wohninsider Juni-Juli 2025

03. 2025 | Juni/Juli | wohninsider.at 25 BRANCHENTALK zwischen einer tollen Ausstellung, die dem Kunden mehr zeigt, als er kennt, die aber auch eine machbare, stilvolle Situation abbildet. Oder anders formuliert: Man sollte dem Kunden zeigen, wie er besser, schöner wohnt, wie er mit seiner Wohnsituation auf eine persönlich höhere Ebene kommt. Dann stellt sich auch ein neues, glücklicheres Lebensgefühl ein. Und wenn diese Dichte stimmt zwischen Schauraum und Identität der Firma, dann spricht sich das herum, dann bekommt man höhere Auftragssummen, braucht nicht so viel Frequenz und muss im Endeffekt auch nicht so viel Werbung machen. Dann ist man eine Marke, die die richtigen Kunden anzieht, und dann ist weniger mehr. Die Weiterempfehlung ist also ein wichtiger Punkt? Das ist das Wichtigste für uns KMUler, denn die Werbemaßnahmen, wie sie die Großfläche tätigt, können und dürfen wir uns nicht leisten. Der Vorteil der Großfläche ist nur ihre Größe, in allen anderen Belangen sind und müssen wir Kleinen besser sein. Wer macht bei Ihnen die SchauraumGestaltung? 30 Jahre lang hat das Architekt Haipl für uns gemacht, mit dem mein Vater auf der Kunstakademie studiert hat. Schon in den 60er-Jahren war der Schauraum ein wichtiger Träger, der gezeigt hat, was begeistert, nicht was verkauft wird. Und wir haben noch immer eine Inspirations-Hitliste von Produkten, die in der Ausstellung bleiben, auch wenn sie sich nicht verkaufen – weil diese für das Gesamtbild wichtig sind. Nachdem wir den Schauraum jahrelang extern gestalten ließen, haben wir irgendwann gemerkt, dass die Motivation der Mitarbeiter sinkt, wenn sie nicht eingebunden sind in die Entscheidungen. Mittlerweile gibt es auch eine eigene Innenarchtitektur Abteilung im Hause, wirklich gute, kreative Menschen. Wir machen das jetzt selbst, ohne uns zu sehr von den Renner/PennerListen beeinflussen zu lassen. Schönheit und Inspiration sind nicht demokratisch. Und grundsätzlich kuratieren wir die Ausstellung, lassen keine reinen Markenstudios mehr zu. Ausnahmen gibt es natürlich – wie z.B. bei Minotti, da bestimmt Minotti stark mit, wie die Ausstellung umgesetzt wird. Unter dem Strich ist es eine große Herausforderung und es geht immer darum, das Besondere, Schöne mit Leidenschaft jeden Tag aufs Neue zu erkämpfen. Um den Schauraum weiterzuspielen, setzen Sie auf Events, sogar branchenübergreifend … Events sind ja ein bewährtes Instrument aus der Marketingtrickkiste, bei uns ist es aber anders dazu gekommen: Wir wollten die Geschichten hinter den Möbeln erzählen, die Menschen dahinter sichtbar machen. Für Kunden und Mitarbeiter. Da geht vorrangig nicht um die Marke, sondern um die Menschen, die die Marke prägen. Am 22. Mai kam etwa Herr Minotti zu uns (siehe Bericht Seite 15), erzählte von der Familie Minotti, von der Leidenschaft zur Qualität. Unterm Strich ist das Einrichtungshaus für uns wie eine Bühne, eine Zirkusmanege, die wir immer wieder verändern in einem Jahresrhythmus, damit die Kunden Spaß haben, immer wieder hereinzukommen. Der Möbelbranche geht es aktuell nicht gut, aber viele sagen, dass es wieder bergauf geht. Wie sehen Sie die Zukunft (Stichwort: Kaufzurückhaltung, Nachfolger, Fachkräfte fehlen)? Es ist eine Zeit der Multikrisen. Wenn jemand heute zusperrt, ist es oft nicht nur das wirtschaftliche Scheitern, sondern weil der Nachfolger fehlt, man nicht mehr die Energie für das Business hat – oder es schlichtweg keinen Spaß mehr macht. Mit Blick nach vorne? Ich meine, die Möbelbranche hat eine ganz fantastische Zukunft vor sich, wenn wir mehr richtig machen, wenn wir unseren Kunden mehr Schönheit, mehr Identität, dieses Lebensgefühl wiedergeben. Wenn wir es schaffen, mit unserem Geschäft, unseren Kontaktpunkten, Beratern, nicht nur einen Tisch zu verkaufen, sondern die Lebendigkeit, die rund um den Tisch herum passiert. Wem das gelingt, der wird eine gute Zukunft haben. Wer jedoch nur Möbel verkauft, der wird ersetzbar sein – durch die Großfläche, das Netz, die Beliebigkeit. Wie gefällt Ihnen die Messe (möbel austria & küchenwohntrends) hier? Wie ist Ihr Eindruck? Ich war ganz fasziniert, wie schön gestaltet, wie gut besucht die Messe ist. Wir alle wissen, wie schwer sich Messen tun und da ist es schön, so eine Veranstaltung zu sehen: Da geht es nicht nur um Stände und Inszenierungen, sondern um das Treffen, den persönlichen Kontakt. Das finde ich toll und das ist wichtig. Hoffentlich geht es so weiter … www.wetscher.com „Die Möbelbranche hat eine ganz fantastische Zukunft vor sich, wenn wir mehr richtig machen, wenn wir unseren Kunden mehr Schönheit, mehr Identität, dieses Lebensgefühl wiedergeben. “ „Der Schauraum selbst muss die Identität der Firma, des Inhabers widerspiegeln. Darin muss der Geist der Firma zum Ausdruck kommen, die Haltung, der Spirit.“

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