August-September 2020

04.2020 | August/September |wohninsider.at 23 BRANCHENTALK nicht sexy, steht auf der Bed rfnis- skala nicht weit oben, es wird kaum da- r ber gesprochen und die Branche schafft es leider nicht, die Matratze verst rkt in den Fokus zu r cken. Das Thema Schlafen r ckt zwar merkbar mit gesundheitlichen Aspekten in den Mittelpunkt, es ist medial regelm ßig pr sent und die Informationen dazu haben durch die gesellschaftlichen Ver nderungen zugenommen. Dabei geht es aber meistens nicht spezifisch um das Produkt Matratze, sondern prim r um Regeneration und ausreichend Schlaf als Voraussetzung f r Gesundheit, Kreativit t und Erfolg, der durch digitale Begleiter wie Apps oder Sportuhren sicht- und greifbarer wird. Durch den Wandel zur „Hoch- leistungs-Gesellschaft“ sind wir zur 24/7 Gesellschaft (alles und berall) geworden und schlafen wesentlich weniger als noch vor 20 Jahren mit massiven Auswirkungen auf unser Wohlbefinden. Also ist Schlafen ein Zukunftsthema? Das Thema Schlafen ist ganz klar ein Zukunftsthema. Durch die Corona-Krise hat Wohnen an Stellenwert gewonnen und auch die Matratze frischen Schwung bekommen. Endkonsumenten hatten mehr Zeit, sich mit dem Thema zu besch ftigen, und im Bett verbracht, und Investitionen, die sonst in andere Bereiche geflossen w ren, wurden in die eigenen vier W nde get tigt, auch in den Schlafbereich. Wie sieht der Konsument das Thema Natur und Nachhaltigkeit? Heimische Hersteller haben einen Bonus durch den Standort. Beim Thema Schlafen hatten der Bezug zur Heimat, sterrei- chische Materialien und Hersteller schon immer große Bedeutung beim Endkunden und beim Verkauf im Handel. Dies hat sich durch die aktuellen Themen noch weiter verst rkt, neben Qualit t, Nachhaltigkeit und gesunden Materialien sind kurze Lie- ferwege, auch bei der Materialbeschaffung, und schnellere Lieferzeiten zus tzliche Vorteile heimischer Produzenten. Entweder f hren die Hersteller das Lager f r den Handel oder es wird nur noch auftrags- bezogen produziert. In der Regel in zehn Arbeitstagen. Das schnelle Gesch ft von damals, als Matratzen einfach mitgenom- men werden konnten, gibt es in dieser Form kaum noch. Welchen Einfluss hat diese Entwicklung? Mit der Expansion der Großfl che, neuen Vertriebswegen wie Matratzenfachm rkten und -discountern hat sich die Marktsituati- on bei den Matratzen v llig ver ndert. Der fl chendeckende M bel-Fachhandel wurde großteils verdr ngt, die Mengen laufen ber die genannten M rkte. Das anspruchsvolle Gesch ft mit Beratungen, Planungen und Gesamtl sungen ist dem M bel-Fachhandel geblieben oder es wurde darauf fokussiert. Fachh ndler sind f r das Thema Schlafen pr destiniert. Leider tragen viele nur wenig dazu bei, die Matratze weiter zu befl geln. Jene Fachh ndler, die sie aktiv aufgreifen und pr sentieren, re ssieren und machen sich einen Namen als Profi f r guten Schlaf, Ergonomie und Komfort. Die Beratung und Informationen zur Matratze sind von Bedeutung?! Richtig. Durch die Schlafstudios in den M belh usern/Abteilungen, intensiven Schulungen beim Verkauf und den ge- f hlten Mehrwerten beim Probeliegen hat unsere Branche einen enormen Push bei Wertigkeit, Kompetenz und auch mit deutlich höheren Durchschnittspreisen als beim Verkauf von einzelnen Matratzen er- fahren. Die Spitze wurde bis 2012 erreicht, mit dem Vormarsch des Boxspringbettes hat dieser Bereich zu Beginn der Ein- f hrung stark gelitten. F r viele Verk ufer im Handel war es aber ein Segen, weil die komplexen Beratungen bei Schlafsystemen und Matratzen sowie die Themen R cken, Ergonomie, körpergerechte Anpassung und metallfreie Betten nicht mehr im Fokus gestanden sind, sondern die Optik eines Bettes. Die Matratze ist zum „Beiwagerl“ geworden. Dies hat sich mittlerweile wieder gewandelt. Der Trend liegt bei „weniger ist mehr“, die Story um das Produkt muss klar und einfach sein. Das Internet und der Markt mit dem Produkt „One fits all“ machen es uns vor. gstuendl@gmail.com „Das Thema Schlafen ist ganz klar ein Zukunftsthema! Wir sind eine ‚Hochleistungs-Gesellschaft‘ geworden und schlafen zu wenig, mit massiven Auswirkungen auf unser Wohlbefinden.“ „Heimische Hersteller haben einen Bonus durch den Standort. Beim Thema Schlafen hatten der Bezug zur Heimat, österreichische Materialien und Hersteller schon immer große Bedeutung.“

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