Dezember 2019 / Jänner 2020
96 wohninsider.at |Dezember/Jänner | 06.2019 RAUM : OBJEKT E s ist eben so, dass neben einem gu- ten Frühstück und einem sauberen Bad, das Hotelbett bzw. der gute oder schlechte Schlaf meistens im Erinnerungsfokus des Gastes blei- ben. Gästebefragungen bestätigen, dass ihnen bequeme und saubere Hotelbetten am Wich- tigsten sind. Obwohl ein erholsames Schlaf- erlebnis ganz oben auf der Prioritätenliste des Gastes steht, sieht die Prioritätenliste des Ho- teliers oder Generalplaners leider oftmals an- ders aus. Nimmt in Planungsgesprächen und Kostenschätzung das Bett anfangs noch einen wichtigen Stellenwert ein, so werden aber dann die ersten Abstriche beim Bett gemacht, wenn das geplante Budget überschritten wurde. Das schöne, hohe geschwungene Polsterkopfteil mit Chesterfieldabheftung hat dann eben höhere Priorität als die Funktionalität und Ergono- mie von Matratze und Lattenrost. Bei meinen manchmal schlaflosen Nächten in Hotels ist es für mich unvorstellbar, dass der Hotelier die gleiche Qualität von Bett und Matratze ver- wendet, die er seinen Gästen zumutet. Miet- oder Leasingkonzepte für Hotelbetten, ähnlich wie bei Mietwäsche, oder eine Händlerko- operationen mit dem regionalen Schlafstudio wären auch eine interessante Alternative zum Fixkauf für regionale Fachhändler. Der Siegeszug der Boxspringbetten In der Zeit, als viele amerikanische Hotelket- ten nach Europa kamen wurde der Siegeszug der Boxspringbetten eingeläutet. Nicht ohne Grund sind diese Schlafsysteme im Hotel- segment sehr begehrt. Waren die Betten nach amerikanischem Anspruch noch weich wie ein Trampolin, wurde diese auf europäische Bedürfnisse in Ergonomie, Festigkeit und Komforthöhe angepasst. Durch die Box- und Komforthöhe sind diese Betten für die unter- schiedlichsten Gewichtsklassen einsetzbar und lassen sich mit vergleichsweise geringem Auf- wand individuell auch an die verschiedensten Bedürfnisse anpassen. Die qualitativ höher- wertigen und zonierten Tonnentaschenfeder- kerne sind gegenüber den Bonellfederkernen zu bevorzugen. Matratzen oder Boxspringbet- ten mit Bonellfederkernen sind zwar äußerst robust und billig in der Produktion, wenn aber zwischen Federkern und Körper oftmals keine 2 cm Aufpolsterungen vorhanden sind, hört man bei jeder Bewegung im Bett das metal- lische Knarren jeder einzelnen Feder und das macht die Nacht zur schlaflosen Mutprobe. Intelligente Bezugs- und Kerntechnologien gibt es zur Genüge, welche ermöglichen mit einem Handgriff 2-4 Festigkeitsvarianten ein- zustellen, die das Housekeeping oder sogar der Gast selber anpassen könnte. Oft wären schon zwei Festigkeiten in einer Matratze oder im Bett, oder ein Topper eine sehr einfache und effektive Hilfe und ein Serviceplus für den Gast. Meist ernte ich auf meine Frage an der Rezeption, nach einem „Kissen- oder Topper- menü“ erstaunte Blicke und erwarte jeden Moment die Antwort, dass die Küche bereits geschlossen hat. Immer öfter entwickeln größere Hotelket- ten mit Herstellern gemeinsam Bett- und Schlafsysteme unter Eigenmarken, welche dann von zufriedenen Hotelgästen am Han- del vorbei direkt im eigenen Onlineportal gekauft werden können. Selbstverständlich wird dann eine Übernachtung dem Kauf- preis gegengerechnet. FACHBEITRAG VON ERICH HÖLZL Hotel und Bett – nicht immer eine harmonische Beziehung Ich übernachte im Jahr 50-80 Mal imHotel und könnte ein Buch über „Bettgeschichten eines Handels- reisenden“ schreiben, vielleicht mache ich das noch. Fotos: dormiente, Elastica
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy NDA0NA==