August-September 2020

30 wohninsider.at | August/September| 04.2020 DESIGN : TRENDS Der LoftCube hat Sie 2003 international bekannt gemacht, und zwar nicht nur wegen seiner Transportfähigkeit Ich denke, dass ich, neben den eingesetzten Materialien, auch mit ei- nigen meiner Konzepte ein Wegbereiter war: so etwa mit meinen no- madischen Architekturmodulen, insbesondere dem LoftCube, die ein neues urbanes Lebensgef hl propagieren. Der LoftCube, ein mobiler, an jedem beliebigen Ort aufstellbarer „Wohnw rfel“, ist f r jene ge- dacht, die heute hier und im n chsten Jahr an einem ganzen anderen Ort auf der Welt leben und arbeiten. Sie nehmen ihn einfach mit und stellen ihn an einen anderen Ort auf. Ein Exemplar steht bri- gens auf dem Dach des von mir 2005 neugestalteten Grazer Hotels Daniel. Die Suite bietet einen Rundumblick ber die Stadt. Im Jahr 2013 fand meine erste Werkschau unter dem Titel „Home of the Future“ im Museum Haus am Waldsee statt, und dabei wurde auch ein LoftCube-Modell im Garten aufgestellt. Darin habe ich versucht, exemplarische L sungen f r das Wohnen der Zukunft zu finden. Wie werden wir morgen kochen, kommunizie- ren, ruhen, arbeiten oder mit lteren, aber noch gebrauchsf higen Objekten umgehen? Es l uft auf eine Art kosystem hinaus, ein paar Beispiele: Die Badewanne ist aus Stoff und wird nach dem Bad umgekrempelt, um den Dampf an die Pflanzen weiterzu- geben. Die K che ist ein gew chshausartiges Biotop, in dem nicht nur gekocht, sondern auch angebaut wird. Eine wichtige Rolle kommt dem Aquarium zu: Die Ausscheidungen der Fische d ngen die angrenzenden Gem sebeete. Das Wohnen der Zukunft hört sich noch ein wenig utopisch an! Projekte dieser Art sind Experimente, Visionen – inspirierend. Wir machen nat rlich auch viele typische Auftragsarbeiten, und da spielen blicherweise viele Bezugsgr ßen mit herein: Investitions- und Produktionskosten, technische bzw. ergonomische Vorgaben usw. Wenn man nur das abarbeitet, was einem der Auftraggeber als Briefing mit auf den Weg gegeben hat, ist das auch okay. Aber dann ist es eher nur ein Job. Daher suche ich die „kreativen Aus- w chse“: F r mich sind sie das Salz in der Suppe meines Berufs. www.aisslinger.de Der transportfähige LoftCube mit 39 bzw. 55 m² Wohnfläche ist für jene modernen Nomaden gedacht, die ihren Wohnwürfel heute hier und morgen an einem ganz anderen Ort der Welt aufschlagen wollen. © Steffen Jänicke „Räume müssen erlebbar sein“ ist eines von Aisslingers Credos, und für den Einzelhandel gilt das angesichts der Konkurrenz durch den Onlinehandel desto mehr. Hier die von seinem Studio neugestaltete Mall Rama 3 in Bangkok. © Studio Aisslinger Der 1964 in der bayerischen Stadt N rdlingen geborene Werner Aisslinger studierte an der Universit t der K nste in Berlin und lernte bei den Designgr ßen Ron Arad, Jasper Morrison und Michele de Lucchi, ehe er 1993 sein Studio Aisslinger in Berlin- Mitte gr ndete. Er arbeitet f r namhafte Hersteller wie Vitra, Foscarini, Moroso, Osram, Canon und viele andere und gestaltet Hotels, Shopping Malls und Gesch fte aus. Aisslinger hat an et- lichen Designuniversit ten gelehrt und zahlreiche Auszeichnun- gen erhalten, so auch 2014 die des „Designers des Jahres“. Sein Juli Chair, das erste M belst ck aus Polyurethanschaum, war zu- gleich auch der erste Stuhl aus Deutschland, der seit 1964 in die permanente Sammlung des MoMA in New York aufgenommen wurde. Aisslingers Arbeiten sind in etlichen Museumssammlun- gen in Europa und den USA vertreten. Zus tzlich zu seinem Studio Aisslinger in Berlin betreibt er ein zweites in Singapur. ÜBER WERNER AISSLINGER

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