Heimat werden zu lassen Fotos: SUMMER HOME Geborgenheit bedeutet für mich ein leises, angenehmes Gefühl des innerlichen Ankommens. Es entsteht nicht allein durch Wände, Möbel oder Farben. Es ist das Zusammenspiel von Raum, Licht, Material und Erinnerung, das ein Wohnzimmer zu mehr macht als nur zu einem Ort. Ein Wohnzimmer ist das Herz eines Hauses und es erzählt von uns, von dem was wir lieben und davon, wie wir leben wollen.

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