wohninsider Juni-Juli 2025

24 wohninsider.at | Juni/Juli | 03. 2025 BRANCHENTALK „Jeden einzelnen Tag in der Ausstellung das Besondere bieten“, das ist die Devise von Martin Wetscher und seinem Team im weit über die Grenzen bekannten und populären Einrichtungshaus in Fügen im Zillertal. Im Gespräch mit wohninsider erläutert der erfolgreiche Geschäftsmann und Globetrotter im Rahmen der diesjährigen möbel austria & küchenwohntrends, wie ihm das gelingt und warum es heute unabdingbar ist, sich auch im Detail von der Konkurrenz abzuheben. wohninsider: Ihr Unternehmen zählt weit über die Grenzen Österreichs zu den erfolgreichsten und hochwertigsten Einrichtungshäusern. Sie verkaufen exklusive Möbel im Zillertal, das zwar ein Tourismus-Hotspot, aber nicht der Nabel der Welt ist. Was ist Ihr Geheimnis? Ing. Martin Wetscher: Das Zillertal ist unvergleichbar, es gibt auf der ganzen Welt nur wenige Plätze, wo es im Verhältnis zu den Einwohnern mehr Nächtigungen bzw. Tourismuswertschöpfung gibt. Von unserem Einrichtungshaus blickt man auf hohe Berge, Landwirtschaft, Kühe. Unsere Kunden, die vor allem wegen unserer Planungskompetenz, der eigenen Tischlerei und den vielen internationalen Möbelbrands teilweise von weit her zu uns kommen, suchen das Besondere – weshalb wir an diesem Standort eine einzigartige Leistung bieten müssen. Aus der Historie betrachtet, als Kika/Leiner und Lutz in den 90ern nach Tirol gekommen sind – da hatten wir ca. 600 Lieferanten, alles quer durch – wussten wir, wenn wir nicht besondere Anreize schaffen, etwas bieten, das es woanders nicht gibt, sodass Kunden auch von weit her ins Zillertal kommen, werden wir das nicht überleben. Also haben Sie sich schon damals differenziert … Kurz gesagt, ja. Sie sind laufend unterwegs, erkunden die Trends, setzen sie um. Wie übersetzt man Trends im Schauraum für den Konsumenten, dass er erkennt, wohin die Reise geht? Wir haben immer geschaut, was können andere besser, wie können wir uns optimieren, und sind seit Generationen wahnsinnig reisefreudig. So war ich heuer das 35. Mal auf der Mailänder Messe. Dabei nehmen wir weniger die Trends mit nachhause als die Firmen, die gut drauf sind. Auf die Ausstellung bezogen heißt das: Es gilt, mehr Emotionen zu zeigen, mit Erlebnissen, die den Kunden abholen. Das gelingt nicht mit Warendruck, viel zu vielen Möbeln und beim Kunden unbekannten Lieferantenlogos, sondern mit einem inspirierenden Schauraum, der vieles, aber nicht beliebig sein darf. Zudem: Präsentationen von einer Messe kann man sowieso nicht übernehmen, denn dort wird eine surreale Welt für Einkäufer abgebildet, die überzeichnet und abstrahiert ist. Keiner will tatsächlich in so einer Welt wohnen. Man muss also einen Wohnraum schaffen in der Ladengestaltung? Ja, aber nicht jenen, den der Kunde eh schon kennt, der in jedem Möbelhaus gleich aussieht und eher den Wünschen der Lieferanten entspricht. Die Kunst ist, die Kunden abzuholen, wo sie sind und ihnen zu zeigen, was auch im besten Falle möglich wäre – also über ihre Vorstellungen weniger oder mehr hinauszugehen. Davor lautet jedoch oftmals die Frage, wie bekomme ich den Kunden überhaupt in den Schauraum? Oft fehlt es ja an Frequenz. Der Schauraum selbst muss die Identität der Firma, des Inhabers widerspiegeln. Darin muss der Geist der Firma zum Ausdruck kommen, die Haltung, der Spirit. Das oszilliert Fotos: Lilly Unterrader/wohninsider ING. MARTIN WETSCHER VON DER TÄGLICHEN BEGEISTERUNG Im Rahmen des Podiums auf der Salzburger möbel austria & küchenwohntrends führte wohninsiderHerausgeber Gerhard Habliczek ein Interview mit Ing. Martin Wetscher zum Thema „Lebensräume als Verkaufsfläche von morgen“. Von Gerhard Habliczek und Lilly Unterrader wohninsider-Herausgeber Gerhard Habliczek (li.) im Gespräch mit Ing. Martin Wetscher zum Thema „Lebensräume als Verkaufsfläche von morgen“ „Die Kunst ist, die Kunden abzuholen, wo sie sind und ihnen zu zeigen, was auch im besten Falle möglich wäre.“

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