wohninsider August-September 2019

04.2019 | August/September |wohninsider.at 31 eine Geschichte entwickelt, die den Leitfaden für den ganzen Entstehungsprozess bildet. Dann wird skizziert, das Konzept entwickelt, Modelle und Prototypen gebaut, digitale Modelle erstellt und mit dem Auftraggeber besprochen. Die Projekte sind ja höchst unterschiedlich. Gibt es dennoch eine gemeinsame Designklammer? Für mich sind die Projekte gar nicht so unterschiedlich. Meine Annäherung an ein Thema ist insofern immer die selbe, weil es schlussendlich immer um den Menschen geht, der entweder ein Objekt benützt oder ein Projekt bewohnt oder darin arbeitet. Ich will Produkte und R ume schaffen, die Menschen gut tun, sie emotional berühren. Das hat einerseits mit Materialiät zu tun, andererseits auch mit der Raumqualität und den Möglichkeiten, die jeder Raum dem Nutzer gibt. Am Anfang jeder Zusammenarbeit steht ein intensiver analytischer Prozess, um Kunden und Bauherren zu verstehen und die Bedürfnisse herauszufiltern. Dafür habe ich einen Design-Fragebogen und eine eigene Methodik entwickelt, um zum Beispiel Alleinstellungsmerkmale für den Raum, das Projekt oder das Produkt zu eruieren. Schlussendlich geht es aber nicht nur um eine schöne Form, sondern um ein gutes Konzept, das für viele Jahre passt und vielleicht eine gewisse Flexibilität mit sich bringt, um es später adaptieren zu können. Für die Flughafen Lounge wurden Sie mit dem Austrian Inter- ior Design Award 2019 und dem German Design Award 2019 ausgezeichnet. Welche Rolle spielen Designpreise für Sie? Für mich ist ein Projekt dann gelungen, wenn meine Gestaltungen beim Kunden und Nutzer gut ankommen und funktionieren. Es ist natürlich eine besondere Ehre, wenn man auch von Experten der Branche honoriert wird, eine Bestätigung für die eigene Arbeit und eine Stärkung der eigenen Kompetenz, weil Auszeichnungen ja auch Vertrauen wecken. Mit „Gatsby“ waren Sie heuer bei der Austrian Design-Aus- stellung im Zuge des Salone del Mobile.Milano präsent. Schweift Ihr Blick auch in die Ferne? Absolut. Im Bereich Produktdesign habe ich fast ausschließlich internationale Kunden und es freut mich, dass Produkte auch in anderen Kulturkreisen funktionieren. In andere Kulturen eintauchen zu dürfen, ist noch einmal ein Stück interessanter als immer in der eigenen, bekannten zu agieren. Bereichern dabei auch Besuche internationaler Messen? Woher beziehen Sie Inspiration? Auf Messen zu gehen macht mir Spaß, weil sich zeigt, wie sich die Szene entwickelt, worüber andere Gestalter und Unternehmen nach- denken, an welchen Themen sie dran sind, und in welche Richtung sich der Markt entwickelt. In diesem Sinn sind Messebesuche extrem wichtig. Inspiration finde ich eher außerhalb des Arbeitsumfeldes. In der Natur unterwegs zu sein, im Urlaub das Alltagsgeschehen vor Ort zu beobachten ist für mich inspirierender als am Zeichentisch zu sitzen und auf Ideen zu warten. Ihr Design ist also aus dem Alltag für den Alltag gemacht? Für mich zählt neben der ästhetischen Komponente immer auch die Funktion. Erst wenn ein Objekt seine Funktionen perfekt erfüllt, er- gonomisch und bequem ist, ist es zu Ende gedacht. Die Materialität und deren Lebensdauer spielt eine große Rolle. Ist das auch Ihre Definition von gutem Design? Nicht nur. Es gibt wunderschöne Objekte, die diese Ansprüche nicht erfüllen, sie sind aber deswegen nicht schlechter. In der Historie gibt es genügend Beispiele, die eine große Rolle spielen, und unser Denken über Gestaltung ver ndert und beeinflusst haben. Mein Ansatz ist, Gebäude und Objekte zu entwerfen, die dem Menschen Möglichkeiten bieten, sie unterschiedlich zu nutzen, die über das Herkömmliche hinausgehen. Dies erfordert bei den Kunden immer auch ein bisschen Mut, sich darauf einzulassen. Neben den einzu- haltenden Normen möchte ich auch den Blick andere Qualitäten im schärfen. Nur schön funktioniert in der Architektur nicht und diesen Anspruch habe ich auch beim Produktdesign. Sie haben einen eigenen Showroom. Das ist eher unge- wöhnlich für Designer. Der Schauraum in Innsbruck ist einerseits aus der Idee heraus ent- standen, mit Handwerksbetrieben aus der Region gefertigte Produk- te ohne weitere Kosten aus dem Atelier heraus verkaufen zu können. Meine Kunden schätzen diese Unmittelbarkeit. Ich betreibe auch einen eigenen Webshop, über den ich meine Kleinserien vertreibe, und vielleicht bin ich damit an der Schnittstelle zum Möbelhandel. An welchen Projekten und Produkten arbeiten Sie aktuell? Dürfen Sie schon etwas verraten? Wir entwickeln für ein Franchise-Unternehmen die Innenarchitek- tur für eines der größten Business-Hotels in der Schweiz. Dies ist eine besonders interessante Aufgabe. Und im Bereich Produktdesign gestalten wir aktuell für ein italienisches Unternehmen eine neue Loungemöbel-Kollektion. www.ninamair.at Links: Beeindruckend: Das von Nina Mair neu gestaltete Headquarter der Gabriel Forcher Tischlerei GmbH in Tirol vereint Innovation mit Understatement und liebevollen Details. © Markus Bstieler. Rechts: Ausgezeichnet: „Urban design and Alpine crafts“ verbindet Nina Mair bei der Airport Lounge Innsbruck, für die sie mit gleich zwei hochkarätigen Awards prämiert wurde. © Peter Philipp

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