August-September 2020

04.2020 | August/September |wohninsider.at 29 DESIGN : TRENDS aus Vintage, Flohmarkt, Klassikern und archetypischem neuen Design an die Stelle von homogenen, monochromen Stilwelten. Das Ergebnis ist ein gewachsener Mischmasch, in dem sich unterschiedlichste Details zu einer vibrierend-inspirierenden Atmosph re verbinden. Welche Rolle spielen dabei die Materialien? Durch die neuen Materialien und Technologien, die in den letzten Jahren und Jahrzehnten dazugekommen sind, haben sich auch die M glichkeiten und Einsatzbereiche wesentlich erweitert. Das Aufkommen von dreidimensionalem glasfaserverst rkten Kunst- stoff, von neuen Textilien und Gelen, von Aluminiumschaum und Neoprenen hat v llig neue Wege in der Gestaltung und Entwicklung von Produkten erschlossen. Diese „futuristischen“ Gegenst nde entfalten ihre sthetische Wirkung durch ihren allt glichen Gebrauch, ihre puristische Haptik und ihre modul- artige Pr senz. Es sind Dinge, die uns umkreisen, einh llen und schmeicheln – die aber zugleich auch „widerst ndig“ bleiben. Als „DJ“, Dirigent oder Kurator dieses durch die Eigendynamik der Objekte bestimmten Settings ist der Designer weniger f r das einzelne Detail als f r das große Ganze zust ndig. Er verbindet die unterschiedlichen Dynamiken und Energien zu „Stories“ und l sst Differenzen bestehen statt sie glattzub geln. Haben Sie auch selbst mit solchen Materialien gearbeitet? Der Gel Chair von 1996 und der Juli Chair (2003), beide f r cappellini, waren die ersten St hle aus Polyurethanschaum, einem Material, das bis dahin ausschließlich in der Automo- bobilindustrie – zum Abpolstern von Lenkr dern – verwendet wurde. Die beiden matt durchsichtigen Modelle sind bereits jetzt Klassiker der Moderne. Ersterer ist im Vitra Design Museum ausgestellt, Letzterer gehört der permanenten Designsammlung des Museum of Modern Art in New York an. Die Sitzgelegenhei- ten der Serie NETwork ihrerseits sind aus Polyesterfasern gestickt und verbinden High-tech-Fertigungsmethoden und -Materialien mit traditionellen Stickmustern. Der Hempchair wiederum, den ich f r Moroso entworfen habe, war der erste Monobloc-Frei- schwinger aus den kompostierbaren nat rlichen Pflanzenfasern Hanf und Kenaf in Kombination mit einem Kunstharz. Diese Interaktion mit der Pflanzenwelt interessiert mich. Pflanzen sind f r mich nicht nur Vorbilder in der Formgebung, sondern tats chlich auch „Baumaterial“. In der „Chair Farm“ in meinem Atelier „w chst“ ein Stuhl: Ein Metallkorsett bringt eine schnell wachsende Pflanze in die entsprechende Form. 25Hours Hotel Bikini in Berlin: Die Ausblicke auf das urbane, das kantige und kreative Berlin spiegeln sich auch in der „raueren“ Gestaltung der Zimmer wider. Wobei jene Zimmer, die auf den Tiergarten sehen, „wärmer“ und „natürlicher“ eingerichtet sind. © Studio Aisslinger Dachterrasse des vom Studio Aisslinger designten 25Hours Hotels „The Circle“ in Köln mit Sitzgelegenheiten der CIRQL- Kollektion (von Aisslinger für Dedon). © Studio Aisslinger  Der 2012 vorgestellte Hempchair, ein vom Chemiekonzern BASF unterstütztes Projekt, war der erste Monobloc-Freischwinger aus den kompostierbaren natürlichen Pflanzenfasern Hanf und Kenaf (70 Prozent) in Kombination mit Acryharz. © Michel Bonvin for BASF & Studio Aisslinger  » „Das Aufkommen von neuen Materialien und Technologien hat völlig neue Wege in der Gestaltung und Entwicklung von Produkten erschlossen.“

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