August-September 2020

04.2020 | August/September |wohninsider.at 97 AM POINT OF SALE S ommerloch, was ist das? Das kann sich die Studio-M belsze- ne 2020 fragen. Die Auftragsb cher sind voll. Jedenfalls f r all jene die schon vor der Pandemie gut auf- gestellt waren und (noch) gen - gend geeignetes Personal haben. Mit enormem Einsatz und Krea- tivit t wurde zumindest die erste Phase der Krise gut gemeistert. Wie es bei einer bef rchtet zwei- ten Welle ausschauen wird kann noch keiner absch tzen, das w re eine Herausforderung wie sie in unserer Geschichte noch nie vorgekommen ist. Vor allem Anbieter von aktuellen Garten- m beln, individueller Garten- gestaltung und alles was damit zusammenh ngt haben das erste halbe Jahr Rekordums tze ver- zeichnet. Wenn das zweite Halb- jahr dann auch f r den Indoor- Bereich hnliche Erfolge bringt, dann z hlt jedenfalls die exklusi- ve Einrichtungsszene zu den Ge- winnern. Man merkt aber auch immer mehr, dass ein Teil der Bev lkerung schon ziemlich ge- stresst ist. Am besten sichtbar im Autoverkehr. Das unfaire Ver- halten, die sp rbare Ungeduld – wenn der Erste an der Ampel nicht schon bei gelb f hrt und in Bewegung ist wird schon gehupt – der verbreitete Narzissmus hat merklich zugenommen. Notwendige Kurskorrektur Bei einer m glichen zweiten Welle gibt es dann Mord und Totschlag um seine „pers nliche Freiheit“ durchzusetzen? Wird es dann einen Bruch durch die Gesellschaft geben? Eine Grup- pe, die den Risikogruppen und denen die R cksicht darauf neh- men, angehört und die anderen, die das Virus ignorieren oder be- wusst eine Infektion in Kauf neh- men da die Wahrscheinlichkeit von Symptomen oder Erkran- kungen statistisch f r sie relativ gering ist. Es fehlt der Wille zur pandemischen R cksicht und notwendigen Ver nderung. Das sieht man auch daran, dass auf der einen Seite ein doch guter Teil der Wirtschaft krampfhaft versucht den Zustand vor Coro- na wieder zu erreichen. Ich w rde aber einen anderen Weg bevorzugen. Die Ursache f r unsere jetzige Situation war zwar unmittelbar das Covid-19 Virus. Verschiedenste Anzei- chen f r eine Überhitzung des Systems, f r ein ber seine Ver- h ltnisse leben, hat es schon l n- ger gegeben. Der vermeintliche Crash w re so oder so gekom- men, davon bin ich nach wie vor berzeugt. Die jetzige Situation w re also die ideale Gelegenheit zu einer notwendigen Kurskor- rektur. Wenn wir nur den Zu- stand von „vorher“ wieder her- stellen ist der n chste Crash mehr oder weniger vorprogrammiert. Mir fehlt da eine breite Diskus- sion ber „die Zukunft unserer Gesellschaft“, in allen Branchen. Nur die Arbeit ins Homeoffice zu verlegen ist viel zu kurz ge- griffen. Schon jetzt zeigt sich das der CO 2 Verbrauch f r die Be- reitstellung dieser Infrastruktur sprunghaft angestiegen ist. Zu- sammen mit Social Media, der gesamten Cloud-Infrastruktur wird jetzt schon wesentlich mehr CO 2 verbraucht (Tendenz stark steigend) als der gesamte Flug- verkehr der Welt zusammen be- n tigt. Es bringt also nichts nur den Flugverkehr zu verteufeln. Es fehlt mir auch eine aktive Dis- kussion ber die bevorstehenden umweltbedingten und gesell- schaftlichen Probleme unserer Zeit, die uns schneller einholen werden als uns lieb ist. Was ist mit dem „Plastik“ Anteil unserer Produkte, in unserer Branche? Was ist mit den enormen Trans- portwegen die viele unserer Pro- dukte zur cklegen, um nur zwei Beispiele zu nennen. Es ist schon erschreckend, wenn man von den Plastik-Anteil in den Weltmeeren liest. Inzwischen findet sich das Microplastik auch in unseren t glichen Nahrungsmitteln und auch im Trinkwasser und keiner ist sich ber die Folgen bewusst. Warum wird ein guter Teil der M belstoffe vermehrt aus Kunst- stoff produziert? Warum erfolgt der enorme Boom der Out- doorm bel zu einem nicht un- erheblichen Teil aus Plastik? F r einen Großteil der Massenm bel werden entbehrliche Kunststof- fe verwendet. G nzlich darauf zu verzichten wird nicht gehen, aber wir f hren nicht einmal eine Diskussion dar ber, nicht in der Branche, nicht in der Ge- sellschaft, so hat es zumindest f r mich denn Anschein. Und dann ist noch der Bereich Transport. Wenn wir alles drei- mal um den Erdball schicken, nur weil es „billig“ ist und das noch Online einkaufen (bevor- zugt bei amerikanischen Kon- zernen), weil wir ja zu Hause bleiben, steigt die Umweltbelas- tung zunehmend. Und letztend- lich wird wieder mehr an Plastik f r die Verpackung ben tigt. Wenn wir diese ganzen „Um- weltverschmutzer“ nicht mit einem „Wert“ belasten werden wir nicht vom Fleck kommen. Dann werden wir aber um ir- gendeine Art von Umverteilung nicht herumkommen. Auf der einen Seite werden Massenm - bel, halbwegs nach kologischen Grunds tzen produziert und transportiert, zwangsweise mas- siv teurer. Auf der anderen Seite muss die „Masse“ der Bev lke- rung sich dies aber auch leisten können. Eine System-Änderung ist un- umg nglich. Wenn das Finanz- verm gen j hrlich zweistellige Zuwachsraten aufweist und der Faktor Arbeit (Einkommen aus Arbeit, die weitgehend Staaten finanzieren) stagniert, werden wir keine Ver nderung errei- chen. Nutzen wir die vorhandene Kreativit t, Covid-19 hat gezeigt was in uns steckt, dann brauchen wir keine billigen M bel mehr, dann haben wir „intelligentes“ Wohnen, f r alle. www.agentur-kandut.at WALTER KANDUT WILLE ZUR VERÄNDERUNG ODER DAS ALTE BEWAHREN? Foto: © Kandut Walter Kandut betreibt gemein- sam mit seiner Frau Elisabeth die „agentur für wohnen und mehr“ in Wien. Seine Handelsagentur mit Schwerpunkt auf Service und Kompetenz für den exklusiven Möbel- und Objektfachhandel baut auf über 30-jährige Erfahrung im Verkauf und als Agentur.

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