wohninsider August/September 2018
wohninsider.at 27 BRANCHENTALK Ich ziele, wie erwähnt, immer auf die Bear- beitung des Gesamtraums ab. Die Einrich- tungselemente im Bad sind durch ihren Was- seranschluss fix, es ist also kein nachträgliches Herumschieben und Adjustieren mehr mög- lich. Durch die Notwendigkeit der wasserfes- ten Oberflächen können auch die Wand- und Bodenbeläge nicht einfach ausgetauscht wer- den. Es muss also alles, wirklich alles vorge- plant werden. Und zwar so, dass es gut funkti- oniert und zugleich gut aussieht. Für einen Innenarchitekten ist das eine Traumaufgabe. In keinem anderen Raum ha- ben die zahlreichen einfließenden Faktoren so viel Relevanz wie im Bad. Diese Herausforde- rung ist es, die mich reizt und mich in diesem Metier gehalten hat. Es ist die Vielschichtig- keit der Projektaufgabe und die Chance, mit bis zu sechs Gewerken gleichzeitig zu arbei- ten, die sich alle gegenseitig beeinflussen. Je- des Badprojekt und jeder Bäderschauraum ist vollumfängliche Innenarchitektur. Nicht nur ein Teilaspekt, sondern – alles. Ein ernst zu nehmender Innenarchitekt wird immer daran interessiert sein, alle Aspekte einer Raumge- staltung zu bearbeiten. Von Rohbauarbeiten wie neuen Türdurchbrüchen oder Raumzu- sammenlegungen bis zum kleinsten Detail wie der Farbe der Reflektoren in den rahmen- losen Einbauspots, die eine Auswirkung auf die Gesamtbeleuchtung hat. Was unterscheidet das Produktdesign im Badezimmerbereich von anderen Pro- duktdesigns? Was ist das Besondere dar- an, was ist speziell zu beachten? Der Umgang mit Wasser ist der springende Punkt im Sanitärdesign. Wasser kommt zum Produkt, berührt es und fließt wieder weiter. Dieser Vorgang soll so funktional, ästhetisch und attraktiv wie möglich sein, damit der Badbenützer daraus Vorteile zieht. Und seit der Entwicklung des Bads vom Wasch- zum Wohnraum ist die Herausforderung noch in- teressanter geworden, denn die zusätzliche Anforderung der Wohnlichkeit und Ausrich- tung auf längere Aufenthaltszeiten im Bad be- einflusst natürlich auch das Produktdesign. Sind Showrooms im Badbereich Ihr Haupt- geschäft? Von den Umsätzen her ja, von der Anzahl der Projekte her nein. Und ich benötige alle meine anderen Projekte – Privatbäder, Schaubäder, Wohnungsplanungen, auch das Produktdesign –, um die Erfahrungen und Informationen zu sammeln, die ich dann im Showroom-Design einsetzen kann. Meine Schauraum-Kunden wissen, dass die Planun- gen auf Basis all dieser Einflüsse entstehen und genau darum am Puls der Zeit sind. Ich nehme an, Privatkunden sind nur ein Nebenbereich? In meiner Arbeit gibt es kein „nur“. Jede Fa- cette meiner Tätigkeiten hat eine wesentliche Aufgabe in der gesamten Konzeption. Auch die von mir verfassten Artikel für Fachzeit- schriften und meine verschiedenen Experi- mente mit Illustrationstechniken beeinflussen jedes andere Projekt. Wenn ich in einer Pri- vatkundenplanung einen Bedarf für ein neues Produkt erkenne, nehme ich Kontakt mit den entsprechenden Industrien auf und versuche, eine Produktentwicklung ins Rollen zu brin- gen. So entstanden einige meiner Designs für die österreichischen Hersteller Polypex und Palme. Sie arbeiten nicht nur in Österreich? Ja, ich habe auch Kunden in Deutschland, der Schweiz, Tschechien, Kroatien, Rumänien, 1_ Schauraum der Firma Kausl. 2_Sauna Scena für Gruber Sauna. 3_ Prospektbad für Polypex. 4_ Das Grohe Live Center in Wien. „Ich bin auf die ganzheitliche Raumplanung ausgerichtet – von der Raumform über die haus- technischen Leitungsführungen bis zur Platzierung der Einrichtungselemente und zur Inszenierung des Raums durch Materialien, Farben und Licht.“ » Fotos: LeodeSIGN
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