wohninsider August-September 2019

40 wohninsider.at | August/September | 04.2019 NETZWERKE wohninsider: Herr Herrmann, Sie haben in Ihrer Rede bei der Jahreshauptversamm- lung von „schönen Wachstumszahlen“ (+3,31 % Umsatz, +10,46 % Gewinn, +8,15 % Rückvergütungen) gesprochen, was sind die Gründe dafür? Joachim Herrmann: Zum einen haben wir neue Häuser dazubekommen, vier bis fünf wirklich schöne Häuser im Naturholz- bereich. Außerdem haben viele unserer Handelspartner deutlich zugelegt. Das hat sich schon im Jahr davor im Bereich der Küche abgezeichnet, dieses Jahr ist unser Wachstum sehr ausgewogen. Also es be- trifft genauso die Bereiche Polster, Speisen und Schlafen. Im Jahr davor hatten wir ein erhebliches Plus bei Küchen, bei Polster schnitten wir plus minus null ab. Ihr Slogan bei der diesjährigen Jahres- hauptversammlung hieß „Wachstum mit Weitblick“. Was meinen Sie damit genau? J. Herrmann: Wir wachsen seit 2005, seit der Fusion, mit einer Ausnahme jedes Jahr um drei, vier oder fünf Prozent kontinuier- lich. Und „Wachstum mit Weitblick“ bedeu- tet für uns, dass wir so weitermachen wollen und werden. Studien sagen, dass es in unse- rer Branche nicht einfacher wird. Der Markt stagniert. Mit neuen Häusern, mit neuen Lieferanten und neuen Ideen werden wir unseren Weg nachhaltig fortsetzen. Wie geht es Ihnen in Österreich? J. Herrmann: Wir arbeiten in Österreich mit 73 Mitgliedshäusern, dazu kommen noch die „Wir Tischler“ von Stefan Gass, die rund 80 Händler zählen, bei uns intern aber als ein Haus gerechnet werden. Eine ähnliche Ko- operation haben wir auch in Frankreich mit Demeter, die unsere Konditionen nutzen. Mit unserem neuen Key Account in Österreich, Herrn Bernd Ulrich, der die Branche ja gut kennt, erwarte ich mir hier ein gutes Wachs- tum, ohne definierte Zielvorgabe. Herr Ulrich, Sie sind seit Juni dabei, Sie haben bei Gruber & Schlager und ewe die Branche in allen Bereichen kennen- gelernt. Wie sehen Sie den österreichi- schen Fachhandel und Potential für ein Wachstum? Bernd Ulrich: Auf jeden Fall ist im Fach- handel der Küchenbereich der stärkste Bereich. Man kann davon ausgehen, dass locker die Hälfte des Umsatzes eines Hauses mit Küchen passiert. Das entspricht ja auch dem Wohntrend. Die Lebenszonen im Ein- richtungsbereich beginnen bei der Küche und gehen über den Essbereich dann in alle anderen Räume. Speziell in Österreich gibt es viele Studios die mehr oder weniger nur Küche mit Essbereich präsentieren. Wachs- tumschancen für GfMTrend sehe ich, weil es eine Gruppe von Händlern gibt, die sich neu orientieren und einige, die noch nicht in einem Verband organisiert sind. Auch ent- stehen neue Häuser, aus Tischlereien heraus, wo man erkennt, dass es nur mit der Eigen- fertigung nicht mehr so gut funktioniert. Also wendet man sich vermehrt dem Handel zu. GfMTrend hat mit Apero ja eine eigene Küchenmarke und in Österreich hat es einmal ein Apero Studio gegeben. Wie geht es damit? Forcieren Sie Apero? J. Herrmann: In Österreich nicht. In Deutschland wird Apero als Handelsmar- ke genutzt. Man hat mit Apero eine eigene Marke und bekommt dazu die abgestimmten Systeme. Zum Beispiel kommen die Beschlä- ge von Blum und das Holz vom Bartisch von Schösswender. B. Ulrich: Wenn in Österreich ein Part- ner an Apero Küchen Interesse hat, ist das durchaus okay. Ich glaube da bestehen schon Chancen, alleine wegen der Alleinstellung. Bei Apero kann man auch gleich das ganze Drumherum mitnutzen, vom Apero Pflege- mittel bis zur Einkaufstasche und dem Wer- bejournal. Da gibt es schon eine sehr gute Grundlage. J. Herrmann: Die Österreicher kaufen einfach lieber bei österreichischen Händlern. Auch Polstermöbel von ADA oder sedda. Das ist auch richtig so. Es ist ein Fehler, immer günstiger im Ausland einkaufen zu wollen. Wir haben im letzten Jahr bei Polstermöbel plus minus null gemacht, aber deutlich mehr Garnituren verkauft. Das wird immer billiger. Früher kostete in Deutschland eine Garnitur im Schnitt 3.000 oder 5.000 Euro. Heute kostet eine Garnitur zwischen 1.500 und 3.500 Euro oder noch weniger. Wir machen uns damit unseren Markt, unsere Arbeitsplätze und die Wertschöpfung kaputt. Früher waren Garnituren um 350 Euro die Ausnahme und man sah hie und da ein Modell in dieser Preisklasse. Heute gibt es davon zig Varianten. Das heißt, „Wachstum mit Weitsicht“ geht nicht über den Preis. Das wäre der fal- sche Weg? J. Herrmann: Ja. Man hat über den Preis die Chance, schnell mal Plus beim Umsatz Fotos: GfMTrend GFMTREND „Wir sind Familie“ Joachim Herrmann, GfMTrend Verbandsgeschäftsführer, wurde bei der diesjährigen Jahreshauptver- sammlung in Hamburg für die kommenden fünf Jahre wiedergewählt. Mit Bernd Ulrich (Key Account für Österreich) ist man in der Alpenrepublik neu aufgestellt. wohninsider sprach mit den beiden. V on G erhard H abliczek Wir wollen, dass unsere Händler Geld verdienen. Joachim Herrmann, GfMTrend Verbandsgeschäftsführer

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