wohninsider April/Mai 2021

22 wohninsider.at | April/Mai | 02. 2021 BRANCHENTALK E ines steht fest: Der Küchen- markt in Österreich hat sich im vergangenen Jahr positiv ent- wickelt. Es gab ein sattes Plus von 5,2 % gegenüber 2019 bei einem Umsatz von rund 421 Mio. Euro. In Summe wurden 182.000 Küchen verkauft, was stückmäßig einer Steigerung von 1,8 % entspricht. Unter dem Strich heißt das, dass die Durchschnittspreise im Vorjahr deutlich angezogen haben, wie Andreas Kreutzer, Ge- schäftsführer von BRANCHENRADAR.com für wohninsider analysiert. Aber Kreutzer geht noch weiter ins Detail, der Zuwachs komme praktisch nur aus den Neubau, heißt, auch ohne die Pandemie wäre der Markt etwa gleich gewachsen. Kreut- zer: „Richtig ist, dass Haushalte Ausgaben umgeschichtet haben in den Wohnbereich. Allerdings war gleichzeitig auch die Verun- sicherung sehr groß, weshalb auch die Spar- quote stark gestiegen ist.“ Von den höheren Renovierungsausgaben haben daher primär klassische DIY Produkte wie Lacke, Farben, Gartengeräte, Werkzeuge oder Konsumgüter mit geringem Einkaufswert profitiert. Also nicht zuletzt alles, wo man selbst Hand an- legen kann. Kreutzer: „Die Leute haben im Vorjahr ausgemalt und gestrichen wie ver- rückt, manche Baumärkte haben gemeldet, dass sie wenn sie morgens eine Lieferung Farben bekommen haben, nachmittags schon ausverkauft waren.“ Gleichzeitig macht er eines klar: „Dass im letzten das Ersatzgeschäft bei Küchen stagnierte, ist genau genommen ein Erfolg. Weil in vielen anderen Warengrup- pen war infolge der Verunsicherung der Men- schen das Renovierungs- und Sanierungsge- schäft zum Teil stark rückläufig.“ Boom und Rückgang Mit Blick auf den Gesamtmarkt konnte Kreutzer Folgendes beobachten: „Es gab letz- tes Jahr auf den Märkten teilweise gewaltige Verwerfungen, selbst innerhalb der Markt- segmente. Denn während das Geschäft bei dem einen oder anderen Anbieter boomte, hatten anderen teilweise enorme Rückgänge. Deshalb ist es auch nicht mehr möglich auf- grund des Erfolges eines oder einiger weni- ger Unternehmens Rückschlüsse auf ganze Märkte zu ziehen. Und noch eines schluss- folgert der Analyst: „Was man auch sagen kann, ist, dass jene Unternehmen, die sich strikt an die Corona-Regeln gehalten haben und ihre Beschäftigten so weit als möglich ins Homeoffice schickten, eher verloren haben, wohingegen jene, die betriebswirtschaftliche Notwendigkeiten mehr gewichteten – und das waren oft kleine oder mittlere Betriebe – zu den Gewinnern zählen.“ Zurück zum Küchenmarkt: Was hat 2020 noch gebracht? Deutlich zu sehen ist, dass sich die Durchschnittspreise erhöht haben, 2020 um 4,1 %. Der Preisauftrieb zog sich nahe- zu gleichförmig durch alle Materialsegmente. Kreutzer sieht dafür folgende Gründe: „Zum einen stiegen die Herstellkosten, zum anderen haben viele Hersteller aber auch die Gunst der Stunde genutzt und schon lange fällige Preisadaptionen umgesetzt.“ Betrachtet man dabei die Materialgruppen, so konnten so- wohl Massiv/Furnierküchen (Gesamtanteil 11 %) als auch Kunststoff (33,7 %), Lack und andere (51,3 % Anteil) und am meisten Folien (bei einem niedrigen Gesamtanteil von 4 %) in Sachen Umsatz zulegen. Absatzseitig leg- ten jedoch nur Lack und andere sowie Folien zu. Gleichzeitig werden die Küchen kleiner. Die durchschnittliche Anzahl an Schränken Fotos: Lilly Unterrader/wohninsider BRANCHENRADAR „WIR HABEN KEINEN CORONA-EFFEKT“ Branchenanalyst Mag. Andreas Kreutzer hat sich für wohninsider wieder den Markt und die ausschlaggebenden Zahlen im Vorjahr angesehen. Das Ergebnis: Wir hatten am Küchenmarkt keinen Corona-Effekt. V on G erhard H abliczek und L illy U nterrader „Es gab letztes Jahr auf den Märkten teilweise gewaltige Verwerfungen, selbst innerhalb der Marktsegmente. Denn während das Geschäft bei dem einen oder anderen Anbieter boomte, hatten anderen teilweise enorme Rückgänge.“ Andreas Kreutzer erläutert für wohninsider die Situation am Küchenmarkt

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