wohninsider August/September 2018
50 wohninsider.at NETZWERKE : AUSBILDUNG wohninsider: Herr Biedermann, Sie be- schäftigen sich intensiv mit der Ausbil- dungsthematik in Österreich und haben in diesem Zusammenhang vor einiger Zeit eine Kooperation mit der deut- schen NC Solution geschlossen. Des- sen Vertriebsleiter, Thorsten Vetters, sieht ein Vakuum in der deutschen wie heimischen Aus- und vor allem Weiter- bildungslandschaft. Wie sehen Sie als Unternehmer die Ausbildungs- und För- derlandschaft in Österreich? Hannes Biedermann: Schauen wir uns da vielleicht gleich die Notwendigkeit in Österreich an: Dass es einen Bedarf gibt, ist der Branche klar. Jeder sucht händerin- gend nach qualifizierten Küchenspezialis- ten. Dabei sind es nicht Designer, die ge- sucht werden, sondern ganz profan fähige Leute im Verkauf und Vertrieb. Aber ge- nau dieses Profil des Designers wird in den Ausbildungslehrgängen oft vorangestellt. Am Ende sind aber die guten Küchenver- käufer auch die kreativen, jenseits der klassi- schen 08/15-Einrichtungen. Und genau da liegt meiner Meinung nach die Krux: Die Ausbildungen sind so hoch angesetzt, dass sie manchmal ins Leere gehen. Da sehe ich einen großen Reibungsverlust zwischen dem, was auf dem Etikett steht und dem, was schließlich drinnen ist. Da sind wir bei den wichtigen Modulen: Wir machen in un- seren eigenen Reihen – sehr bescheiden – Betriebsqualifikation, und da habe ich mit dem Konzept NC Solution von Herrn Vet- ters als mehr oder weniger einziges Modul etwas gefunden, das die nach Analyse mo- dulare Ausbildung qualifizierter Verkäufer tatsächlich auch anbieten kann. Da spreche ich konkret von den Abläufen in einem Un- ternehmen, der Kundenanalyse, Handplan- zeichnung, 3D-Perspektive, Kalkulation, DB-Rechnung... Nur mit diesem Hinter- grund, kann er auch qualifizierte Verkaufs- gespräche führen. In NC Solution haben Sie also einen Partner gefunden, der diese Ausbildung in noch dazu möglichst kurzer Zeit wei- tergibt... Genau. Es gibt eine modulare Analyse, ein Erstgespräch und dann in weiterer Folge große Qualifizierungsmöglichkeiten, sodass die künftigen Mitarbeiter mit dem richti- gen Planungsprogramm sehr schnell in eine operative Unterstützung hineinkommen. Viele Studios haben zwei oder drei Mitar- beiter. In dieser Größenordnung ist es den meisten Studios jedoch nicht möglich, Leu- te selber auszubilden. Weder vom Finanziel- len noch vom Personellen her. Zudem sind es ja zwei Paar Schuhe, das Wissen zu ha- ben und das Wissen weiterzugeben. Derzeit wird die Ausbildung daher leider oft abge- brochen oder es wird untereinander abge- worben. Und das macht dann alles nur teu- rer und verschlechtert zudem die Stimmung in der ganzen Branche. Wie ist es zur Zusammenarbeit mit NC Solution gekommen? Ich habe lange gesucht. In Deutschland gibt es ja mehrere Anbieter, aber NC Solu- tion hat deutschlandweit eine gute Vernet- zung, u.a. nach Löhne, Baden-Württenberg. Dann haben sie die Nähe zu Österreich. Ich habe sogar Herrn Vetters mal mit der Aus- bildungsstelle in Kuchl zusammengebracht. Der Gedanke war damals, ein österreichi- sches Spin-off zu machen. Denn derzeit ist es in Österreich praktisch nicht möglich, eine Förderung zu bekommen, wenn die Ausbildung nicht in Österreich stattfindet. Das Problem ist aber auch ein strukturelles. In Österreich herrscht von offizieller Seite die Meinung, dass es nicht einmal den Be- darf von 50 Küchenspezialisten gäbe. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Wir haben wahrscheinlich einen Be- darf von 500 Küchenspezialisten, denn wir alleine würden sofort zehn bis 15 Küchen- verkäufer einstellen, wenn es denn qualifi- ziertes Personal gäbe. Seit wann arbeiten Sie mit NC Solution zusammen? Seit 2014/2015. Anfangs haben wir nur ei- nen Mitarbeiter raufgeschickt. Wie ist derzeit der konkrete Ablauf? Aus den Studios kommen die Leute zu mir, die einen Interessenten haben. Der be- kommt dann eine Jobzusage von ihnen, kommt in die Schulung, die sechs bis acht Wochen dauert. Und ist dann sofort einsatz- bereit. Oder wir suchen Leute über das In- ternet, willhaben, facebook etc. Wenn er oder sie dann eine Qualifikation hat, ist die Grundlage gelegt, sie auszubilden. Wenn das AMS hier die Ausbildung überneh- men würde, dass sie in der Ausbildungszeit im AMS-Programm bleiben könnten, wäre uns sehr geholfen. Derzeit ist es jedoch so, dass sie schon angestellt sind und dann frei- gestellt werden für die Ausbildung. Und wir übernehmen die Kosten für die Ausbildung. Nur so ist es überhaupt irgendwie machbar. Aber im Endeffekt ist das eine echte win- winwin-Situation: für die Industrie, für uns, für den Mitarbeiter, der einen Job, bis an sein Lebensende hat. Denn Küchenverkäu- fer braucht es immer... Da kann das Internet auch nicht helfen... Genau. Und man muss den Job kennen, um ihn zu lieben. Wenn sie erkennen, was für eine faszinierende Geschichte es ist, mit Menschen einen Lebensraum zu gestalten, dann gehen sie nie mehr wieder weg. Wir würden jedenfalls gerne viel viel mehr ma- chen. Wir könnten 15 Absolventen im Jahr brauchen. Man darf auch nicht vergessen, dass da ein großes Potenzial an Leuten drin steckt. Denn unsere 23 Studios haben Ge- bietsschutz. Und so hätte man leicht Poten- zial, dass man sich nach einigen Jahren der Mitarbeit in einem Studio in unserem Kreis auch selbstständig macht. Gibt es aktuelle irgendeine Form der Förderung? Temporär wurde eine Ausbildung über- nommen. Dabei muss man auf viele Din- olina-GF Hannes Biedermann sieht in der Branche Handlungsbedarf und hat in NC Solution einen adäquaten Partner gefunden. Interview mit Hannes Biedermann, olina-Geschäftsführer
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