Dezember 2020 / Jänner 2021
22 wohninsider.at |Dezember/Jänner | 06.2020 BRANCHENTALK „Alles, was der Walter angreift, hat Sinn“ , sagen viele über ihn. Und tatsäch- lich, Walter Schweiger ist in der Branche kein Unbekannter. 1963 als neuntes von insgesamt zwölf Kindern geboren, schlug er schon bald eine Möbelkarriere ein. Er absolvierte die Tischlerlehre und nach der Übernahme des Bauernhofs seiner Eltern 1989 eröffnete er gemeinsam mit Ehefrau Leopoldine seinen ersten Betrieb, eine Tischlerei. Mundpropaganda lebte er be- reits zu dieser Zeit at it’s Best, denn seine elf Geschwister rührten kräftig die Werbe- trommel, die Aufträge kamen in der Folge am laufenden Band. Schweiger erzählt: „1994 hatten wir 25 Mitarbeiter, zwei Jahre später waren es bereits 34.“ Schon damals verfolgte er stets hehre Ziele, man lieferte u.a. bereits für die Flugzeug- und Automobilindustrie. Doch irgendwann war der „Casus Knaxus erreicht, von 1000 Aufträgen waren 800 nicht lukra- tiv“, erläutert Schweiger. Und so suchte man nach effizienten Auswegen aus der unbefriedigenden Situation und verfolgte unterschiedliche Ansätze. Das ihn ein Le- ben lang begleitende Motto „Speed is the need“ gab dann den entscheidenden Aus- schlag, die Vision von SpeedMaster mit dem damals gänzlich neuen Ansatz der „Möbelteile per Mausklick“ war geboren – und innerhalb kürzester Zeit auch be- willigt, finanziert und auf Schiene gesetzt. Schweiger erzählt: „Wir haben ein Grund- stück erworben, neue Maschinen gekauft und alles vernetzt. 2001 war alles gebaut, 2002 sind die ersten Produkte von Band gelaufen.“ Schweiger weiter: „Wir hat- ten alles..., nur keinen Kunden.“ Aber er glaubte an seine Vision und seine Philoso- phie. „Das Projekt war einfach cool.“ Bald überzeugten sich auch die ersten Kunden davon und die steile Kurve nach oben war begründet. Schweiger: „Ab dem Jahr 2003 kamen jedes Jahr 1000 weitere Kunden hinzu.“ Das Unternehmen schoss in den Himmel, 2007 verkaufte er Speedmaster, sein Bruder Günther, der bereits einige Jahre im Unternehmen als Betriebsleiter arbeitete, übernahm die Geschäftsführung gemeinsam mit Dr. Philipp Waechter. Die Periode pabneu und der Wendepunkt 2008 kaufte Walter Schweiger gemein- sam mit Alois Müller das Unternehmen pabneu. „Wir hatten 211 Mitarbeiter. Und führten jeden Tag Mitarbeitergespräche. Wir besprachen die Leitsätze der Unter- nehmensphilosophie regelmäßig. Das ging aber nicht in Fleisch und Blut über!“ Viel Kraft und Hingabe steckte er gemeinsam mit Müller in das Unternehmen. „Ich habe da gekämpft wie ein Löwe – doch irgend- wann ging mir die Energie aus.“ Und dann kam der plötzliche Wendepunkt 2010. "Ich sollte eine Unternehmenspräsentation hal- ten, wie so viele Male davor. Zahlreiche potenzielle Kunden waren da, ich stand da oben – und es war – aus!“ Es war ein Black- out, der einen Burnout aufzeigte. Oder, wie Walter Schweiger es formuliert: „Die Spirale dreht sich ganz nach unten, bis du aufschlägst. Du hast dann nichts mehr zur Verfügung auf der Festplatte...“ Der lange Weg zurück Es war nur ein kurzer Moment, der für Walter Schweiger jedoch sein weiteres Le- ben veränderte. „In der Folge war ich für zwei Jahre komplett ausgefallen. Das Feu- er war erloschen. Es machte keinen Sinn mehr.“ Die Unternehmensanteile von pab- neu verkaufte Schweiger und absolvierte eine systemische Ausbildung in München. „Das hat mir viel gegeben“, sagt er heu- te darüber. „Im Anschluss daran habe ich wieder ganz langsam angefangen zu brennen.“ Doch, so der Nachsatz: „So richtig lief es erst wieder seit 2014.“ Für Schweiger waren die Jahre dazwischen auch eine Rückbesinnung. „Wo komme ich her?“ war die oftmals gestellte Frage an sich selbst. Und ein entscheidendes Er- lebnis war dann die Messe in Bad Salz- uflen. „Dort habe ich mich wieder den Themen Pulverbeschichtung und Kera- mik gewidmet.“ Themen, die ihn schon wohninsider im Unternehmen WALTER SCHWEIGER VISION MUSS SEIN Revoluzzer, Tischlermeister, Familienvater, Visionär und Burn-out-Präventionstrainer. Walter Schweiger hat in seinem Leben bereits vieles erreicht und noch mehr zu erzählen. Im Lock-down-Gespräch mit wohninsider gab er tiefe Ein- blicke in sein bewegtes Leben und berichtet, warum man mit Visionen keinesfalls einen Arzt aufsuchen sollte... V on G erhard H abliczek und L illy U nterrader Auf der kommenden küchenwohntrends in Salzburg ist der Vordenker und Revo- luzzer zum Kamingespräch geladen. „Ich werde erzählen, wie es mir ergangen ist. Auch wenn es nicht immer einfach war.“ „Ich bin einfach in das Handwerk verliebt. Es gibt nichts Schöneres, als etwas Sinnvolles herzustellen.“ Fotos: f1 fotodesign, Lilly Unterrader/wohninsider
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy NDA0NA==