wohninsider April/Mai 2018

MESSEN : EVENTS Generationen bestehen mit einer gewis- sen Schönheit und einem starken Charakter, der heute nur noch schwer zu übertreffen ist. Möchte man es aber ein wenig kritischer be- trachten, so stellt man fest, dass im Vergleich dazu die Entwürfe von heute nicht mehr die- se unverwechselbare DNA haben. Ähnlich wie in der Musikbranche bleibt jungen Desi- gnern leider wenig Raum, derartige Volltreffer zu landen. Geschuldet ist dies sicher auch der fortschreitenden Technik, vor allem in der Ent- wurfsphase, die eine gewisse Distanz zum Ob- jekt schafft, das nicht zuletzt schon oft aus dem 3D-Drucker kommt. Selbstverständlich sind all diese Errungenschaften großartig, jedoch der Erfolg der Reproduktion von Designklassikern ist sicherlich auf diese latente Seelenlosigkeit zurückzuführen. Handschlagsqualit ten Nun, Schlagworte wie Nachhaltigkeit und Re- zyklierfähigkeit schwingen auch dieses Jahr im Hintergrund wieder mit. Dabei achtet man vor allem darauf, dass man nicht nur mit ab- gespeckten Materialstärken arbeitet, sondern den vorprogrammierten Müll bei der Tren- nung erst gar nicht erzeugt. Dieser Umstand rückt damit das Handwerk in den Mittelpunkt des Geschehens. Wie schon auf der IMM zu sehen war, so gab es zahlreiche Unternehmen, die die Entstehung eines Möbels zum Teil ih- rer Ausstellung machten. So ließ man luxuri- öse Matratzen live stopfen und vernähen, aber auch geflochtene Stühle vor den Augen des fas- zinierten Publikums entstehen. Auch die schon fast zimmermannmäßige Verarbeitung von Verbindungen – etwa Stuhlbein mit Sitzflä- che – die nicht den geringsten Anteil von Me- tall in sich verbergen, ist schon fast Gang und Gebe. Das Ziel ist es, anschaulich zu machen, wieviel Handarbeit hinter einem solchen Stück steckt und warum es entsprechend bepreist ist. So manches wird einem dabei klar, vor allem auch der hohe Qualitätslevel, der unter allen Umständen gehalten werden muss. Eben nicht jeder Stuhl kommt aus der Rotations-Druck- guss-Maschinerie. Das Schönste aber dabei ist zu sehen, wie selbst die hartgesottensten und abgehärtesten, langjährigen Beobachter und Kritiker der Möbelszene mit staunenden Au- gen vor der Performance stehen. Ganz und gar nicht monochrom Ähnlich wie den Designern – dass keiner be- sonders hervorgehoben wurde, sondern sich die Bühne mit allen anderen teilte – erging es auch den Farben. Mag sein, dass Pantone sei- ne Farbe des Jahres ausgerufen hat: Festzustel- len ist, dass das in Mailand auf der Messe nie- mals eine Bedeutung hatte. Entweder kreierte man sich seine Farbe selbst, oder man öffne- te die Schleusen – so wie dieses Jahr – für alle Couleurs. Tendenziell favorisierte man eher ge- deckte Farben, die mit dem starken Hang zum Holz besonders gut harmonieren. Farben be- kommen allerdings überhaupt ein neues Ge- wicht: So werden sie zum Beispiel verstärkt bei Ganzglas-Möbeln eingesetzt. Aber auch als attraktiver Botenstoff finden sie Verwen- dung. Das Uni bleibt nach wie vor, doch hinzu kommt ein Potpourri an Farben, die ein Möbel- stück farblich nicht mehr ganz eindeutig zuord- nen lassen. Absolut hinreißend ist auch die für Lounger Butterfly von Knoll International, www.knoll.com | Outdoor-Armlehner Cricket von Varaschin, www.varaschin.it | Stuhl Hiroshima von Maruni zum 90-jährigen Jubiläum (limitiert auf 90 Stück), www.maruni.com Regal inklusive Arbeitsplatz Pinocchio von Riva 1920, www.riva1920.it Tischserie Pixel von Fiam aus Glas, www.fiamitalia.it

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