Dezember 2019 / Jänner 2020

06.2019 |Dezember/Jänner |wohninsider.at 119 MESSEN : EVENTS einen der findige Unternehmer Fields, der als Erster unter anderem revolvierende Kredite, Geld-zurück-Garantien und bedingungslose Rückerstattungen sowie kostenlose Lieferung als Dienstleistung etablierte. Er stellte weib- liche Mitarbeiter ein, eine von ihnen sollte dann auch, so will es die Legende, für den tra- ditionellen Walnut Room verantwortlich sein. Aber auch das Gebäude in der State Street ist unique. So findet sich in dem 1893 eröffneten Kaufhaus das größte Tiffany Mosaic der Welt, das unter der Aufsicht von Louis Comfort Tif- fany himself über einen Zeitraum von einein- halb Jahren auf 557 Quadratmetern gesetzt wurde. Das schillernde Favrile-Glas ist heute noch einzigartig und mehr als nur ein Blick- fang. Ebenso bemerkenswert und populär sind die beiden „Great Clocks“ an der Außen- front des Gebäudes. Fields etablierte damit nicht nur einen simplen Zeitmesser, sondern vielmehr noch einen populären Meetingpo- int, der mittlerweile weltweit bekannt ist und so in aller Munde war. Marketing at it’s best. Als das Kaufhaus, das sich über mehrere Ge- schoße erstreckt, in seiner jetzigen Form 1907 eröffnete, galt es mit seinen 124.400 Quadrat- metern Verkaufsfläche zudem als das größte Kaufhaus der Welt. Über die Jahrzehnte hinweg hat man Loca- tion und Strategie immer wieder an den Puls der Zeit angepasst und gleichzeitig darauf ge- achtet, die Historie zu bewahren: Sei es etwa mit einem lokalen DJ, der an Wochenenden schon mal im Store auflegt und diesen zu einer Dancehall werden lässt oder die bewusst plat- zierten historischen Bilder im Gebäude. Mar- shall Fields hat Geschichte, Marshall Fields hat mehr als nur EINE „Story to tell“. Kein Wunder, dass es Petitionen und Demonstratio- nen gab, als Macy’s 2006 das Kaufhaus über- nahm. Erfolglos, denn der Name Marshall Fields ist nur mehr an einer Tafel amGebäude geblieben, im Übrigen wurde der Store umfir- miert und fungiert heute als Flagshipstore für Macy’s in the Middlewest. Das erste frauen-exklusive Restaurant seiner Zeit Ein Highlight von Marshall Fields ist ohne Zweifel der weltweit bekannte Walnut Room: Heute ein etwas schwer anmutender Raum, getäfelt mit kaukasischem Nussholz, behan- gen mit schweren Lustern aus Österreich, war er Ende des 19. Jahrhunderts eine Sen- sation. Denn auf Anregen der ambitionier- ten Shop-Managerin Sarah Hering entstand dort das erste frauen-exklusive Restaurant. In einer Zeit, als die wohlbetuchten Ehefrauen gerne untertags shoppten, aber es für sie als unsittlich galt, alleine auswärts zu speisen, tat sich eine Kluft auf. Hering dachte ‘out of the box’ und lud ihre Kundin ins Hinterzimmer zu Omas Hühner-Pastete. Die Kundin blieb, ging gestärkt und motiviert zurück in die Ver- kaufshallen und shoppte weiter. Nicht ohne vorher anzuregen, dass sie gerne in ein paar Tagen mit ihren Freundinnen wiederkommen würde. Ein Bedürfnis war da, das Hering ge- schickt mit der Anregung zum ersten frau- en-exklusiven Restaurant zu stillen verstand und auch noch Pionier-Arbeit leistete. Den Walnut Room gibt es auch 2019 noch, und jedes Jahr zu Weihnachten ziert dort ein me- terhoher Weihnachtsbaum das Geschehen, das Restaurant ist monatelang ausreserviert. Heute ist Marshall Fields – offiziell – eines von 680 department stores in 43 Ländern unter dem Dach von Macy’s, zu der auch Bloomingdale’s, Bluemercury, and Macy’s Backstage gehören. Der Jahresumsatz 2018 beträgt rund 25 Mrd Dollar. www.macysinc.com Eine Puppe wie du Wohl eines der erstaunlichsten Konzepte, das alle Klischees, die man von den USA haben könnte, erfüllt, ist jenes von Ameri- can Girl ® . 1986 gegründet, steht das Kon- zept für ein Ziel: „building girls of strong character and helping them reach their full potential“, wie es auf der Webseite heißt. 19 Retail-Stores, ein Online-Shop, diverse social-media-Kanäle werden bespielt. In der Geschichte wurden bereits 32 Millionen Puppen und 157 Millionen der dazugehöri- gen American Girl ® -Bücher verkauft. Das Konzept hat mehrere Awards gewonnen und wird immer wieder als Modell für den Erlebnis-Einzelhandel herangezogen: Das Erstaunliche daran eröffnet sich jedoch erst in den vielen Details. Es beginnt damit, dass Puppen vollkommen individualisiert und an die Wünsche der Mädchen angepasst werden können, in Haarfarbe, Hautfarbe, Kopfform uvm. Verkauft werden sie dann jeweils mit der entsprechenden Lektüre, dem American Girl Book, das die Story aus der Sicht der Mädchen darstellt. Auf der Website finden sich zudem mehrere Blogs zu Themen wie Erziehung, Kochen, aber auch zu virtual mobbing, sowie Foren und Veranstaltungs- kalender, welche für die Eltern der Mädchen, aber auch die Mädchen selbst und ihre Pup- pen (sic!) konzipiert sind. Adaptiert an die unterschiedlichen Altersklassen kann man von der Luxury-Geburtstagsparty bis zur Skyline Feuerwerk Show alles buchen – für Kind und Puppe. Es ist nur eine Frage des Portemonnaies. Für die Puppen organisiert American Girl ge- nauso hingebungsvoll Geburtstagspartys wie für ihre Besitzerinnen. Darüber hinaus gibt es auch Beauty-Salons für die Mädchen  Die Tiffany- Kuppel ist mit 557 Quadratmetern angeblich das größte Mosaik seiner Art der Welt. Das erste frauen-exklusive Restaurant war der nunmehrige Walnut Room.  »

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