August-September 2020

22 wohninsider.at | August/September| 04.2020 BRANCHENTALK wohninsider: Sie sind seit 25 Jahren in der Branche. Wie hat sie sich in dieser Zeit verändert? Gerald Stündl: Die ersten Jahre hat sich wenig ver ndert. Schon anfangs lag der Schwerpunkt auf Natur, ausschließ- lich auf Latex, das mit rund 70 Prozent den Hauptumsatz ausgemacht hat, und dabei stark auf Naturlatex, speziell im hochwertigen Bereich. Auch bei Bez gen musste alles nat rlich sein, wobei sie nicht waschbar waren. Mit Naturlatex und den 7-Zonenkernen kamen auch die Themen R cken/Ergonomie und die Beratungen dazu. Ab 2002 ist verst rkt das Material Kaltschaum aufgekommen und mit ihm wertigere Qualit ten, die Themen Schnitte, h here Kerne und Optik mit ansprechenden Farben und Farbabstufungen zu den Festigkeiten, wodurch der Fachhandel Produkte und Kompetenz besser pr sentieren konnte. Das war der Durchbruch f r das Material in der Entwicklung f r die Ergonomie der Matratzen und mit Kaltschaum r ckte auch das Thema Hygiene, verbunden mit neuen, waschbaren und elastischen Materialien als Alternative zu Baum- und Schafwolle wie TENCEL ® in den Fokus. Durch neue Entwicklungen mehrschich- tiger und h herer Matratzen sowie neuer Qualit ten hat Schaum einen enormen Schub erfahren und Latex in die Nische gedr ngt, eine gute Nische, wie zahlreiche Fachh ndler beweisen. Wie stellt sich der Markt heute dar? Rund f nf Prozent Marktanteil macht heute Latex aus, wobei vorwiegend reiner Naturlatex zum Einsatz kommt. Gut 20 Prozent belaufen sich auf den Federkern- beziehungsweise Taschenfederkern-Be- reich und rund 75 Prozent beansprucht der Schaum/Kaltschaum, der sich enorm entwickelt hat. Mit der Weiterentwick- lung von neuen Sch umen wie Hybrid- und Gelsch umen wurde die Komplexit t der Matratze etwas reduziert, der Spiel- raum bei Raumgewicht und die Qualit t der Sch ume ist gewachsen, verbunden mit gleichbleibendem Liegekomfort ber viele Jahre. Die Matratze hat ber die Jahre massiv an H he gewonnen. 18 bis 25 cm sind heute gefragt, 18 bis 20 cm ist heute Standard und der Großteil, alles dar ber hinaus ist oft nur optischer Effekt, bringt kaum Komfortvorteile und widerspricht dem Thema Nachhaltigkeit, weil hier viele Ressourcen verarbeitet werden. Aber der Kunde will H he und Optik bei der Matratze. Schaum- und TFK-Matratzen er ffnen hier mehr M glichkeiten. Und hinsichtlich Lattenrost? Zwischen 2000 und 2005 gab es viele Ent- wicklungen beim Lattenrost. Mit der Ein- f hrung von Schlafsystemen als komplette Schlaf-Einheit und den abgestimmten Zo- nierungen hat er einen Push erfahren, mit neuen Themen wie Schulterabsenkung, verstellbaren Zonen, bewegliche Kappen, Lattenrosten mit Federelementen, metall- freien Verstell-Versionen oder mit bis zu vier Motoren haben wir das Produkt ver ndert. Beim Endkunden ist und bleibt der Fokus allerdings bei der Matratze und der Lattenrost hat immer noch nicht den Stellenwert und den Anspruch, wo wir ihn gerne sehen w rden. Die Herausforderung für die Matratzen- branche liegt in der langen Nutzungs- dauer der Produkte. Gibt es hier Bewegung? Der Wunsch der Branche ist, dass die Matratze und der Lattenrost alle zehn Jahre getauscht werden. Tats chlich passiert das erst nach ber 15 Jahren und in der Regel wird nur die Matratze getauscht. Das Produkt Matratze hat f r den Endkonsumenten leider zu wenig Wertigkeit. Sie wird zwar t glich sechs bis acht Stunden genutzt, das Produkt ist aber Fotos: Hofstätter Fotografie Schwanenstadt GERALD STÜNDL „DER SCHLAF IST IM WANDEL“ Die Branche kennt Gerald St ndl wie seine Westentasche, das Thema um die Matratze und guten Schlaf sind seit einem Viertel Jahrhundert sein Metier. Mit wohninsider plaudert der Profi ber Natur und Nachhaltigkeit im Bett, die Bedeutung sterreichischer Hersteller und Fachh ndler, aktuelle Herausforderungen und die Zukunft. V on G erhard H abliczek und S ylvia P ilar Gerald Stündl, 25 Jahre bei Optimo in leitender Position, geht ab 1. November neue Wege. „Die Matratze wird in der Regel erst nach über 15 Jahren getauscht. Das Produkt Matratze hat für den Endkonsumenten leider zu wenig Wertigkeit.“

RkJQdWJsaXNoZXIy NDA0NA==