Dezember 2019 / Jänner 2020
06.2019 |Dezember/Jänner |wohninsider.at 121 AM POINT OF SALE WALTER KANDUT Messe – SEIN oder nicht SEIN! Foto: © Kandut Walter Kandut betreibt gemein- sam mit seiner Frau Elisabeth die „agentur für wohnen und mehr“ in Wien. Seine Handelsagentur mit Schwerpunkt auf Service und Kompetenz für den exklusiven Möbel- und Objektfachhandel baut auf über 30-jährige Erfahrung im Verkauf und als Agentur. I ch möchte hier keine Bilanz des vergangenen Jahres oder eine unsichere Aussicht für das nächste Jahr machen. Zu eindeutig ist die Polarisierung fortgeschritten und wohl auch einzementiert. Aufmerksame Le- ser werden meine Kommentare dazu noch in Erinnerung ha- ben. Wir können nur in unserer Gruppe an einer Verbesserung arbeiten. Allein ein großer Player der Großfläche macht wesentlich mehr Umsatz als alle Exklusiven zusammen und trotzdem hat man sehr oft das Gefühl, der „Feind“ ist der Gleichgesinnte, das Studio in der Nähe. Die meiste Ener- gie geht in das Gegeneinander, das viel wichtigere Miteinander bleibt sehr oft auf der Strecke. Miteinander heißt aber auch of- fen zu sein, Meinungen anderer zu akzeptieren und das Rad nicht immer neu zu erfinden. Die Fachmessen Dazu gehören auch die wenigen Möbelfachmessen, als ein weg- weisender, globaler Meinungs- austausch zwischen exklusiven Produzenten und dem wichtigen Handel vor Ort. Eine Art güns- tige Weiterbildungsmöglichkeiten der Branche. Wie viele ernstzu- nehmende Fachmessen gibt es eigentlich noch? Kleinere Messen in Dänemark, Spanien oder Hol- land und anderen Ländern sind innovativ, aber mehr oder weni- ger regional aktiv und haben kei- ne länderübergreifende Bedeu- tung. Es stellt sich eigentlich auch die Frage was ist eine Fach-Mes- se. Ist es eine Leistungsschau der Industrie, oder ist es eine Bevor- mundung des Handels? Aus mei- ner Sicht weder noch. Wer bestimmt? Sollen wir uns auf die Meinung weniger „Gurus“ verlassen, oder ist es nicht besser, gemeinsam am letztendlich gleichen Ziel zu arbeiten? Es kann aber auch kein stures Hinnehmen vermeintlicher gesellschaftlicher Entwicklungen sein. Wir hätten es in der Hand, Fehlentwicklungen aufzuzeigen und Trends zumindest mit zu be- stimmen. Das geht nur von innen heraus. Wir müssen dahinterste- hen, dann werden es die Kunden auch annehmen und verstehen. Händler wie Hersteller ticken in dem Fall gleich und haben mit denselben menschlichen Proble- men zu kämpfen. Es geht schon lange nicht mehr „Groß gegen Klein“, sondern wie vermitteln die „Exklusiven“ ihre Produkte und Ideen dem Kun- den. Es geht aber auch nicht um Marke gegen Massenware, dieser Zug ist schon lange abgefahren. Der sogenannte „italienische Stil“ war Jahrzehnte tonange- bend, auch deshalb hat sich die Messe in Mailand als Leitmesse entwickelt. Die derzeit weltweit wichtigste Messe überhaupt, aber auch eine Messe der Insze- nierung, die bevormundet und wenig Input von außen zulässt, wie in der Mode-Branche wo we- nige den Ton angeben, und alle anderen dem scheinbaren Trend folgen. Und sie sind damit stän- dig „Getriebene“. Viele sind im Plappermodus, haben die nötige Objektivität verloren und lassen sich von den ersten Frühlingsboten, dem ver- meintlichen Lebensstil (eigentlich mehr ein Traum), einer blenden- den Massenbewegung (weil alle hingehen muss es gut sein), dem Mainstream (ver)leiten. Wohnen und Einrichtung ist im Vergleich dazu eine langlebige Angele- genheit, wo letztendlich andere „Werte“ im Vordergrund stehen sollten und müssen. Vor allem aber greifbare Nachhaltigkeit und ernstzunehmender Umgang mit der Klimaproblematik sollten den Vorrang haben. Wohin das blinde Verfolgen von Modetrends führt sieht man an der Klimakrise, und hier vor al- lem am Verkehr. Noch nie wur- den so viele SUV angemeldet wie derzeit, obwohl die allerwe- nigsten damit ins Gelände fahren (dürfen). Wir stehen vor dem Ab- grund und unternehmen nichts, besser gesagt zu wenig. Im freien Fall ist es zu spät gegenzusteuern. Mir kommt vor, je mehr über diese Problematik geredet und geschrieben wird, desto weniger setzt es die Gesellschaft um. Ein Umdenken unseres gegenwärti- gen Lebensstiles ist zwingend not- wendig, auch in unserer Branche. Die Messe der Möbel Da kommt die Messe in Köln, als Nummer zwei in Europa, wie- der ins Spiel. Sie hat das große Potenzial als Messe der Möbel und weniger der Inszenierung. Im Vordergrund steht das langle- bige Produkt. Der Markt besteht nicht nur aus einer Show, er ver- langt auch nach Vielfalt, damit eine individuelle Darstellung möglich ist. Dazu kommt noch, je bekannter die Marke desto we- niger wird der klassische Handel benötigt. Stärken wir eine Messe die den Fokus nach wie vor auf das Produkt hat, überschaubarer, persönlich und vor allem offen für jeden Besucher ist. Europa wächst immer mehr zusammen. Die bestehenden Unterschiede sind nur mehr nach größeren Re- gionen vorhanden und trotzdem noch viel individueller als außer- halb Europas. Es kommt aber auch auf die per- sönlichen Erwartungen an. Lasse ich mich blindlings von anderen führen oder benötige ich unter- schiedliche Inputs, um meinen eigenen Weg zu finden. Die Mes- se in Köln bietet diesbezüglich wesentlich mehr Anknüpfungs- punkte. Diese Zeit sollte es jedem Wert sein – wie gesagt ein Mitei- nander und kein Gegeneinander – und stärken Sie Köln mit Ihrem Besuch, langfristig lohnt es sich nicht nur auf ein Pferd zu setzen. Bleiben Sie offen für Neuheiten, Sie werden es nicht bereuen. Meine Handelsagentur konzen- triert sich mittlerweile auf zwei namhafte Hersteller, die global aber vor allem auch nachhaltig agieren. Für beide ist Köln die wichtigere Messe. Sie finden mich in Köln von 13. bis 17.1.2020: Ì Ì KFF/ASCO, Halle 11.1., B001 Ì Ì miinu, Halle 11.1., D001 www.agentur-kandut.at Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind. (Albert Einstein)
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