August-September 2021
88 wohninsider.at | August/September | 04. 2021 WOHNEN D ieses Wachstum sucht seinesglei- chen. Denn so rasch wie 2020 wuchs der Markt in den ver- gangenen zwanzig Jahren nicht. Die erzwungene Kurzarbeit, die verstärkte Nutzung von Homeoffice so- wie die Ausgangs- und Reisebeschränkungen sind dabei sicherlich als Gründe zu sehen. Zu beobachten ist, dass die Nachfrage in allen Preissegmenten stieg, tendenziell war aber ein Trend zu höherpreisigen Modellen erkennbar. Auch für dieses Jahr prognostiziert BRAN- CHENRADAR ein Umsatzplus von fünf bis sechs Prozent im Bereich der Polstermöbel. Aufgrund der derzeitigen Wohnsituationen (kleinere Wohnungen) gewinnt das Polster- möbel immer mehr an Bedeutung. Man hat zwar kein eigenes Wohnzimmer mehr, man holt sich den Komfort aber mit einem ent- sprechenden Möbel in die Wohnung. Die Mö- belproduzenten haben darauf reagiert. Viel- fältigste Funktionen, Designs und Varianten ersetzen ein Wohnzimmer, ein Homeoffice, ein Schlaf- bzw. Chillzimmer und vieles mehr. Was nimmt man, Stoff oder Leder? Der Trend geht sicherlich mehr in die Richtung der Textilien. Zum einen ist es eine Budgetfrage, zum anderen nimmt die Qualität moderner Textilien stetig zu. Das „Stoffsofa“ bietet ver- schiedenste Materialien mit teils völlig unter- schiedlichen Eigenschaften. Natürlich ist Stoff nicht so strapazfähig wie Leder, aber Stoff hat diesbezüglich aufgeholt. Der Rohstoff Leder ist zurzeit in hoher Qualität schwer zu bekommen, was sich auch auf die Preisent- wicklung auswirkt und weiter auswirken wird. POLSTERMÖBEL Stoff oder Leder? Die Polstermöbel haben im letzten Jahr – zumindest in Österreich – einen wahren Boom erlebt. Plus 8,4 % meldet der BRANCHENRADAR (www.wohninsider.at/top-news/artikel/polstermoebel-im-hoehenflug.html ) . Speziell die Coronakrise hat hier vielen Konsumenten vor Augen geführt, worauf sie sitzen oder chillen. Auch bei den Bezugsmaterialien bewegt sich einiges. Stoff oder Leder? Dazu befragte wohninsider Vertreter der Branche: Walter Kandut, Österreich Vertretung KFF Die Produktion von KFF war von Anfang an auf die Fertigung von Stühlen und Loungemöbel in Leder ausgelegt. Mit der Produktion ausschließlich in Deutschland ist auch die Qualität der verarbei- teten Lederhäute gegeben. Bis vor zwei bis drei Jahren betrug der Leder Anteil der Gesamt- produktion weit über 90 %. Um von dieser „Umklammerung“ etwas loszukommen, wird seitdem versucht Modelle zu entwickeln die auch Material- und Farbkombinationen, Stoff mit Leder, ermöglichen. Mit dem Erfolg, dass der Stoffanteil inzwischen deutlich gestiegen ist. Dieser Trend wird sich weiter fortsetzen, da die Nachfrage nach Leder in Europa größer ist als der Markt produziert. Die Differenz hat in der Vergangenheit Asien ausgeglichen. Durch den veränderten asiatischen Lebensstil ist der Eigenbedarf dort sprunghaft angestie- gen und wir in Europa bekommen zu wenig Lederhäute. Hochwertiges Leder ist absolute Mangelware und extremen Preisschwankun- gen unterworfen. Der erschreckende Kampf um die Ressourcen ist auch hier sichtbar. www.agentur-kandut.at Stefan Bornemann, Geschäftsführer Erpo Wir produzieren seit 1952 und haben uns über viele Jahre den Ruf eines Herstellers erarbeitet, der eine Kern- kompetenz in der Lederverarbeitung hat. Im Jahr 2010 haben wir eine hochwertige Stoffkollektion aufgebaut, die wir jedes Jahr weiter pflegen und haben mittlerweile einen Anteil von 33% in hochwertigen Stoffen. Trotzdem oder gerade deshalb haben wir unsere Lederkollektion auch immer weiter gepflegt und bieten hier auch naturbelassene und „Spezial“-Leder an. www.erpo.de Anna Kapsamer, Geschäftsführerin JOKA Bei uns ist der Anteil an in Leder gefertigten Polstermöbel sehr ge- ring – unter 5 %. Dieser Wert ist seit Jahren relativ stabil, ein Trend zu mehr Leder lässt sich nicht erkennen. www.joka.at Fotos: © jeweiliges Unternehmen
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