05.2025 | Oktober/November | wohninsider.at 21 DESIGN : TRENDS ein Antonio Citterio lassen auch heute noch leidenschaftlich ihre Faszination für das Fernöstliche, das in seinem puristischen Minimalismus nicht zu überbieten ist, durchblitzen. Man könnte sagen: Auch das ist schon eine Tradition für sich. Besonders angefacht wurde diese Auseinandersetzung mit Reduktion und einer asiatisch angehauchten Ästhetik aber erst, als japanische Designer wie Tokujin Yoshioka, Toyo Ito, Shigeru Uchida, Setsu und Shinobu Ito, Kengo Kuma oder Naoto Fukasawa in Italien „aufschlugen“, die im Auftrag der italienischen großen MöbelPlayer begannen, echte japanische Designs in Europa salonfähig zu machen. Und das mit riesigem Erfolg, denn in nahezu jeder Kollektion ist ein Stück Fernost zu finden, das bereits schon jetzt zu den Klassikern zählt. Vergangenheit mit Zukunft 2025 zeigt sich bereits ein ganz anderes Bild, denn japanische Hersteller haben längst selbst erkannt, dass in Europa ein gewisser Hunger nach einer Gestaltung herrscht, die von Grund auf einem anderen Konzept folgt. Und man muss es ihnen schon lassen: Die Japaner sind Meister darin, Unnötiges gar nicht erst aufkommen zu lassen. Stattdessen bedienen sie sich lieber ihrer jahrhundertealten Handwerkstradition, der sie in ihren Designs immer wieder eine Bühne geben. Es zeigt sich darin nicht nur die unglaubliche Fingerfertigkeit, Logik und Präzision, sondern auch ein unglaublich großes Maß an Nachhaltigkeit, nicht zuletzt durch den hohen Anteil von Holz und Naturfasern, die allen Möbelstücken eine besondere Anmutung und Ausstrahlung verleihen. Was oft in den westlichen Versuchen, diese Gestaltungskultur zu interpretieren, auf Schwarz-Weiß-Kontraste und Filigranität, die zweifellos im japanischen Design eine wichtige Rolle einnehmen, reduziert und plakativ eingesetzt wird, gehört am anderen Ende des Globus zum Einmaleins. Doch es gibt noch viel mehr Asiatisches, was man auch in unseren Breitengraden anwenden könnte, als nur ein bestimmtes Bild zu erzeugen. Verzicht als Erfolgsgeheimnis Während westliche Designer mit großer Affinität zum grafischen Erscheinungsbild und zur japanischen Tradition meist auf der Suche nach der inneren Mitte sind, orientieren sich japanische Designer nach dem, was sie von Kindheit an verinnerlicht haben: ihre Rituale. Alles ergibt einen Sinn, alles hat seinen Zweck, nichts ist überflüssig. Entsprechend gestalten sie ihre Gebrauchsgegenstände, wenngleich man durchaus feststellen kann, dass die Entwürfe nicht selten an den Geschmack des Westens angenähert sind, jedoch ohne sich dabei selbst zu verraten. Treu bleiben sie sich vor allem in ihren tief verankerten Grundsätzen, auf ihre über Generationen überlieferten Knoten, Steckverbindungen und naturverbundenen Lösungsansätze zurückzugreifen. Dies ist ein Punkt, der natürlich heute einmal mehr fasziniert, denn es löst auch hier wieder ein Rückbesinnen auf ein Konstruieren ohne Metall und mit der Schwerkraft aus, etwas, das in all der Techologisierung und Automatisierung verloren gegangen zu sein scheint. Schöner könnte die Symbiose zweier Kulturen kaum sein. Modulares Sofasystem Velar von Ritzwell. Design: Shinsaku Miyamoto. Loungesessel Haori mit Kragen aus geflochtenem Schilfrohr von Adal - Look into the Nature. Design Canuch. Stuhl N° 15 mit Rückenlehne aus Wiener Geflecht von Daft about Draft. Design: Taiju Tamashita.
RkJQdWJsaXNoZXIy NDA0NA==