Dezember 18 / Januar 19
84 wohninsider.at WOHNEN wohninsider: Herr Keinberger, Ihre Kolle- gen Martin Öller und Thomas Moser ha- ben sich ja Mitte Juni für exakt 100 Tage aus dem operativen Geschäft zurückge- zogen um in Klausur zu gehen. Welche Er- gebnisse ergab diese Auszeit? Rüdiger Keinberger: Sie haben viele Ein- drücke gesammelt und über vieles kann man jetzt noch nicht sprechen. Was man schon sagen darf, ist, dass unsere Produkte für uns eine zentrale Rolle spielen und dass diese in Zukunft nochmalige Priorität erlangen wer- den. In der Zukunft werden wir weiterhin un- sere Produktwelt mit vielen neuen Produkten anreichern. Immer unter der Prämisse: Das Haus soll nicht bedient werden, das Haus soll bedienen. Derzeit haben wir etwa 20 neue Produktentwicklungen in der Pipeline. Wie hoch ist derzeit der Anteil an Eigen- produkten und wie ist das Ziel? Alles, was wir jetzt anbieten, sind eigene Lo- xone-Produkte. Wir entwickeln, designen und assemblieren alle Produkte. Die Zulieferer kommen größtenteils aus Deutschland und Österreich. Aber wird werden in Zukunft im- mer wieder über strategische Akquisitionen nachdenken. Im Vorjahr haben wir mit Bau- disch Intercom bereits einen wichtigen strate- gischen Partner zur Gänze übernommen. Andere Akquisen sind derzeit nicht kon- kret? Nein, darüber können wir sprechen, wenn es soweit ist. (lacht) Wie lautet das nächste Unternehmensziel und wann soll es erreicht werden? In Zahlen ausgedrückt 200 Mio Euro Um- satz im Jahr 2020. Darüber hinaus wollen wir uns im nächsten Expansionsschritt im kom- menden Jahr mit einer eigenen Niederlassung nach China wagen um den Markt dort zu er- obern. Wagen wir einen Blick in die weitere Zu- kunft: Wie sieht Ihrer Meinung nach ein Smart Home 2040 aus? Es wird noch bequemer, die Bewohner wer- den sich noch weniger Gedanken machen müssen. Es wird uns das Leben noch weiter vereinfachen in allerlei Hinsicht. Wir wer- den die Energieeffizienz nochmal verbessern, um immer ein perfektes Raumklima zu ha- ben. Gleichzeitig werden wir, durch die Stan- dardisierungen, die wir jetzt umzusetzen be- ginnen, solche Lösungen noch einfacher in den Haushalt implementieren können. Da- mit will ich auch gleich die Frage beantwor- ten: Warum ist der Durchbruch in der Men- ge aber noch nicht passiert? Der Grund dafür ist, dass derzeit alles noch Individuallösungen sind. Das wäre etwa in der Autoindustrie so nicht vorstellbar. Wir haben daher mit der Standardisierung begonnen, und damit ver- einfachen wir den Prozess der Planung sowie der Installation und der Inbetriebnahme ex- trem. Was bedeutet das konkret? Durch die Erfahrungen, die wir in den letz- ten zehn Jahren gesammelt haben, haben wir mächtige Tools, nämlich die Autoplanungs- und Autokonfigurationstools geschaffen. Wir haben ein Kompendium erstellt, das darstellt, wie ein Smart Home funktionieren soll. Wenn man diesen Standard in einem Neubau um- setzt, ist ein Planungsaufwand von einer hal- ben Stunde inkl. Stückliste und Funktionslis- te ausreichend. Und wenn alle Komponenten installiert sind, brauchen Sie für die Konfigu- rierung im Wesentlichen nur mehr auf einen Knopf drücken. Kann man das auch in Kosten standar- disieren? Nehmen wir als Beispiel einen Vier-Personen-Haushalt mit einer Wohn- fläche von 150 qm. Mit einemMehrkostenaufwand ab ca. 10.000 Euro inklusive Miniserver, Spots, ect. und der Installationsarbeiten ist man schon dabei. Wenn man eine Vollausstattung haben möch- te, wie wir sie hier im Loxone Showhome haben, belaufen sich die Kosten auf etwa 20.000 Euro. Wenn man aber ohnehin intel- ligente Bereiche, wie die Beschattung, Zutritt, ect. geplant hat, steigt man praktisch mit Null Mehrkosten aus und hat obendrauf noch mehr als 20 Smarthome-Funktionen kosten- los obendrauf. Bleiben wir bei der Kostenrechnung, wie schnell könnte sich so ein Haus, das ja auch energieeffizenter arbeitet, amorti- sieren? Realistisch betrachtet ist in Österreich, wo wir schon viel mit Passivhäusern arbeiten, da nicht mehr viel rauszukitzeln. Aber in anderen Märkten, etwa in den USA oder Spanien, ha- ben wir Amortisationszeiten von vier bis fünf Jahren, die realistisch sind. Aber im Wesent- lichen geht es ums Wohlfühlen. Das Plus an Wohlfühlfaktor ist nicht in Zahlen darstellbar. Sie sprechen in allen Unterlagen von 50.000 Handgriffen, die sich ein Vier-Per- sonen-Haushalt in einem Jahr mit einem Smart Home von Loxone erspart: Wie set- zen sich die zusammen? Ich nenne hier ein paar Beispiele: Wenn Sie in der Nacht aufstehen, brauchen Sie keinen Lichtschalter suchen, am Weg ins Bad er- sparen Sie sich schon bis zu drei Lichtschal- ter, dann der Weg zurück. Plus: Sie haben den Vorteil, dass der Partner nicht munter wird, weil das Licht automatisch stark gedimmt ist. Oder die Beschattung, die sie nicht bedienen müssen, weil die sich selbst nach dem Gang der Sonne richtet und weiß, ob sie hoch fah- ren soll, weil Winter ist, oder im Sommer rechtzeitig runterfährt, um ein Überhitzen der Räume zu verhindern. Was waren die größten Herausforderun- gen in der Entwicklung des Systems? Wir haben als Start-up begonnen und von Be- ginn an den Miniserver das Gehirn als Zent- rale aller Komponenten installiert. Die exakte Abstimmung aller Komponenten ist der Clou, beispielsweise bei der Beschattung: Wie mach ich die so intelligent, dass sie dann hochfährt, wenn das Haus sich erwärmen soll, dass sich die Lamellen einstellen zum Einstrahlwinkel der Sonne. Das ist hochkomplex. Jedes Pro- dukt muss mit der Intelligenz/den Sensoren ausgestattet werden, die es ermöglichen, die- se Regelung vollautomatisch vorzunehmen. Ein weiteres Beispiel ist unser TouchTaste. Je- der Taster hat einen Thermostat integriert, damit haben wir die Grundvoraussetzungen geschaffen, jeden Raum als Einzelraumrege- lung abzubilden. Die Produkte müssen nicht nur perfekt vernetzt sein und miteinander kommunizieren, sondern auch lernfähig sein, wie etwa bei der Heizung. Da sind wir schon einen Schritt weit im Thema künstliche Intel- ligenz. Heißt das im Umkehrschluss, dass externe Geräte nicht vorgesehen sind zum Imple- mentation? Interview mit Loxone-GF Rüdiger Keinberger CEO Rüdiger Keinberger
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