wohninsider August/September 2018
28 wohninsider.at BRANCHENTALK Polen und Russland. Es ist nie das Land, son- dern immer der einzelne Kunde, der für die Planung ausschlaggebend ist. Ich entwerfe für Menschen, nicht für Nationalitäten und de- ren Gesetze. International tätig zu sein ist eine Frage der Grundeinstellung. Für mich gibt es keine unüberbrückbaren Distanzen oder un- lösbare Kommunikationsprobleme. Mit ent- sprechender Projektorganisation, intensivem Informationsaustausch über alle Kommunika- tionskanäle und den heutigen Verkehrsmitteln ist jedes Projekt überall machbar. Sie haben etliche Linien von Badewannen und Duschen für Polypex entworfen. Ist das im Produktdesign Ihr Hauptkunde? Polypex war der Ausgangspunkt meiner Pro- duktdesign-Aktivitäten. Später habe ich auch Duschabtrennungen, Badmöbel und Saunen für andere Hersteller entworfen. Hauptthema ist aber nach wie vor Bad und Wellness. Der 2.400 m²-Schauraum des Roca Centers in Chabarowsk, im fernöstlichen Sibirien, war Ihr bisher größter Auftrag? Flächenmäßig ja, wobei die von mir gestal- teten Schauräume für Felbermair Fliesen in einer ähnlichen Größenordnung waren. Die Herausforderung beim Roca Center war, dass die Sanitärbranche in Russland viel stärker und direkter auf den Endkunden ausgerich- tet ist. Dieser ist hinsichtlich Gestaltungsideen wesentlich anspruchsvoller und experimentel- ler, es werden definitiv „Sensationen“ verlangt. Man zeigt bewusst Größe und Kreativität und schreckt nicht vor humorigen Ideen zurück. Der Wannentunnel in Form des Enterprise- Gangs wäre in Österreich wohl kaum verkauf- oder umsetzbar gewesen. Auch die Projekt- durchführung ist eine besondere Aufgabe: Die Baustelle kam erst so richtig ins Laufen, als ich perspektivische Visualisierungen der Einrich- tungen anfertigte und zusätzliche Infos direkt in diese hineinschrieb. Damit hatten die Bau- firmen eine klare Vision vor Augen, auf die sie hinarbeiten konnten, was auch tadellos funk- tionierte. In der Zwischenzeit wende ich diese Technik auch auf den hiesigen Baustellen an. Wie würden Sie Ihren Designstil beschrei- ben? Funktional-ästhetisch mit integrierten Asso- ziationen. Bauen ist eine Kommunikations- form. Der Raum und seine Einrichtung spre- chen zum Bewohner bzw. Kunden. Es werden Dinge in Erinnerung gerufen, Emotionen ge- weckt, Assoziationen aufgebaut. Es wird At- mosphäre geschaffen. Der Innenarchitekt hat daher eine große Verantwortung: Er beein- flusst den Gemütszustand seiner Kunden. Da- mit hat man sorgsam umzugehen. Sie halten auch Seminare über Badpla- nung, Produktpräsentation usw. ab: An wen wenden sich diese Seminare, wo und wie oft finden sie statt? Diese Seminare finden für Badplaner und In- stallateure, aber auch für Außendienstmitar- beiter der Sanitärhersteller statt. Bisher hielt ich Seminare in Österreich, Deutschland, Tschechien, der Ukraine und Russland ab. Die Seminare finden seit dem Jahr 2003 nach Bedarf statt, es müssen im Laufe der Jahre ungefähr 300 gewesen sein. www.leodesign.at „In keinem anderen Raum haben die zahlreichen einfließenden Faktoren so viel Relevanz wie im Bad.“ Im Roca Center in Chabarowsk im fernöstlichen Sibirien. Alex- ander Leopold: „Der Wannen- tunnel in Form des Enterprise- Gangs wäre in Österreich wohl kaum verkauf- oder umsetzbar gewesen.“ Alexander Leopold ist Absolvent der HTL Mödling, Abteilung Möbel- und Innen- ausbau, und arbeitete danach in diversen Einrichtungshäusern und Innenarchitek- turbüros, eher er sich zu einem Architektur- studium entschloss. Als Tutor und Instruk- tor im Raumlabor der TU Wien hatte er den Aufbau von 1:1-Raumsimulationen zu beaufsichtigen. Das war für ihn ein Schlüs- selerlebnis: „Damals habe ich nahezu jede Art von Raumexperiment live durchschrit- ten und die jeweilige Raumsituation erlebt. Dadurch konnte ich selbst bei den komple- xesten Entwürfen nachvollziehen, wie man sich später in ihnen fühlen wird.“ Noch während des Studiums gründete Alexander Leopold sein Unternehmen LeodeSIGN. Über Alexander Leopold
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