August-September 2021

24 wohninsider.at | August/September | 04. 2021 BRANCHENTALK D ie Haushaltsausgaben für Einrichtung sind im Jahr 2020 gegenüber dem Vorjahr um 3,8 % auf 4,235 Mrd. Euro gestie- gen. Interessant erscheint dabei, dass nicht alle Be- reiche gleichermaßen profitiert haben, wie Mag. Andreas Kreutzer von BRANCHEN- RADAR.com analysiert. Vor allem die Be- reiche Sofas (+12,6 %), Betten (+10 %), Gartenmöbel (+6,6 %) und Küche (+6,9 %) konnten teilweise überproportional wachsen. Kreutzer fasst dies mit einem Augenzwin- kern unter den medienwirksamen Schlag- worten Faulenzen und Kochen zusammen. Eine Analyse, die wohl auch durch die ak- tuelle Bewegtbildstudie 2021 (durchgeführt von RTR und der AG Teletest) untermauert wird. So schreibt diese dem Durchschnitts- österreicher immerhin 281 (!) Minuten Bild- schirm-Konsum pro Tag zu, das sind satte 33 Minuten mehr als im Vorjahresvergleich. Herr und Frau Österreicher haben somit zweifelsohne viel Zeit auf der Couch, im Bett, oder im Garten, jedenfalls vor einem Bildschirm verbracht. Rasanter Anstieg, der sich eventuell fortsetzen könnte Die aktuellen Zahlen verdeutlichen auch ein signifikantes Wachstum gegenüber den drei Vergleichs-Jahren davor. Bei Küchenmöbeln etwa gab es seit 2017 durchschnittlich pro Jahr 3 % Wachstum, bei Sofas 1-1,5 %, bei Betten 2-2,5 % Steigerung. Hat also Corona ausschließlich Vorziehkäufe begründet? Das ist laut Kreutzer schwer auszumachen. Geht man jedoch nach der weiteren Prognose der Hersteller für das laufende Jahr, so dürfte sich die Branche über ein sattes Wachstum freuen, welches durch Nachfrage und Preis- erhöhungen generiert wird. So gehen die Er- zeuger in einem gewichteten Mittelwert von etwa 6 % Wachstum aus, hinzu kommen die durchschnittlichen Preiserhöhungen von etwa 4 %, was ein Plus von etwa 10 % in Summe ergibt. Und trotzdem bleibt Kreutzer mit Progno- sen vorsichtig. „Die Situation ist sehr schwer abzuschätzen. Alleine was sich derzeit in anderen Branchen abspielt, ist unvorstellbar. Bei nahezu allen Baustoffen, oder bei Gara- gentoren, Fenster o. . gab es im 1. Halbjahr ein Plus von 25-30 %.“ So sei es durchaus denkbar, dass sich dieser Trend zumindest so lange fortsetzt, bis alle wieder guten Ge- wissens und uneingeschränkt hinaus gehen. Seine Einschätzung: „Wenn alle wieder halbwegs ohne Beschränkungen verreisen dürfen, dann wird der Stellenwert der eige- nen vier Wände wieder auf das Niveau von 2019 fallen.“ Denn, „Ich glaube nicht, dass es zu einer Art Biedermeier kommt, bei dem alle freiwillig länger zuhause bleiben. Dafür gibt es meines Erachtens keine Indizien.“ Die Reize richtig einsetzen Wenig verändert hat die Corona-Pandemie hingegen bei den Kräfteverhältnissen in den Vertriebswegen. Sowohl was Großfläche und Studios betrifft, als auch hinsichtlich Online-Geschäft. Während der Fernabsatz nicht zuletzt bedingt durch die Pandemie in anderen Bereichen regelrecht abgeho- ben hat, ist er im Bereich Möbel nach wie vor auf relativ niedrigem Niveau. Und dies könnte durchaus auch noch einige Zeit so bleiben, meint Kreutzer. EINRICHTUNGSTRENDS DIE ENTDECKUNG DER SINNLICHKEIT Die Message ist so einfach wie eindeutig: Während Corona uns in unsere Wohnungen und Häuser verbannt hat, haben die Österreicher dort mehr denn je gekocht und gefaulenzt. Das ergab eine aktuelle Studie von BRANCHENRADAR zu den Haushaltsausgaben. Aber Andreas Kreutzer, Chef- Analyst und Geschäftsführer, hat noch eine viel wesentlichere Botschaft für den heimischen Einrichtungshandel... V on L illy U nterrader „Es ist höchst an der Zeit, die Sinnlichkeit der Möbel entsprechend zu transportieren. Und damit den Stellenwert des klassischen Fachhandels so richtig zu unterstreichen.“ Andreas Kreutzer

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