wohninsider April/Mai 2018

MESSEN : EVENTS  Tischserie Fragment von Bonaldo aus Holz und Terrazzo, www.bonaldo.it |  Barwagen Grace von Schönbuch, www.schoenbuch.com Highback-Lounger Melange von Wittmann, www.wittmann.at die Möbelproduktion neu entdeckte Terrazzo- Technik, die neuerdings bei Tischplatten ein- gesetzt wird. Das typisch gesprenkelte Erschei- nungsbild läutet eine neue Generation ein. Die Kraft des Einfachen Während sich nun aber die Farben ihren Platz am Catwalk der Möbel einzeln für sich er- obern – abgesehen von den fixen Konstan- ten wie Schwarz, Weiß, sämtliche Braun- und Grautöne und Natur – so werden im Gegen- zug die Formen schlicht. Funktionalität be- kommt wieder mehr an Stellenwert und gibt bei der Form stärker den Ton an. Diese char- mante Unaufgeregtheit, die das Auge in der Fülle wohltuend aufatmen lässt, blockiert je- doch den Ideen- und Variantenreichtum kei- neswegs. Ganz im Gegenteil: Im Trend liegen verstärkt Rückzugsoasen in Form von R ca- mièren und Chaiselongues, sogar Konversati- onsstühle, die man aus dem Barock kennt, wa- ren zu entdecken. Geschuldet ist dieser Trend der drohenden Raumverknappung in den ur- banen Ballungszentren in den nächsten Jahr- zehnten, die keine eigenen Rückzugs-Zim- mer zulassen wird. Die neue Zartheit weist die Opulenz in ihre Schranken, Schlichtheit ist an- gesagt. Klingt fast ein bisschen ironisch, wenn man dieses Wort gemeinsam mit Louis Vuitton oder Hermès in den Mund nimmt. Doch das geht tatsächlich: Während Hermès eine ruhige, elegante Accessoire-Kollektion präsentierte, so zeigte Louis Vuitton im feudalen Palais Objek- te und Möbelstücke von namhaften Designern wie Marcel Wanders oder den Brüdern Cam- pana, die man einfach zusammenklappen, ein- packen und mitnehmen kann. Comebacks und Evergreens Hoch im Kurs steht natürlich eine anziehen- de Optik und Haptik. Das Aalglatte ist uner- wünscht, wenngleich Glas und Metall nicht verbannt sind. Mehr denn je findet man Mar- mor mit seiner attraktiven Äderung in allen er- denklichen Formen und Varianten und natür- lich Holz mit seiner verführerischen Maserung im Sortiment. Die Menschen sehnen sich im di- gitalen Zeitalter mehr denn je nach dem Ana- logen. Aus diesem weit verbreiteten Wunsch entstehen viele verschiedene Kooperationen – zum Beispiel Möbelhersteller mit Fußboden- belagshersteller – um neue Kreationen zu er- sinnen. Bezugstoffe laden allgemein mehr zum Angreifen ein, aber auch Leder ist nach wie vor in allen Varianten beliebt. Hinzu kommt viel Geflochtenes aus bewährten, aber auch alter- nativen Materialien, das wiederum die Brücke zum neu entdeckten Handwerk schlägt. Überall zuhause Nach wie vor ungebrochen ist der Drang nach draußen: Outdoor Living hat sich bei fast al- len Indoor-Herstellern als fixer Faktor manifes- tiert. Doch die Koexistenz mit den Gartenmö- belherstellern scheint zu gelingen: Diese wagen sogar ab und zu einen Seitensprung nach drin- nen. Fakt ist: Es gibt für alle etwas – nicht nur für die mit der riesigen Terrasse, sondern auch für jene mit einem kleinen Balkon. Letzteres wird in den kommenden Jahren auch immer wichtiger, denn in den engen Städten wird der Balkon zum neuen Statussymbol, ganz abgese- hen davon, dass man immer fieberhafter nach Lösungen für ein besseres Mikroklima für die aufgeheizten Straßenschluchten sucht. Die Euphorie haben wir eingepackt und mit nach Hause genommen, natürlich auch schon die Vorfreude auf das kommende Jahr. Es ent- stehen Eindrücke, Ideen und Inspirationen, die einem keiner mehr nehmen kann. Man könn- te fast sagen: Mailand ist – zumindest für die- se eine Woche im Jahr – der schönste Arbeits- platz der Welt.

RkJQdWJsaXNoZXIy NDA0NA==