wohninsider April Mai 2020

62 wohninsider.at | April/Mai| 02.2020 WOHNEN L eise Jazzklänge schmeicheln den Ohren, es duftet nach unterschiedlichsten Holzarten und die indirekte Beleuchtung mischt sich harmonisch mit dem Tageslicht, das das kleine Geschäft in der Wiener Franzensgasse flutet. Acht Betten stehen hier, allesamt aus Massivholz, darauf handgenähte, naturbelassene Matratzen. Somnifer heißt dieses Kleinod, das Armin Huber vor knapp einem halben Jahr über- nommen hat. Seine Geschichte liest sich dabei fast so spannend wie ein Filmdreh- buch. Vielleicht liegt es ja daran, dass die Gründerin dieses sympathischen Geschäfts die renommierte Dokumentarfilmerin Gabi Schweiger ist. Vielleicht aber auch am be- wegten Leben des neuen Eigentümers. Aber gehen wir einen Schritt zurück. Schon lange trug Armin Huber den Wunsch in sich, etwas Grundlegendes zu verändern. Als studierter Philosoph und Slawist verdien- te der Vater zweier mittlerweile erwachsener Kinder schon lange Jahre als Banker gute Brötchen für seine Familie und bereiste viele Länder rund um den Erdball. Er erzählt: „Ir- gendwann wollte ich weg vom Bankgeschäft. Zehn Jahre lang keimte dann in mir die Idee, mich einmal selbstständig zu machen – aber in einem ganz anderen Bereich.“ Etwas mit Natur, Handwerk, asiatischer Wohnkultur, Gesundheit oder Kindern sollte es sein, so die vage Vorstellung. Doch ein Unternehmen basierend auf diesen Wünschen zu gründen, erschien Huber sehr schwierig. So wurde viel überlegt, angesehen, sich ausgetauscht. Und dann kam es doch noch einmal anders, und ein Auslandseinsatz „dazwischen“. Die hehren Pläne waren aufgeschoben. Doch die Idee ließ ihn nicht los und gleichzeitig, so Huber, brachte ihn die Beobachtung, dass oftmals eingesessene Unternehmen auf- grund fehlender Nachfolge zusperren müss- ten, auf die finale Idee: Eine Übernahme sollte es werden! Auch hier war die finale Lösung nicht sofort parat. Viele Ideen später – u.a. die Nachfolgenbörse der WKO – war es schließlich soweit. Die Wege von Gabi Schweiger und Armin Huber kreuzten sich das erste Mal Mitte 2019 und man wurde sich bald einig – wofür nicht unwesentlich das ausgezeichnete Somnifer-Team und die Partner von Somnifer Ausschlag gaben. Mit 1. Oktober 2019 schließlich übernahm Hu- ber auch offiziell das Fachgeschäft Somnifer. Eigenentwickelt, aufwendig ver- arbeitet, naturbelassen 1986 gründete Gabi Schweiger mit ihrem Partner das Fachgeschäft mit eigener Werk- statt in der Wiener Franzensgasse. Seit je- her war man auf gesunden und natürlichen Schlaf, handgenähte Matratzen und Natur- holzbetten spezialisiert. Ebenso wurde man bald Anlaufstelle für japanische Schiebe- türen – so genannten Shojis – in verschie- denen Holz und Bespannungsarten. Eine Richtung, die Armin Huber auch weiter beibehalten will. „Alle Matratzen sind stän- dig verbesserte Eigenentwicklungen, sehr aufwendig in der Verarbeitung. Sie werden alle nur handvernäht und nicht verklebt, wodurch die Atmungsaktivität voll erhalten bleibt. Zudem werden nur hochwertigste Na- turmaterialien verwendet.“ Auch seine Liefe- ranten stammen nahezu alle aus Österreich oder Deutschland. Huber kommt sogleich in Schwärmen: „Die Baumwollschichten unse- rer Futons werden vernadelt, sodass die Mat- ratzen eine größere Festigkeit aufweisen und sich Wannen erst viel später bilden.“ Zwar SOMNIFER Vom Banker zum Möbler Eine wohl nicht alltägliche Geschichte hat Armin Huber zu erzählen. Der studierte Philosoph und Banker hatte irgendwann einmal das Globetrotting satt und suchte lange nach etwas, ohne genau zu wissen, was es war. Knapp ein Jahrzehnt später wurde er in der Wiener Franzensgasse fündig... V on L illy U nterrader wohninsider im Unternehmen Gegründet 1986 von Gabriele Schweiger und Partner steht das Unternehmen seit jeher für Natur- matratzen und Holzbetten sowie japanische Schiebetüren. Die Mat- ratzen sind allesamt selbst entwickelt und von Hand gefertigt. Armin Huber führt das Geschäft seit der Übernahme im Oktober 2019 ge- meinsam mit seiner Frau Linsay. Er beschäftigt eine Näherin, sowie zwei Tischler, einen für die japanischen Schiebewände, einen, der die Natur- holzbetten baut sowie sämtliche Montagearbeiten absolviert. Das Ge- schäft misst etwa 100 m² Schauraum in der Wiener Franzensgasse, Nähe Naschmarkt, eine Werkstatt samt Lager ist gleich nebenan. Link zum Video: youtu.be/hGdDfBPHpgY Somnifer Fotos: Lilly Unterrader/wohninsider Quereinsteiger mit Herzblut: Warum ein spätes Umsatteln in die Möbelbranche durchaus Sinn machen kann, erzählt uns Somnifer-Chef Armin Huber.

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