wohninsider August/September 2018
wohninsider.at 49 NETZWERKE : AUSBILDUNG wohninsider: Wie schätzen Sie die all- gemeine branchenspezifische Ausbil- dungslandschaft in Österreich ein? Thorsten Vetters: Wenn man das Seg- ment Küchen betrachtet, gibt es in Öster- reich – ähnlich wie in Deutschland – sehr wenige Ausbildungsmöglichkeiten. Abge- sehen von der Möbelschule in Kuchl, die eine exzellente, aber sehr lange (ca.12 Mo- nate) dauernde Ausbildung anbietet, gibt es auch in Österreich ein Vakuum an mög- lichen Ausbildungen zum Küchenplaner/ Verkäufer. Warum ist das so? In Deutschland gibt es den Ausbildungsbe- ruf des Küchenplaners nicht. In Österreich ist die Situation meines Wissens auch ähn- lich. Das ist der Grund dafür, dass wir in der Branche, bei Küchenplanern, einen so großen Mangel an Nachwuchs haben. Zu- sätzlich gibt es kaum Möglichkeiten, Quer- oder Neueinsteiger auf die komplexe Tä- tigkeit des Küchenplaners zu schulen. Und aus diesem Vakuum heraus wurde NC Solution dann 2013 gegründet? Ja, genau. Wir kommen alle aus der Kü- chenbranche und haben das Problem er- kannt. Deshalb haben wir eine Ausbil- dung für Küchenplaner entwickelt und für Deutschland zertifizieren lassen. Soll heißen, die öffentlichen Einrichtungen wie die Agen- tur für Arbeit oder die Rentenanstalt erken- nen die Ausbildung an und fördern sie. Wie ist die Situation in Österreich? Wir haben uns ein Jahr lang mit dem Ver- band olina küchen bemüht, auch beim AMS Österreich Fördergelder für die Neu und Quereinsteiger zu erhalten, sind aber leider mit unseren Bemühungen geschei- tert. In Österreich ist die Vergabe von Gel- dern – im Gegensatz zu Deutschland, wo es eine bundeseinheitliche Regelung gibt – auf Länderebene geregelt. Jedes Bundes- land entscheidet also autonom. In Vorarlberg hatten wir, gemeinsam mit olina küchen, eine Förderunterstützung er- reicht. Dies gilt bisher nicht in anderen Bundesländern. Was ist Ihre primäre Intention mit Ihrem Ausbildungs-Konzept? Wir wollten dem Handel eine Möglichkeit bieten, Interessenten, Neu- und Querein- steigern ein kompaktes Küchen-Wissen in einem kurzen Zeitraum zu erlernen, um ei- nen erfolgreichen Einstieg in die Küchen- branche zu ermöglichen. Ist diese angesprochene Kürze auch ein Argument, ein Alleinstellungsmerkmal? Nein nicht die Kürze ist entscheidend. Wir würden sogar gerne viel länger ausbilden, da wir wissen wie umfangreich bzw. kom- plex der Beruf des Küchenplaners ist. Bei uns gibt es zwei wesentliche Bausteine. Zum einen vermitteln wir mit Leidenschaft und Begeisterung. Zum anderen sind wir zusätzlich noch im operativen Bereich tä- tig. So wissen wir immer was aktuell wich- tig ist und können dieses Wissen sofort ver- mitteln. Wie oft bieten Sie diese Bausteine an? 2019 werden wir 5-6 Seminare im Jahr an- bieten, also etwa in einem Abstand von etwa 8 Wochen. Die Seminare werden 4 bzw. 6 Wochen dauern. Wir können unser Angebot für ganz Deutschland anbieten, nehmen aber natürlich auch Quereinstei- ger aus Österreich mit auf. Wir achten da- rauf, dass wir kleine Gruppen haben, also pro Kurs nur 6 bis max.8 Teilnehmer. Aus Österreich kamen davon im vergangenen Jahr vier Teilnehmer von olina küchen. Wir haben allerdings auch keine gezielte Wer- bung in Österreich betrieben. Welche Vorkenntnisse sind notwendig und welchen Unterschied machen die Vorkenntnisse? Gute allgemeine EDV-Kenntnisse setzen wir voraus. Wenn jemand aus der Tischler- Branche kommt, hat er natürlich Vorteile. Aktuell haben wir zwei ehemalige Tisch- ler dabei. Die brauchen dann z.B. fast kei- ne Materialkunde mehr. Dadurch, dass wir in kleinen Gruppen ausbilden, können wir auf die individuellen Bedürfnisse der Teil- nehmer eingehen. Wir haben im Gebäu- de ein Küchenstudio und so können wir in der Ausbildung schon die unterschiedlichen Fähigkeiten ermitteln und Wissenslücken auffüllen. Unsere Dozenten können damit schnell Niveauunterschiede ausgleichen. Was empfehlen Sie interessierten Unter- nehmern? Der Unternehmer/Händler muss bereit sein, auch selbst zu investieren. Wenn er eine Person gefunden hat, die ihm passend erscheint, dann muss er bereit sein, diese dann 4 bzw.6 Wochen zu uns zu geben und anschließend weiter bei sich im Küchenstu- dio in der Praxis fördern. Wer sind Ihre größten Kunden in Deutschland? Es gibt keine „größten Kunden“. Bei uns kommen die Teilnehmer von Küchen- studios und Familien geführten Einrich- tungshäusern mit Küchenabteilungen. Wir arbeiten auch mit Kooperationen zu- sammen. Da sind viele namhafte dabei, wie DER KREIS, Küchentreff, oder Kü- che und Co. In Österreich wurde die Ba- sis mit Herrn Biedermann (olina küchen) begründet. Herr Biedermann hat das Pro- blem erkannt, und meinte: „Ich brauche Nachwuchs!“, und so sind wir zusammen- gekommen... www.nc-solution.de Kontakt: NC Solution D-80634 München, Arnulfstr 199 info@nc-solution.de Fotos: Thorsten Vetters, Lilly Unterrader/wohninsider Wir sprachen mit Thorsten Vetters, Vertriebsleiter von NC-Solution, über die Ausbildungsmöglichkeiten, die Chancen und das Potenzial der Branche. Thorsten Vetters ist das Ausbildungsthe- ma im Küchenhandel schon seit vielen Jahren eine Herzensangelegenheit. » Interview mit Thorsten Vetters, Vertriebsleiter von NC Solution
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