AprilMai2019
118 wohninsider.at | April/Mai | 02.2019 MESSEN : EVENTS Ü ber Mangel an Interesse kann sich Gabriel Gruber nicht beklagen: „Die Tisch- ler fragen schon, wann’s los- geht!“, erzählt der Projekt- manager des Möbel- und Holzbau-Clusters. Die Rede ist vom MHC-Projekt „Digital Furniture Cluster“, in dessen Rahmen sechs Jungdesigner der Linzer Studienrichtung „In- dustrial Design“ modulier- und konfigurier- bare Möbel entwickelten (wohninsider be- richtete in der Dezember/Jänner-Ausgabe) . Die Prototypen wurden in Wels präsentiert. Beim Weg zum Endkunden werden gewohn- te Prozesse gegen den Strich gebürstet: Erst kommt der Vertrieb, dann die Produktion. Für die Vertriebslogistik sorgt roomle. Der Software-Spezialist speist Möbel samt Vari- ationsmöglichkeiten in seinen 3D-Konfigu- rator ein. Tischler oder Händler werden erst aktiv, wenn sich der Kunde für eine Modell- ausführung entschieden hat. „2020 starten wird mit der Plattform“, so Gruber. „Ende des kommenden Jahres wollen wir 100 lizen- sierte Partner an Bord haben.“ Bis dahin wer- den Lizenzmodelle und Logistiklösungen im Detail ausgearbeitet. Für die Prototypen gibt es erste Interessenten: So kann sich ein La- denbauer das Regalsystem der Jungdesigner in seinen Pop-up-Stores vorstellen. Gruber schwebt zudem vor, mit den Lizenzpartnern eine exklusive Möbelserie bei einem interna- tionalen Designer in Auftrag zu geben. Folgsame Roboter Im Produktionsbereich ist ein anderes MHC-Projekt verankert: ein kollaborativer Roboter, der Bewegungen von Menschen einstudiert und nachahmt. Beispielsweise könnte er Tätigkeiten ausüben, die mehr- fach wiederholt werden müssen, oder auch das Werkzeug reichen. Der Clou: Der Robo- ter muss dafür nicht programmiert werden. Es reicht, wenn der Nutzer vormacht, was er zu tun hat. Gemeinsam mit dem Start-up Yokai Studios werden innovative Wege in der dreidimensionalen Fertigung beschrit- ten. Ein neu entwickelter Roboter bietet um einen Freiheitsgrad mehr als eine herkömm- liche CNC-Maschine. „Kleidungsstücke lassen sich damit von verschiedenen Win- keln bedrucken“, erklärt Jungunternehmer Viktor Weichselbaumer. „Die Lösungen, die wir dafür entwickelt haben, lassen sich auch mit Holz umsetzen.“ Das Tuch der Könige Um Innovationen ging’s auch am „Laufsteg“, den der MHC am Messestand aufgebaut hatte. Diese mussten nicht hochtechnisiert ausfallen, gefragt waren einzigartige Produk- te fürs Eigenheim. Auf edles „Rindentuch“ haben sich Oliver Heintz und Mary Baron- go unter der Marke Bark Cloth spezialisiert. Dabei handelt es sich um die nachwachsende Rinde einer ostafrikanischen Feigenbaum- art, die jährlich geerntet werden kann, ohne den Baum zu fällen. In Afrika galt die reich INNOVATIONEN IM HANDWERK AUF DEM LAUFSTEG Einen „Innovators‘ Catwalk“ stellte der Möbel- und Holzbau- Cluster ins Zentrum der Welser Handwerksmesse. Zu sehen wa- ren ein Roboter, der zwar nicht aufs Wort, aber auf die Geste folgt, und modulierbare Möbel für den künftigen Webshop. V on R einhard E bner „Im kommenden Jahr starten wir mit unserer Möbelhandels-Plattform.“ Gabriel Gruber, MHC Fotos: Reinhard Ebner Thomas Bankhamer designt Wuzzeltische für Firmen. Hier matcht er sich mit MHC-Projektmanagerin Laura Smith. Ein gelehriger Roboter: Wir haben ihm „wohninsider“ vorgeschrieben, schon macht er’s nach.
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