Dezember 2019 / Jänner 2020

78 wohninsider.at |Dezember/Jänner | 06.2019 KOMMENTAR S ich stark verändernde Lebensentwürfe und Klimaveränderungen haben direkten Einfluss auf die Themenwelten der kommenden imm cologne (13. bis 19. Jänner 2020): Neben den heiß gehandelten Trends im Interior Design – allen voran von den im Pure Bereich vertretenen Designlabels – wird auch in der Themenwelt Home intensiv über Möbelsysteme für urban verdichtete Lebensräume und praktikable Nachhaltigkeitsrezepte diskutiert. Von innen nach außen, von der Sitzgruppe zum Wohnkochen oder von schwarz nach weiß: Das sind die neuen Entwicklungen. Erste-Bank-Chef Peter Bosek sagt in den Salzburger Nachrichten: „Wohnen wird tendenziell immer teurer. Schon jetzt halten 53 Prozent der Österreicher Wohnen für nicht mehr leistbar. Das ergab eine bundesweite Integral-Um- frage unter 1.800 Österreichern im Auftrag der Erste Bank und Sparkassen im Juni. Düster sehen die Umfrage- teilnehmer auch in die Zukunft: Drei Viertel schätzen, dass Wohnen im Jahr 2030 kaum mehr bezahlbar sein wird.“ Was bedeutet das? Die Wohnungen werden kleiner, um halbwegs leistbar zu bleiben und um das umzusetzen werden Räume eingespart. Der große Verlierer dabei ist das Wohn- zimmer. Das Wohnzimmer geht auf in Essbereich, Übergangsbereich oder ist überhaupt nicht mehr vorhanden. Woh- nen, Couchen, Chillen und Laptopen will aber trotzdem jeder. Also müssen moderne Möbel das Wohnzimmer ersetzen. Genau da liegt die Chance der Möbelhersteller und natürlich auch des Möbelhandels. Die Möbel der Zukunft müssen mehr können. Wohnen neu denken Gefragt sind innovative Wohnkonzepte und anpassungsfähige Einrichtungs- gegenstände, um auch auf kleinem Raum eine hohe Wohnqualität realisieren zu können. Tiny Houses oder Wohnboxen stellen Sonderlösungen dar, die als Utopien hinterm Haus, in Parks, auf Dächern oder auf der „grünen Wiese“ entstehen, dabei aber innovative Einrichtungslösungen für kleine Räumlichkeiten vorleben. Diese ersten Muster für zukünftige Wohnfor- men sind nicht nur Phänomene eines sich stark verändernden Immobilienmarktes, sondern auch ideelle Entwürfe für einen neuen Lebensstil. Mobilität wird zu einer Grundanforderung an modernes Wohnen und fordert innovative Einrichtungsideen. Die Chance für einen eigenen Weg eines kreativen Planers, Innenarchitekten oder Möbelhändlers. Weg vom Mainstream und Preiskampf. Die imm cologne 2020 wird diese Entwicklungen mit konkreten Serien- produkten abbilden – sind doch flexible Möbel- und Einrichtungssysteme nicht nur gefragte Ausstattungselemente im Objekt- geschäft, sondern stellen auch im privaten Sektor einen großen Wachstumsmarkt dar. Verantwortungsvoll leben – nachhaltige Kaufentscheidungen Der Wunsch vieler Menschen, einen positiven Beitrag zum Umweltschutz zu leisten, hat auch Auswirkungen auf das Wohnen. Möbel sollen nicht nur Natur- nähe ausdrücken, sondern auch naturnah bzw. -schonend sein. Recyclingprodukte und Nachhaltigkeitskonzepte sind die Antworten der Designer und der In- dustrie. Für den Kunden sind gesunde Innenraumluft, emissionsarme Produkte und eine lange Nutzungsdauer durch eine hohe Produkt- und Designqualität wichtige Kriterien beim Kauf von Mö- beln und Einrichtungsgegenständen. Die Produktion nachhaltiger Möbel ist für viele Hersteller der Einrichtungsindustrie schon seit Jahren ein wichtiges Thema. Die Probleme eines Klimawandels und der Nachhaltigkeit von Produkten erkennt heute jedes Kind, leider ein ganz Mäch- tiger nicht. Genau in diesen Bereichen kann der Möbelfachhandel, im Gegensatz zur Großfläche, punkten. Er muss es nur gegenüber seinen Kunden argumentieren, dass Billigprodukte keine Nachhaltigkeit haben, eigentlich Wegwerfprodukte sind und die Umwelt versauen. Abgesehen von den Transportwegen, die hier noch dazu kommen. Der Konsument steht diesen Themen immer aufgeschlossener gegen- über und sie gehören in jedes Verkaufsge- spräch. Auch das Produktportfolio sollte in diese Richtung aufgestellt sein. Die ganze Welt und somit auch die Einrichtungswelt ist im Wandel begriffen und das wird in den Möbeln der Zukunft ganz deutlich. Schreiben Sie mir zu diesem Thema, wir veröffentlichen auch gerne Ihre Meinung! gh@wohninsider.at WOHNZIMMER – der große Verlierer KOMMENTAR von Gerhard Habliczek Foto: David Bohmann

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