wohninsider Juni-Juli 2025

03. 2025 | Juni/Juli | wohninsider.at 53 NETZWERKE sensibilisieren und motivieren, wie Judmayer ausführt. Und, so Eberharter: „Unsere Aufgabe ist es, diese Themen aufzugreifen und uns auch als Interessenvertretung zu positionieren. Wir sind sehr gut vernetzt, auch etwa mit den deutschen und Schweizer Interessenvertretungen. Dadurch bieten wir den Mitgliedern einen Wissensvorsprung (auch hinsichtlich der rechtlichen und wissenschaftlichen Hintergründe), einen entscheidenden Innovationsvorsprung durch die daraus resultierende Beschleunigung der Entwicklung sowie die Möglichkeit, sich bei den derzeit auszuarbeitenden Rahmenbedingungen aktiv einzubringen und diese mitzugestalten.“ Und er nennt auch postwendend ein Beispiel: „Wir sind stolz drauf, dass wir in kurzer Zeit durch Mithilfe des Umweltministeriums schon mehr erreicht haben als andere Verbände in anderen Ländern oder Produktgruppen.“ Erste konkrete Erfolge auf EU-Ebene Eines ist sicher: In wenigen Jahren wird die Matratzen und Möbelbranche nachhaltiges Design, den digitalen Produktpass und die Ökodesign-Verordnung umgesetzt haben müssen. Eberharter unterstreicht: „Wir wollen dabei aber sicher kein One size fits all! Wir wollen mit der Politik gezielt über und für Matratzen reden. Denn es braucht sinnvolle Lösungen und nicht Regeln, die eigentlich für andere Produktgruppen gemacht werden.“ Konkret ist die Ökodesignverordnung ja bereits beschlossen und werde in den kommenden Jahren in unterschiedlichen Produktgruppen ausgerollt, wie Judmayer ergänzt. „Wir haben dazu eine Stellungnahme verfasst und in Netzwerke gestreut – mit dem konkreten Erfolg, dass diese Stellungnahme im Ausschuss auf EU-Ebene diskutiert wurde und Matratzen nun mitberücksichtigt werden!“ Musterbeispiel Matratzen? Auch das Thema digitaler Produktpass (DPP) eigne sich hervorragend, um am Thema Matratzen vorexerziert zu werden. Eberharter führt aus: „An Matratzen kann man gut lernen, wie man Produktpässe einführt. Denn der DPP ist weit mehr als ein Informationsinstrument, er ist auch eine Kommunikation mit dem Kunden. Für uns gilt es jetzt, die Angst davor zu nehmen.“ Um hier europaweite Erfolge erzielen zu können, hat sich die ÖMA etwa auch mit Triple R aus Belgien (übrigens auch ein Mitglied der ÖMA) intensiv ausgetauscht. Jetzt für die Zukunft aktiv werden Ohne langfristiges Denken komme man in diesem Feld jedenfalls nicht weiter, wie Bednarek zu bedenken gibt. „Bis 2030 wird noch so viel passieren, dass wir davon überzeugt sind, dass ein Produktpass ganz viel Sinn macht. Zudem wird es dann Geschäftsmodelle geben, die wir heute noch gar nicht am Schirm haben: Der Möbelhändler kann vielleicht Möbel reparieren, Second Hand anbieten oder es gibt Mietmodelle – wir wissen nicht, was da noch kommt. Fakt ist, wir werden in zehn Jahren eine komplett andere Handelslandschaft vorfinden. Der Handel wird sich dahingehend verändern müssen.“ Es beginnt in der Designphase Dabei liegt alles bereits in der Designphase begründet, wie Judmayer unterstreicht. „Wo kann ich bestimmen, wie ein Produkt recyclebar ist? – Da muss man schon in der Designphase ansetzen. Konkret sind es rein rechnerisch 80 Prozent der Umweltauswirkungen, die hier bereits festgelegt werden.“ In diesem Zusammenhang hat das Climate Lab in Zusammenarbeit mit der ÖMA einen Kriterienkatalog für kreislauffähige Matratzen formuliert, an dem man sich bereits orientieren kann. Und schließlich dürfe man nicht vergessen: „Wir reden jetzt vom zirkulären Design. Bis die ersten Matratzen am Markt sind, vergehen noch fünf Jahre. Wenn wir jetzt über Design reden, dann reden wir von Entsorgung in 15-20 Jahren.“ Die erweiterte Herstellerverantwortung (EPR) Bei diesem letzten Fokuspunkt geht es einerseits um die EPR (die von jedem Mitgliedsland umgesetzt werden muss) und zum anderen die Revision der Abfall-Rahmenrichtlinie, deren Umsetzung den einzelnen Mitgliedsländern obliegt. Als Ansatz wird hier eine Inverkehrbringer-Gebühr gehandelt. Heißt: Für jede in Verkehr gebrachte Matratze soll einen Betrag X in eine Dachorganisation eingezahlt werden und über diese die Verlängerung der Lebensdauer und das Recycling am Lebensende finanziert. Jedoch gibt es aktuell noch Ressentiments seitens Handels und Hersteller. Der Ansatz müsse daher lauten: Eine zirkuläre Matratze soll in Zukunft mehr bringen als eine konventionelle Matratze aus dem europ. Ausland. Dafür brauche es aber natürlich einen gewissen Grad an Vereinheitlichung in Europa. Die Möglichkeiten für den Handel Chancen für den Handel sehen Eberharter, Bednarek und Judmayer jedenfalls zahlreiche. Matratzen würden zum Beispiel immer mehr zum Gesundheitsthema. „Mangelnder Schlaf hat Auswirkungen auf die Volksgesundheit. Das bietet dem Fachhandel eine große Chance, sich hier durch Know-how und ein gutes Paket von der Großfläche abzuheben. Wir sehen viele Möglichkeiten des kleinstrukturierten Handels, hier durch Kundenbindung zu reüssieren. Das Storytelling zum Kunden hin kann jedenfalls nur der Handel machen.“ matratzen-allianz.at Die ÖMA fokussiert sich auf die drei Themen Digitaler Produktpass, Zirkuläres Design und erweiterte Herstellerverantwortung. Die drei Vorstände und Gründer der Allianz haben aufgeteilte Kompetenzen: Judmayer ist Schriftführerin und der innovative Kopf für zirkuläres Design, Michael Bednarek fungiert als Kassier und widmet sich primär dem EPR System während Eberharter sich als Obmann den digitalen Produktpass an die Fahnen geheftet hat.

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