Dezember 2020 / Jänner 2021

32 wohninsider.at |Dezember/Jänner | 06.2020 DESIGN : TRENDS wohninsider: Sie haben sich sofort nach Beendigung Ihres Studiums mit Ihrem Designstudio selbständig gemacht? Betreiben Sie Ihr Designstudio allein oder mit einem Team? Bernhard Osann: Es war ein fließender Übergang. Während mei- nes Studiums bin ich in ein Netzwerk von Kontakten hineingewach- sen, und mein Studio betreibe ich an einem Gewerbestandort in Hamburg, wo ich die gemeinschaftliche große Werkstatt mitbenutze. Ich arbeite zwar allein, bin aber Teil einer Gemeinschaft. Haben Ihre früheren Ausbildungen zum Tischler und Bildhau- er Sie zum Design geführt, oder waren das Wege, die Sie nicht weiterverfolgen wollten? Da war schon eine gewisse Folgerichtigkeit dabei, die sich aus den vorherigen Ausbildungen ergab. Und es hatte für mich auch einen ganz praktischen Nutzen: Das Designstudium in Hamburg ist sehr frei, und ich konnte dort auch in den Werkstätten arbeiten. Ich habe mir mein Studium nämlich mit Tischlerarbeiten verdient. Bis heu- te führe ich Tischlerprojekte vom Entwurf bis zur Fertigung durch, denn in den ersten Jahren ist es schwierig, vom Design allein zu leben. Fließen das Tischlern und Bildhauern in Ihre Arbeit mit ein? Mit Holz scheinen Sie aktuell nicht zu arbeiten… Ich gehe pragmatisch vor, das heißt, ich arbeite mit den Materia- lien, die sich für ein bestimmtes Projekt anbieten. Ich würde nicht eine Leuchte aus Holz machen wollen, nur damit sie aus Holz wäre. Aber grundsätzlich konnte ich von meiner Ausbildung zum Tisch- ler sehr viel an Wissen und Know-how für mein Berufsleben mit- nehmen. Ich war nicht in einem Betrieb, sondern an der Schule für Holz und Gestaltung in Garmisch-Partenkirchen, wo man sehr früh lernt, selbständig zu arbeiten und seine eigenen Entwürfe zu machen. Man bekommt dort einen realistischen Blick für das, was machbar ist und was nicht. Das prägt meine Herangehensweise bis heute: Ich weiß, was funktionieren kann, und das wiederum legt bis zu einem bestimmten Grad fest, welche Form ein bestimmter Ge- genstand annehmen wird – das erspart es mir, erst einen Ingenieur fragen zu müssen. Auch meine zwei Jahre an der Fachoberschule in Bremen in der Fachrichtung Bildhauerei haben mich stark geprägt, denn ich konnte mich dort kreativ vollkommen ausleben, was für mich dann auch der Auslöser wurde, mich vom reinen Handwerk zu befreien und in Richtung Design zu gehen. BERNHARD OSANN Bis an den Rand der Grenzüberschreitung Die Leuchten des in Hamburg arbeitenden Designers Bernhard Osann sind maximal reduziert: Wenn alles Überschüssige weggelassen wird, kommen nicht nur Grundformen wie Linien oder Gelenke zum Vorschein, sondern es wird da und dort sogar fast der Schwerkraft getrotzt. Von Harald Sager „Mein Designstil besteht darin, extrem zu reduzieren, möglichst viel wegzulassen – bis an den Rand der Grenzüberschreitung.“ Bernhard Osann ist aus Augsburg und lebt in Hamburg. © Laura Schulz »

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