Dezember 2020 / Jänner 2021
06.2020 |Dezember/Jänner |wohninsider.at 97 WOHNEN Damit ist natürlich die Verschmelzung von Zuhause und Büro gemeint“, erklärt Oona Horx-Strathern auf die Frage, wie der neue Trend des Home-Offices unser Wohn- und Arbeitsverhalten beeinflusst habe, gestellt im Online-Talk mit Tristan Horx, das aufzeigt, wie die Corona-Krise unsere Lebensum- stände fundamental verändert hat. „Hoffice ist ein Trend, der bereits vor Corona immer wichtiger wurde, denn er bringt uns mehr Flexibilität in unserer Arbeitsweise. Nun wird von allen möglichen Standorten gearbeitet. Alles was benötigt wird, ist ein guter Inter- netanschluss und ein Computer. In unserer aktuellen Situation ist mir jedoch aufgefallen, dass unsere offenen Wohnräume in keiner Weise für das Home-Office angepasst sind. Viele mussten sich in der Not in die Küche oder in den Wäscheraum zum Arbeiten zu- rückziehen. Andere sind in den Gartenschup- pen gewandert, um dort in Ruhe arbeiten zu können: ‚from headquarters to shedquarters‘. Wenn Arbeit und Privatleben nur noch an ein und demselben Ort stattfinden, braucht man dafür mehr Platz, um beides wirklich vonein- ander abtrennen und sich während der Arbeit vom Familienleben zurückziehen zu können.“ Romancing the Balcony – Das Revi- val von Balkonen und Terrassen Auch einen zweiten Wohntrend macht die Expertin und Zukunftsforscherin aus: „Romancing the Balcony“, sprich die Wie- derentdeckung des Freiluft-Wohnzimmers. „Man denkt oft, dass eine kleine Wohnung ein Gefühl von coziness erzeugt, doch oft und besonders in unserer aktuellen Lage kann sie zu Isolierung führen. In Städten sind Woh- nungen kleiner und das wird sich auch nicht ändern“, so Horx-Strathern auf die Frage, ob das Alleine-Leben automatisch Einsamkeit bedeute und was Menschen zusammen brin- ge. „Balkone sind da im wahrsten Sinne des Wortes ein Lichtblick, denn sie wirken als eine Erweiterung und öffnen den privaten Raum nach außen. Sie bieten also Platz aber schaffen auch Verbindung: Dank ihrer Balkone haben die Menschen während des Lockdowns mit- einander kommunizieren können, es ist eine neue menschliche Konnektivität entstanden. Das beste Beispiel dafür sind die Italiener ge- wesen. Die Corona-Krise hat sie besonders ge- troffen, sie waren alle eingesperrt. Die einzige Möglichkeit, dieser Situation zu ‚entkommen‘, erfolgte über ihre Balkone“, beschreibt die Wohn- und Trendexpertin und erläutert den daraus resultierenden Wohntrend von morgen. Home Suite Home – Das Hotel Feeling im privaten Wohnraum Last, but not least, sieht sie noch einen dritten Wohntrend: Das eigene Wohlbefinden in den privaten vier Wänden wird wichtiger, zusam- mengefasst unter der Trendheadline „Home Suite Home“. Oona Horx-Strathern verglei- che „unser Verhältnis mit unserem Wohn- raum immer mit unseren freundschaftlichen oder familiären Beziehungen, die wir über die Jahre etwas vernachlässigt haben. Wir haben dieses Jahr gezwungenermaßen mehr Zeit zu- hause verbracht und uns ist plötzlich aufgefal- len, was alles fehlt und wie man sich dort noch mehr wohlfühlen könnte. Doch anstatt nur zu konsumieren, reflektieren immer mehr Men- schen über das Thema der Nachhaltigkeit in der Möbel- und Baubranche. Die Tendenz ist, dass man sich vom „Ikeaism“ verabschie- det. Parallel zu DIY (Do It Yourself) suchen wir nach professionellen Alternativen, bei denen wir genau nachfragen können, woher die Möbel kommen oder welche Materialien für den Bau benutzt wurden.“ www.zukunftsinstitut.de/homereport „Wir haben dieses Jahr gezwungenermaßen mehr Zeit zuhause verbracht und uns ist plötzlich aufgefallen, was alles fehlt und wie man sich dort noch mehr wohlfühlen könnte.“ „In unserer aktuellen Situation ist mir jedoch aufgefallen, dass unsere offenen Wohnräume in keiner Weise für das Home- Office angepasst sind.“ Oona Horx-Strathern „Balkone sind da im wahrsten Sinne des Wortes ein Lichtblick, denn sie wirken als eine Erweiterung und öffnen den privaten Raum nach außen. Sie bieten also Platz aber schaffen auch Verbindung.“ Future Evolution House. Fotos diese Seite: © Klaus Vyhnalek
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