AprilMai2019

WOHNDESIGNERS Die Kombination von on- und offline funktioniert also? Ja, wobei das Eine nicht ohne das Andere funktioniert. Ich könnte nicht ausschließlich online verkaufen, weil meine Produkte natürlich groß, schwer und nicht günstig sind. Die Hemmschwelle, einen Holz- tisch online zu kaufen ohne ihn je gesehen zu haben, ist noch immer größer als ein Buch auf Amazon zu bestellen. Aber sie sinkt merk- lich. Wir werden natürlich auch über das Internet gefunden oder Konsumenten sehen unseren Showroom und informieren sich dann auf unserer Seite. Der Vertrieb läuft einerseits online, andererseits möchte ich ein Händlernetzwerk aufbauen, zunächst in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Mit „Möbelwerk“ arbeite ich schon mit einem Händler zusammen und das klappt ganz unkompliziert, weil die Möbel zum gleichen Preis verkauft werden. Mit den Themen Holz und Nachhaltigkeit seid ihr ja am Puls eines topaktuellen Trends. Nachhaltigkeit ist ein bisschen ein überstrapazierter Begriff, aber kein leerer. Ich freue mich, dass sich immer mehr Konsumenten für Produkte entscheiden, bei denen eine Geschichte dahinter steht, sich überlegen, wie sie produziert werden, ob sie umweltfreundlich sind. Ich habe in vielen Gesprächen bemerkt, dass sich Kunden nicht mehr für dumm verkaufen lassen, sondern hinterfragen, auch imMöbelbe- reich. Da gibt es aber noch extremen Nachholbedarf, vor allem bei der Transparenz hinkt die Möbelbranche hinterher. Wie beeinflusst das Material das Design? Das ist eine der größten Herausforderung bei der Arbeit mit Massiv- holz. Ich muss ganz besonders auf die Verbindungen achten, darauf dass sich das Holz nicht zu sehr verzieht. Alles, was das lebendige Material in sich trägt, spielt beim Designprozess eine Rolle. Die Mö- bel haben durch das Naturmaterial sofort eine Persönlichkeit. Zeigt sich dennoch deine Designhandschrift? Ich orientiere mich an archetypischen Formen. Es war mir wichtig, dass die Stücke zeitlos sind. Zu dieser konzeptuellen kommt die funkti- onelle Komponente. Hätte ich mich zu sehr mit komplizierten Verbin- dungen, organischen Formen und verrückten Radien gespielt, würde mir das Massivholz einen Streich spielen. Deshalb sind meine Möbel minimalistisch gehalten. Der Star ist das Holz und das Besondere an den Stücken ist, dass jedes durch das Material zum Unikat wird. Sie werden ja auch maßgefertigt. Stimmt. Meine Stücke funktionieren grundsätzlich in allen Holzar- ten, die ich anbiete. Hinsichtlich Maßfertigung liegt die Herausforde- rung meistens darin Kunden in ihren Maßvorstellungen soweit wie möglich entgegenzukommen und zu beraten, wenn sie noch keine genauen Vorstellungen haben. Die von mir angebotetenen Maße sind angepasst an die menschlichen Proportionen, an Normgrößen, an Bewegungsradien. Ihnen zu erklären, dass das gewünschte Maß nicht funktioniert, oder es auch manchmal Grenzen des Machbaren gibt ist manchmal nicht einfach, ergibt aber einen spannenden Dia- log. Ich schätze diesen Austausch. Wo präsentiert sich das Label? ImMoment kooperieren wir mit Thonet und betreiben bis Ende Juni gemeinsam einen Pop UP Showroom in Wien. Es gibt aber noch kei- nen permanenten „One for Hundred“-Showroom. Auf der blickfang Wien war ich zuletzt mit „Möbelwerk“ vertreten und überlege, bei der diesjährigen VIENNA DESIGN WEEK wieder als Programm- partner mitzumachen. Interessieren würden mich die Auftritte auf der ICFF in New York, die MAISON & OBJET in Paris, die Mi- lan Design Week, und die imm cologne. Aktuell versuche ich lokale Händler in Wien anzusprechen, Kontakte zu knüpfen und das Händ- lernetzwerk aufzubauen. Es gibt einen Markt für unsere Produkte und gutes Feedback, eine meiner größten Herausforderungen ist es aber, gesehen zu werden und Händler wie Innenarchitekten darauf aufmerksam zu machen. Dein Portfolio ist breit gefächert. Was fehlt noch? Ein großes Thema ist der Stuhl, worauf ich immer wieder angespro- chen werde. Ein weiteres - und woran ich aktuell arbeite – ist eine Fa- milie von Accessoires für den Tisch, die mehrere Funktionen erfüllen werden. Da will ich noch nicht zu viel verraten. Ich habe tausende Ideen in meiner Schublade. Und auch große Ziele? Meine Ziele sind sehr hoch gesteckt. Einerseits soll mein Unterneh- men weiterhin erfolgreich sein und so gut wachsen wie ein Baum, allerdings schneller als eine Eiche, hoffe ich. Andererseits will ich auch bewusst disruptiv agieren um die Industrie ein bisschen wach- zurütteln und mit unserer Vorgehensweise zu verändern. Ich fände es toll, wenn sich größere Unternehmen ein Beispiel an „One for Hundred“ nehmen, Aufforstungssprojekte unterstützen oder die Pro- duktionskette vollkommen transparent machen würden. Das ist mein Motivator Nummer eins. Es reizt mich nicht, „nur“ gut aussehende Möbel zu fertigen. www.oneforhundred.com 2 3

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