Dezember 2020 / Jänner 2021

30 wohninsider.at |Dezember/Jänner | 06.2020 DESIGN : TRENDS die Sensorik schärfen und Interaktion fördern. Der Ansatz des Teams, Unbelebtem „eine Seele einzuhauchen“, lotet das Bewusstsein des Designs und seiner Umsetzung so aus, dass sich die Nutzer emotional und intuitiv mit dem Objekt identifizie- ren können. Ist 13&9 Design eine Ergänzung Ihres Architekturbüros INNOCAD, ein Nebenprodukt oder etwas ganz ande- res? Kommt einiges an Designobjekten von Ihnen auch in Ihren Architekturprojekten zum Einsatz? Martin Lesjak: 13&9 Design ist ein eigenständiges Unter- nehmen, das sich in diversen Designsparten bewegt, dies reicht von Beleuchtung, Akustik, Möbeln, Accessoires, Textilien bis hin zu Sound- und Ausstellungsdesign. Aber unser Entwurfs- team inkludiert die Erkenntnisse und Konzepte aus beiden Firmen, nur so können wir holistisch arbeiten – wir betrachten immer das große Ganze. Aus Notwendigkeiten der Architek- turprojekte entstehen oft neue Produktideen oder umgekehrt: Manchmal bildet eine transformative Produktkollektion auch die Basis für neue räumliche Erfahrungen. Woran arbeiten Sie als 13&9 Design-Team gerade? Anastasija Lesjak: Als promovierte Medizinerin beschäftige ich mich seit mehreren Jahren mit Designkonzepten, die auf ei- ner wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Wohlbefin- den des Menschen im Raum basieren. Einer unserer Schwer- punkte betrifft die Wahrnehmungsforschung und die Effekte von bestimmten fraktalen Mustern, die in der Natur vorkom- men, aber auch abstrahiert in einer gebauten Umgebung ein- gesetzt werden können. Hier arbeiten wir mit dem führenden Physiker Prof. Richard Taylor von der Universität Oregon zu- sammen und haben mit seinem Team bereits eine Anzahl von fraktalen Mustern entwickelt, die auf den stressreduzierenden Parametern seiner Forschung aufbauen. Diese wurden in ver- schiedenen Applikationen umgesetzt, wie z.B. bei den Relaxing Floors für den US-Bodenbelagshersteller Mohawk Group, die eine Innovation auf der NeoCon 2019 in Chicago darstellten. Martin Lesjak: Diese Muster sind vor allem in gebauten Umgebungen, in denen der Mensch keinen bzw. keinen ausrei- chenden Zugang zur Natur hat, von Bedeutung. Wir nutzen sie mittlerweile auch in der Innenarchitektur. Die Zusammenarbeit mit diesem Forschungsteam hat eine langfristige Konsequenz für uns, da dynamische Entwicklungen wie Globalisierung, Digitalisierung und Urbanisierung unser Verhalten und auch unser Leben beeinflussen. Dies ist einer der vielen Lösungsan- sätze, mit denen wir uns aktuell im Zusammenhang mit holisti- scher Gestaltung beschäftigen. www.13and9design.com Im Jahr 2013 gewann INNOCAD den internationalen Wettbewerb für die Neugestaltung der Kanonenhalle im Grazer Zeughaus für den Graz Tourismus mit einem Konzept, das Architektur mit Medien- und Produktdesign verband. Das gab den Ausschlag zur Gründung des transdisziplinären Designbüros 13&9 Design. Die „Rolling Stones“ fungieren als Empfangs-Desks und Plattformen für Merchandising-Artikel. © Paul Ott Das modular aufgebaute geräuschabsorbierende Lichtsystem Hex-O (für den international ausgerichteten Grazer Hersteller XAL), hier im EANS Flight Control Center in Estland. © Tonu Tunnel „Ich habe zwei Prinzipien: ‚Never sell out‘ und ‚Never specialize‘. Meine Arbeit ist von Nonkonformismus bestimmt. Wenn wir uns mit einem Thema beschäftigen, ist die Neugierde und der Fokus wesentlich, um Relevanz zu erreichen.“ Martin Lesjak

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